Weils noch so gut zu Weihnachten passt, wollte ich jetzt doch schnell noch eins der aktuelleren Cecilia Ahern Bücher rezensieren. Das Buch hab ich zwar schon im Sommer gelesen (und es steht auch wieder nicht auf der Liste), aber weil es mit einer Weihnachtsgeschichte anfängt, passt es grad so schön rein. Aber erstmal muss ich zugeben, dass ich nie so richtig weiß was ich von Frau Ahern halten soll. Wie ihr ja nun schon wisst, war ich in meiner "Vor-Listen-Zeit" beim Buchkauf eher ängstlich, was heißen soll, dass, sobald ich einen Autor gefunden habe, dessen Schreibstil mir gefällt, erstmal stumpf alle seine Bücher gekauft habe, bevor ich mich dann wieder an was neues rangetraut habe. Und nachdem ich vor Jahren beim Lesen von "Für immer vielleicht" Tränen gelacht habe, wanderte dann auch stur (fast) jedes weitere Ahern Buch in mein Regal. Obwohl die bei weitem nicht alle brilliant waren...
Beim Lesen der Romane von Cecilia Ahern gehts mir immer ein bisschen wie beim Jojo spielen: mal ist das Buch supertoll und ich bin begeistert und freue mich aufs nächste - und dann flappt das Jojo wieder volle Kante nach unten. Ich bin also ein bisschen vorsichtig geworden. Zusammenfassend mal ganz kurz meine Meinung zum Ahern Jojo:
1. Für immer vielleicht
Wie gesagt, ich hab mich kaputt gelacht! Eigentlich gehen mir Bücher in Tagebuch- oder Briefform total auf den Keks, aber dieses hier hab ich geliebt. Es geht um Alex und Rosy, die schon als Kinder beste Freunde sind und sich bis ins Erwachsenenalter, als beide schon Kinder haben, Briefe schreiben, aber einfach nicht kapieren wollen, wie gut sie zueinander passen! Ahern verpackt die Gedanken ihrer beiden Hauptfiguren in so viel Charme und Witz, dass ich am Ende das Gefühl hatte, die Briefe von zwei Freunden zu lesen.
2. Ps.: Ich liebe dich.
Da werden jetzt viele ganz geschockt sein, aber hier war ich echt enttäuscht. Die Geschichte dreht sich um Holly, deren Mann Gerry vor kurzer Zeit gestorben ist, der ihr aber Briefe mit Aufgaben hinterlassen hat, die Holly erfüllen muss. Die Geschichte fand ich oberflächlich und and die Charaktere kann ich mich kaum noch erinnern, während ich die vom ersten Buch noch ganz genau vor Augen habe. Keine Ahnung, warum das Buch so ein Knaller geworden ist.
3. Vermiss mein nicht
Im Klappentext dieses Buches wird schon so eifrig mit Aherns "Fantasie" und "märchenhaftem Schreibtalent" (oder so) geworben, dass es mich eigentlich hätte studizig machen sollen. Und die Geschichte war dann auch, ähm.. fantasievoll. Oder auch, wenn man etwas kritischer ist, ziemlich realitätsfern. Da hab ich erstmal kein Problem mit, aber leider sind die "märchenhaften Orte", die hier hervorgezaubert werden, so vollkommen ohne eine, auch nur teilweise logische, Erklärung, dass es mich irritiert hat. Zusätzlich war auch hier die Hauptfigur (Polizistin Sandy) wieder etwas platt und am Ende hat die Geschichte genau das Gegenteil von dem bewirkt, was beworben war; Sie hat mich nicht zum träumen gebracht, sondern mich eher deprimiert.
4. Ich hab dich im Gefühl
"Naja, gibste ihr mal noch ne Chance", dachte ich mir. Und hach, war das ein schönes Buch! Zugegebenermaßen auch wenig realistisch, aber hier halten sich "Mystik" und Spannung genau die Waage. Es geht um Joyce, die nach einem schweren Verkehrsunfall inklusive Lebensgefahr und Blutspende auf einmal mit fremden Erinnerungen aufwacht. Schwer voraussehbar lernt sie natürlich den Mann noch kennen, dessen Erinnerungen ihr per Bluttransfusion übertragen wurden. Hier ist Ahern aber mit Witz und viel Liebe dann doch wieder eine bezaubernde Geschichte gelungen.
5. Ich schreib dir morgen wieder
Naaajaa. Ein rebellischer Teenager, dessen fies rebellisches Alter nur wiedergegeben werden kann, indem ihre Tagebucheinträge auch ganeu so klingen wie sie spricht. Wär mir ja viel zu anstrengend gewesen in dem Alter, die ganzen Trotzschnaufer mit aufzuschreiben. Jedenfalls denkt Tamara irgendwann sie spinnt, denn in ihrem Tagebuch finden sich plötzlich Einträge von ihr, die sie noch garnicht geschrieben hat, die sich aber am nächsten Tag immer genauso ereignen. Eigentlich mochte ich den Charakter von Tamara, deren Senisbilität immer wieder durch die flotten Teeniesprüche blitzt. Leider wird am Ende alles so dunkel und fies und es tun sich solch dunkle seelische Familienabgründe auf, dass mein erwartetes Wochenendsonnenscheinbuch schon fast zu gruselig wurde. Und am Ende war ich mal wieder deprimiert. Das ist nicht das, was ich mir unter einem "magischen Lesevergnügen" vorstelle. An sich aber kein schlechtes Buch.
6. Zeit deines Lebens
Hab. Ich. Ge. Heult! Hier sind wir jetzt beim Buch angelangt, das ich kurz vorstelen wollte, weil es noch so gut in die Weihnachtszeit passt. Lou Suffern, ein karrieregeiler Mistkerl, der seine Frau die ganze Zeit betrügt und auch sonst eher Typ Arsch ist, kriegt auf einmal Besuch von einem seltsamen bettler, den sonst keiner sehen kann, der ihn aber nach und nach daran erinnert was im Leben wichtig ist. Auch hier wieder viele lose Fäden und einige sehr - ähm - fantasievolle(!) Situationen, aber der Geschichte an sich tut das keinen Abbruch. Wenn man auch hier wieder nicht mit guter Laune raus geht (Ich glaub langsam, das war ein Missverständnis von mir und eigentlich war das erste von mir gelesen Buch eher die Ausnahme), erfüllt die Geschichte ihren Zweck. Sie bietet reichlich Nachdenkpotenzial. Über das was uns wichtig ist, womit wir eigentlich unsere Zeit verbingen wollen und darüber, wie gut wir uns eigentlich noch selber kennen (und leiden können). Das Buch beginnt in einer verschneiten kleinen Weihnachtsidylle (passt also schön unter den Weihnachtsbaum) mit einem Jungen, der einen Truthahn durch ein Fenster schmeißt und endete bei mir mit Tränen in der hamburger U-Bahn. Meine Empfehlung also: Lesen. Aber alleine!
Fazit:
Ich kenne mich gut genug um zu wissen, dass ich, sobald ich denn mal wieder einen "listenfreien Moment" habe, in die Buchhandlung rennen und mir das neue Buch von Cecilia Ahern "Ein Moment fürs Leben" zulegen werde. Nachdem ich hier ja jetzt schwarz auf weiß gesehen habe, dass die Ahernsche Erfolgsquote für mich gerade mal bei der Hälfte liegt, muss man sich schon sehr fragen warum. Warum lasse ich mich lieber auf bekannte (aber nicht großartige) Autoren ein, als auf neue, evtl. viel talentiertere? (Übrigens kaufe ich mir auch JEDES MAL das neueste Joy Fielding Buch - und die sind schon seit Jahren nicht mehr gut.) Wir sehen also mal wieder: Eine hervorragende Idee, dieses 100Bücher Projekt!!