Sonntag, 29. Januar 2012

Pakt mit dem Bösen: Das Bildnis des Dorian Gray von Oskar Wilde

"Good resolutions are useless attempts to interfere with scientific laws. Their origin is pure vanity. Their result is absolutely nil. They give us, now and then, some of those luxurious sterile emotions that have a certain charm for the weak.... They are simply cheques that men draw on a bank where they have no account."
Dies ist mein zweiter Beitrag zu Neyashas Themen-Challenge zu "Liebe, Tod und Ehre" und zwar zum Thema "Pakt mit dem Bösen".

Zur Story:
Zwei Männer lernen sich bei einem gemeinsamen Freund kennen. Dorian Gray ist ein charmanter, reicher, makellos schöner und etwas weltfremder junger Mann der Oberklasse Großbritanniens. Lord Henry dagegen ist ein zynischer Dandy, der mit beißender Intelligenz die Moralvorstellungen seiner Zeit in Frage stellt und schnell bemerkt, wie leicht er Dorian manipulieren kann. Während Dorian für ein Bild Model steht, freunden die beiden sich an. Auf einen Kommentar von Lord Henry hin wird Dorian sich über seine Schönheit bewusst und gleichzeitig über deren Vergänglichkeit. Er beginnt eifersüchtig auf sein Bild zu sein und schwört, seine Seele dafür zu geben, wenn nur das Bild an seiner Stelle altern könne. Dass dieser Wunsch erfüllt wurde, bemerkt Dorian zum ersten Mal nach der denkwürdigen Trennung von seiner ersten Liebe. Die Heirat mit der jungen Schauspielerin war eigentlich schon beschlossene Sache, doch als Dorian bemerkt, dass hinter den bewunderten verkörperten Rollen nur ein talentiertes junges Mädchen steckt, verlässt er sie. Am Abend bemerkt er zum ersten mal einen grausamen Zug um den Mund seines Portraits. Das Mädchen bringt sich noch am gleichen Abend um. Dorian bereut kurz, doch beginnt schon bald Lord Henrys Meinung zu teilen, dass der Selbstmord eigentlich etwas Gutes war, da er im Gegensatz zu trivialer Liebe die "schreckliche Schönheit einer griechischen Tragödie besitzt".  Im Laufe der nächsten Jahre werden die beiden Freunde zum skandalträchtigen Mittelpunkt der Oberklasse und Dorian lebt seine Fantasien und Wünsche um jeden Preis aus, gleichgültig wen er dabei ruiniert, verletzt oder gar tötet. Niemand der ihn sieht, erkennt etwas schlechtes an Dorian, denn seine Grausamkeit und Verdorbenheit spiegelt sich nur in seinem Portrait wieder, dass er vor der Welt versteckt hält.

Meine Meinung:
Ziemlich viel Interpretationsmaterial für so ein schmales kleines Büchlein. Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung, wo ich anfangen soll. Ein kurzer Blick auf Wikipedia genügt um zu zeigen, dass es wahrscheinlich ungefähr ein halbes Schuljahr braucht um alle zentralen Motive dieses Romans zu besprechen: Narzismus, Hedonismus, Dandyismus, Orientalismus, Ästhetizismus, Moralismus, Symbolismus... eine ganze Menge -ismen, die mir trotz Deutsch- und Englisch-Leistungskurs gerade ein bisschen über den Kopf wachsen. Deshalb erst einmal ein Fakt zu Roman und Autor: Die Erstfassung ist 1890 erschienen und bekannterweise war das nicht gerade die einfachste Zeit um Gesellschaftskritik zu üben. Mit seitenweise Ausschweifungen ist es wohl keine große Überraschung, dass Dorian Gray im viktorianischen England als "anrüchig" galt. Der Roman spielte dann auch eine bedeutende Rolle in dem Prozess, bei dem der homosexuelle Oskar Wilde schließlich wegen "Unzucht" zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt wurde (an dessen Folgen er wenig später starb).

Seltsamerweise hat der Roman bei Amazon fast 300 Seiten, auf meinem Kindle aber nur 200, die ich in einer Nacht durchgelesen habe. Die Geschichte geht nach einem behutsamen Anfang ziemlich rasant auf ein relativ plötzliches Ende zu. Zurück bleibt ein Gefühl der Taubheit; es gibt keine Helden. Weder Dorian Gray noch Lord Henry bieten eine Identifikationsbasis. Schon der junge Dorian Gray, obwohl allseits beliebt, ist kein bemerkenswerter Charakter und irgendwie auch nicht so richtig helle. Außerdem ist er, wie Lord Henry ja fix merkt, leicht beeinflussbar. Ein bisschen zu leicht für meinen Geschmack. Die Leichtigkeit mit der Dorian auf die dahingesagten Gedanken anspringt, kommt etwas zu naiv daher, selbst für einen abgeschirmten Jungen. Am Ende ist der erwachsene Dorian so verdorben, dass er alle in den Abgrund stürzt, die sich ihm nähern. Im Gegensatz dazu war ich mir bei Lord Henry  lange nicht sicher ob er denn nun wirklich böse ist, oder die Auswirkungen seines Zynismus nicht richtig einschätzen kann. Am Ende ist der Charakter des Lord Henry aber das eigentlich bemerkenswerte an diesem Buch, denn er weiß genau was vorgeht und genießt die Dramatik die sich um Dorian herum verbreitet. Teilnahmslos verfolgt er dessen Schicksal und die seiner "Opfer", die nicht an die Schlechtigkeit Dorians glauben können, weil er doch so schön ist.


Zwei Sachen sind mir ein bisschen suspekt an der ganzen Geschichte: 

  • Erstens kommt es mir komisch vor, dass ein Mann der zwischendurch immer mal wieder Spuren von Gewissen zeigt, sich doch fast durchgehend völlig gewissenlos verhalten kann. Kann man sein Gewissen einfach ständig überhören? Beziehungsweise, wenn das möglich ist: Warum sollte es sich dann überhaupt noch melden?
  • Zweitens: Ein Junge/Mann der so charakterschwach ist, dass ein paar dahingesagte Sprüche eines Freundes sein ganzes Leben verändern und steuern, wird zum Mittelpunkt und Schicksal eines ganzen Gesellschaftskreises. Warum? Kann Schönheit wirklich so viel ausmachen, wenn ihr der Charakter fehlt?

Fazit:
Eine faszinierende Geschichte ohne Helden mit wertvollen gesellschaftskritischen Elementen, die zum Nachdenken anregen... Aber irgendwie hatte ich mehr erwartet.

Ps: Zum ersten mal hab ich hier kein Buchcover abgebildet, sondern ein Bild aus der Verfilmung. Die Buchcover sind einfach durchgehend völlig unpassend oder sehen aus wie aus einem Horrorfilm. Was auch immer Dorian Gray verbrochen hat: Er wird auf seinem Bild bestimmt nicht zum bluttriefenden Skelett.

* die Abbildung ist nicht mein Eigentum

Sonntag, 22. Januar 2012

"Unsuitable for small people"

Das ich ein großer Roald Dahl Fan bin, hab ich glaube ich schon einige Male durchblicken lassen. Ihren Ursprung hat diese Bewunderung meinerseits nicht etwa in meiner Kindheit (Bis zu Charlie und die Schokoladenfabrik hatte ich von Roald Dahl noch nie was gehört), sondern in Spanien. Da hat mir nämlich während eines Auslandssemesters eine Freundin aus Australien seine Gedichte vorgelesen. Zu Weihnachten erreichte mich nun ein Päckchen aus Australien mit dem Vermerk "Wish i could be there to read it to you".

Der Inhalt bestand aus zwei Büchern und einem genialen selbstgemalten (und geklebten) Bild. (Neben Roald Dahl bin ich übrigens auch Aladdin Fan... Irgendwie hab ich es damit geschafft, als Tiger in den Palast aufgenommen zu werden.)



Bei dem einen der Bücher handelt es sich um "Rhyme Stew" von Roald Dahl, aus dem ich euch ganz kurz ein bisschen beheitern wollte. Vorsicht, die Gedichte in diesem Buch sind aber laut Cover "Unsuitable for small people". Speziell seine Märchengedichte habens in sich. Roald Dahls Gedichte hab ich schon ein paar mal verlinkt, aber ich machs gern nochmal! Viel Spaß damit. (Ich poste hier aber nur kleine Teile der Gedichte, die sind nämlich fast alle ziemlich lang.)
Aus "Aladdin and the Magic Lamp"
Aladdin said, "What if I meet
Some brute that thinks I´m good to eat?
A Gorgon or a hippogriff?
A Doodlewhang, a Boodlesniff?
There´s lots of dangerous things around
In murky caverns underground!"
Jock whispered leecherous and low,
"Now if you really want to know,
The only dangerous things down there
are dancing girls with bottoms bare.
I think you might enjoy a fling
with some curvaceous little thing."
Aladdin yelled "That´s what I crave!"
And shot into the giant cave.


Aus "The Emperor´s New Clothes


They stopped. They gasped. There stood the King
as naked as a piece of string,
As naked as a popinjay,
with not a fig-leaf in the way.
Some ladies blushed and hid their eyes
And uttered little plaintive cries.
But some, it seemed, enjoyed the pleasures
of looking at the royal treasures.
A brazen wench cried, "Oh my hat!
Hey girls, just take a look at that!"
The Queen, who´d seen it all before,
made swiftly for the nearest door.

Jedem, der gerne freche Gedichte/Kinderbücher mag, empfehle ich dringend dieses Buch:

Ps: Rhia, if you´re reading this: THANK YOU SO MUCH!!! You´re the best! (And I´m sorry I only have my crappy mobile phone camera to take pictures, the drawing is awesome!)

[Stöckchen] 11 Fragen von Sky


Sky hat ein Stöckchen liegenlassen - ich habs mal aufgehoben.

1. Gebunden oder Taschenbuch?
Auf jeden Fall Taschenbuch. Meine Bücher werden ständig durch die Gegend geschleppt!

2. Deutsche oder fremdsprachige Literatur?
Am liebsten die Originalsprache. Das geht bei mir leider nur auf Englisch oder (Basis-level) Spanisch. Aber bei Übersetzungen geht schnell mal verloren, was der Autor eigentlich sagen wollte. Auch Wortwitze sind in der Übersetzung bestenfalls witzlos, schlimmstenfalls peinlich. Die größten Knaller sind aber die Titel-Übersetzungen. Mein Lieblingsbeispiel sind die (zugegebenermaßen klischeehaften) Romane von Susann Elizabeth Phillips, deren Titel ständig dermaßen dämlich übersetzt werden, dass man sich kaum traut, sie in der Öffentlichkeit aus der Tasche zu holen! (Auch die deutschen Cover werden jedes Mal ein... Augenschmaus.)


3. Was ist deine Lieblingssprache und warum?
Meine Lieblingssprache beim Lesen ist englisch, weil ich sie am besten verstehe und man so wundervoll Akzente in ihr abbilden kann. Meine gehörte Lieblingssprache ist russisch. Ich verstehe zwar kein Wort, aber ich finde die Sprache klingt herrlich.

4. Wäre ein Leben ohne Bücher für dich vorstellbar?
Habs grad probiert mir vorzustellen - es wäre auf jeden Fall ein sehr, sehr farbloses Leben.

5. Was macht für dich ein absolutes Buch aus?
Atem anhalten, in der Straßenbahn Tränen vergießen, im Park laut auflachen, mich in die Charaktere verlieben.

6. Hast du schon einmal eine innerliche Verbindung zu einen Buchcharakter gehabt?
Ständig, ich hab ein ganzes Regal voller bester Freunde. 

7. Lehnst du Literaturverfilmungen ab oder findest du sie sinnvoll?
Ich hab genug Fantasie um meine Vorstellungen auch nach dem Film nicht zu vergessen und normalerweise kommt der Film auch nie an das Buch heran. Aber für Leute die gerne Geschichten erzählt bekommen aber keine Lust haben, die Bücher zu lesen - warum nicht? Und ein Film ist immer auch die Möglichkeit eine Geschichte nochmal aus einem neuen Blickwinkel zu erleben, wenn man das Buch leider schon zehn mal gelesen hat. Daher ein Hoch auf die Panem Verfilmungen. Auf dass sie den hohen Maßstäben des Buches gerecht werden mögen!

8. Wie entscheidest du dich für ein neues Buch?
Im Moment nur durch mein 100Bücher-Projekt. Sonst Freunde und vor allem Blogs!

9. Buchhandlung oder Onlineshop? Was ist für dich besser?
Buchhandlung! Am Besten mit ´nem Starbucks drin!

10. Mit welchem Charakter aus einem Buch würdest du gerne mal Tee oder Kaffee trinken?
Mit Brianna aus "Feuer und Stein". Sie könnte mir von ihren Eltern erzählen und ich glaub, wir würden gute Freundinnen werden! :)

11. Beeinflussen Bücher dein Leben?
Seit ich lesen kann haben Bücher alle meine wichtigen Lebenskonzepte geprägt. Liebe, Gerechtigkeit, Freundschaft... 

Ich mache es wie Sky und stelle 11 neue Fragen. Das Stöckchen darf sich jeder mitnehmen, der Lust hat. Bin gespannt!

Meine Fragen:

1. Dein liebster Buchcharakter?
2. Dein liebster Kinderbuchcharakter?
3. Liest du Bücher mehrmals? Falls ja: Welches hast du am häufigsten gelesen?
4. Welches Buch macht dir Angst?
5. Buchrückenknick?
6. Klappentext vorher lesen: ja oder nein?
7. Spannende Bücher in einem Rutsch durchlesen oder lieber zwischendurch weglegen, damit man länger was davon hat?
8. Dein Lieblingscover?
9. Schlechtestes Buch aller Zeiten?
10. Ein Buch um dass es einen Hype gibt, den du nicht verstehen kannst?
11. Gute-Laune-Buch?

Donnerstag, 19. Januar 2012

thirteen men on a dead man's chest


 "To the Hesitating Purchaser
If sailor tales to sailor tunes, 

Storm and adventure, heat and cold, 
If schooners, islands, and maroons, 
And buccaneers, and buried gold, 
And all the old romance, retold 
Exactly in the ancient way, 
Can please, as me they pleased of old, 
The wiser youngsters of today:

-- So be it, and fall on! If not, 

If studious youth no longer crave, 
His ancient appetites forgot, 
Kingston, or Ballantyne the brave, 
Or Cooper of the wood and wave: 
So be it, also! And may I 
And all my pirates share the grave 
Where these and their creations lie!"



Aus dem Vorwort zu Treasure Island (Die Schatzinsel) von Robert Louis Stevenson.
Das werd ich nämlich jetzt lesen. Yo ho and a bottle of rum! 

Freitag, 13. Januar 2012

[Themen-Challenge: Rache] 16) Der Graf von Monte Cristo (1844)

Dies ist mein erster Beitrag zu Neyashas Themen-Challenge zu "Liebe, Tod und Ehre" und zwar zum Thema "Rache". Ausserdem steht das Werk natuerlich auf der 100Buecher-Liste der "Best-loved Novels of all time" der BBC und zwar auf Platz 44.

Zur Story

Wir begegnen im Frankreich des fruehen 19. Jahrhunderts einem vielversprechenden jungen Mann, huebsch, erfolgreich, verliebt und beliebt. Sein Name ist Edmont Dantés und er ist kurz davor seine Traumfrau zu heiraten und trotz seiner jungen Jahre Kapitaen eines Schiffs zu werden. Doch dann geraet er unverschuldet in einen Komplott um die Rueckkehr Napoleons, angezetteltvon Maennern, die sich seine Freunde nennen, ihn aber aus Neid ins Gefaengnis bringen. Am Tage seiner Hochzeit, kurz vor dem Ja-Wort, wird er festgenommen und im "Chateu d'Ilf" in den tiefsten Kerker geworfen. Er weiss nicht, dass Jahre vergehen werden, bis er wieder das Tageslicht erblickt. Im Gefaengnis vertraut ihm ein Freund eine Schatzkarte an, sie planen auszubrechen und reich zu werden. Doch bevor es so weit kommen kann, stirbt der Freund. Edward gelingt eine spektakulaere Flucht und bald hat die Pariser Oberklasse ein neues Mitglied: Den geheimnisvollen Grafen von Monte Cristo, der so reich ist, dass niemand sich traut zu fragen, woher er eigentlich kommt. Edmond wird ohne Vorbehalt in die Reihe seiner alten Feinde aufgenommen, von denen niemand ahnt, dass er auf Rache schwoert.

Meine Meinung

Gestandene 900 Seiten hat das Ding. Die ersten 200 lesen sich auch schnuckelig weg, genauso wie letzten ca. 400. Allerdings sieht, wer rechnen kann, dass dazwischen 300 Seiten Zaehigkeit liegen, in die Dumas, aus einem sich mir nicht ganz leicht erschliessbaren Grund, eine Story gepackt hat, deren Charaktere kaum was mit der Geschichte zu tun haben. Laut Fachmann aus dem Vorwort handelt es sich hierbei um den "Italienischen Teil", der wohl nicht nur bei mir seine Wirkung verfehlt hat. Wer aber Lust auf Intrigen, Liebesschwuere und Abenteur zur Zeit Napoleons hat, der bekommt in diesem Buch (fast) alles, auf was er hoffen kann:

  • ein tugenhaftes Maedchen, arm aber wunderschoen
  • einen hinterhaeltigen Bankier, der die Seitenspruenge seiner Frau ignoriert, solange er gut daran verdient
  • noch ein tugendhaftes Maedchen, diesmal reich und wunderschoen
  • eine Hoehle, gefuellt mit Diamanten und den feinsten Delikatessen die man sich vorstellen kann. Und danach ein bisschen was zum Kiffen
  • eine Prinzessin aus dem Orient, in der Kindheit an Sklaven verkauft
  • eine Giftmischerin, die fuer ihren Sohn mordet
  • ein Sohn der fuer Geld seine Mutter ermordert
  • eine verbotene Liebe, die im Grab endet
  • ein drittes Maedchen, auch reich und wunderschoen, aber diesmal nicht ganz so tugendhaft
  • die Lebensgeschichte des Meisters der Diebe, von der kein Schwein weiss, was sie eigentlich in dem Buch zu suchen hat

Alles in allem hat mir das Buch, mal abgesehen von dem Kaugummi-Mittelteil, sehr gut gefallen. Edmond Dantés ist ein liebenswerter Hauptcharakter und es ist ein Jammer zu verfolgen, wie sich ueber ihm das Unheil zusammenbraut, ohne dass er etwas davon ahnt. Nach Jahren im Gefaengnis ist von dem charmanten jungen Mann von einst nichts mehr uebrig und der Verlust dieses Charakters ist fuer den Leser fast physisch zu spueren. Der Graf von Monte Cristo laesst sich nicht hinter die Karten blicken und sein Charakter ist so viel dunkler, dass er kaum noch zu erkennen ist. Dumas hat den Dreh der Geschichte meisterlich hinbekommen, indem wir Edmond quasi von hinten ueber die Schulter blicken, den Graf dann aber nur noch durch fremde Augen (die anderer Charaktere) zu sehen bekommen. Am Ende steht Edmond vor der Gewissensfrage, ob die Kinder seiner Feinde die Schuld ihrer Vaeter zu tragen haben und dieser Gewissenskonflikt zerbricht ihn fast. Meiner Meinung nach wird dieser Konflikt am Ende etwas ungeschickt und simpel geloest, aber wir sind schliesslich auch 200 Jahre vor unserer Zeit, als Rache noch ein verstaendlicher Instinkt war. Genauso wie Ehre uebrigens. Der gemeine junge Franzose der Oberklasse konnte es, geht es nach diesem Buch, anscheinend gar nicht erwarten, ehrenhaft im Duell zu sterben. Waehrend die junge Edeldame, tugendhaft und bleich, damit beschaeftigt war sich von ihren Eltern verheiraten oder wahlweise von der Stiefmutter vergiften zu lassen. Natuerlich wie sich das gehoert, ohne ein Wort der Klage. Emanzipation kann man Dumas eher nicht so nachsagen.

Fazit
Ich als Geschichtsfan habe die Hintergruende genossen, etwa wie Dumas nebenbei erwaehnt, dass es zu seiner Zeit ueblich war, in die Oper nur zum Tratschen zu kommen und deshalb erst nach dem ersten Akt. Politik interessiert mich nicht, daher hat  mich der Hintergrund um Napoleon eher genervt, aber als elementaren Teil der Geschichte sollte man davon mindestens ein bisschen Ahnung haben. Und ich habe mitgefiebert mit diesem unglueklichen, verlorenen, sinisteren Grafen von Monte Cristo, damit sich endlich wieder eine Spur Edmond zeigt. Ich wurde nicht enttauescht! Lesen. 300 Seiten ueberspringen. Weiterlesen!

Ps: Ich habe vergeblich nach einem Cover gesucht, auf dem der Graf einigermassen so aussieht, wie ich ihn mir vorstelle... allerdings habe ich immer nur im Wechsel Antonio Banderas und Gerard Depardieu bekommen. Weiss nicht - da halt ichs lieber mit Babyface da oben.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Von Liebe Tod und Ehre - Neyashas Themen-Challenge

Da mein ganzer Blog ja eigentlich eine Einzelchallenge ist, hab ich bis jetzt noch nie bei einer Blogger-Challenge mitgemacht. Die aktuelle Themen-Challenge von Neyasha (mir haut's jedes mal den Explorer weg, wenn ich die Seite oeffnen will, aber ich verlink sie mal trotztem, vielleicht liegts an dem hollaendischen Uni PC vor dem ich grad sitze) hats mir aber angetan, denn sie passt ganz hervorragend in meine Liste! Fuer die Challenge sollen im Jahr 2012 mindestens 10 Romane aus 20 Themen gelesen werden. Das sollte doch wohl zu schaffen sein, hm? Alle Teilnehmer koennen eine Leseliste veroeffentlichen wenn sie moegen, muessen sich aber nicht dran halten. Mal schauen, ob ich noch eine mache, oder eher nach Laune gehe.

Die 20 Themen
  1. Abenteuer
  2. Aufstieg/Fall
  3. Das Böse oder Pakt mit dem Bösen/Teufel
  4. Ehre
  5. Familie
  6. Feindschaft/Rivalität
  7. Freundschaft
  8. Identität/Identitätssuche
  9. Kindheit
  10. Krieg
  11. Liebe
  12. Rache
  13. Rätsel
  14. Reise
  15. Schicksal/Prophezeiung
  16. Schuld
  17. Selbstverwirklichung
  18. Suche
  19. Tod
  20. Utopie/Dystopie 

Dienstag, 10. Januar 2012

Es steht ein Reh im Wald.

Na ist denn schon wieder Klausurenphase?! Sieht ganz so aus, wenn mein Gehirn das hier macht:
Es steht ein Reh im Wald.
Im Schnee.
Dem Reh ist kalt...
Oje.

Es knallt
vierundzwanzig mal.
Erscheinen tut 'ne Fee
und bald
traegt's Rehlein einen Schal.
Juche!
© Mila 


*Der Rumpelwicht ist nicht mein Eigentum und dient nur dem Ausdruck ausgedehnter Gehirnverwuseltheit.

Montag, 2. Januar 2012

[Blogparade] Zum Jahresende 2011…



Frohes neues Jahr alle zusammen! Pünktlich vor Blogparaden-Toreschluss auch von mir noch ein kleiner literarischer Jahresrückblick für 2011. Da ich eine heroische Weihnachtstour quer durch die halbe Welt hinter mir habe (es wollen ja auch alle besucht werden, wenn man schon mal im Lande ist!), hatte ich bis jetzt noch keine Zeit an der Blogparade von Buchsaiten teilzunehmen, obwohl sie schon ein paar mal in meiner Blogroll aufgetaucht ist. Nun sitze ich aber hier im verschneiten Norwegen, vor einem Fenster aus dem ich nicht gucken kann weil mindestens ein Meter Schnee davor liegt, mit einem Krampf im rechten Fuß von meinem ersten Versuch auf Skiern zu stehen. Der perfekte Zeitpunkt zum Bloggen also.
* Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir wenig versprochen habe, das mich dann aber positiv überrascht hat? (und Begründung)
Die Bücher von Gabriel García Marquez standen schon immer bei meine Mama im Regal und ich hab sie trotzdem nie gelesen. Irgendwie klangen die Titel "Hundert Jahre Einsamkeit" und "Die Liebe in den Zeiten der Cholera" (Rezension) so voll schnarch. Und dann kam diese grandiose Liste und ENDLICH bin ich dann auch in den Genuss dieser lateinamerikanischen Schreibkunst gekommen. Wunderschön, atmosphärisch und romantisch. Und herrlich ironisch. Übrigens: ich hab den Film nie gesehen, aber als ich gerade die Bilder gegoogelt habe, war ich ganz platt, den genauso hatte ichs mir vorgestellt! 
* Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir viel versprochen habe, das mich dann aber negativ überrascht hat? (und Begründung)
Tjaaa.. ich liebe ja Ken Follet! Deswegen hatte ich mir letztes Jahr zu Weihnachten dann "Sturz der Titanen" gewünscht, von dem ich mir sowas phänomenal geniales wie "Die Säulen der Erde" versprochen hatte. Mit ganz viel Spannung, Liebesdrama und Intrigen, eingewoben in einen geschichtlichen Hintergrund mit den passenden Menschen, Situationen und Eigenheiten dieser Zeit. Stattdessen... habe ich was bekommen, an das ich mich jetzt kaum noch erinnern kann. Bis jetzt habe ich noch für kein Follet Buch länger als 3 Tage gebraucht. Den Sturz der Titanen hab ich aber im Februar angefangen - und war erst Ende März durch. Das sich die Inhalte des Buches in meiner Erinnerung jetzt sogar gerade mit Tolstois "Krieg und Frieden" vermischen - an dem knappse ich nun seit Juni - ich glaub ich packs nicht mehr! - ist bezeichnend. Superviel Politik und für meinen Geschmack zu viele Figuren. Zum Ende hin wird´s dann spannend, als sich endlich die Geschichten der Figuren verweben, aber bis dahin dauert es einfach zu lange! Hier wusste ich manchmal nicht mal mehr, wer wer ist. Aber es handelt sich hier ja um eine Trilogie und jetzt wo ich die Figuren kenne, werde ich auf jeden Fall die Folgebände auch lesen. Das Buch zeigt auf jeden Fall eindrucksvoll, durch welche Machenschaften, Verhängnisse und Verwicklungen der erste Weltkrieg anfing. Der Satz der mir aus diesem Buch seltsamerweise am deutlichsten im Gedächtnis geblieben ist, wird von einem Russen gesprochen, der zum ersten Weltkrieg in Deutschland einmaschiert: "Wie sollen wir gegen ein Volk kämpfen, das so organisiert ist, dass sogar die Schweineställe aus Stein gebaut sind?"


Und ich muss hier noch schnell "Uglies" von Scott Westerfeld erwähnen. Das war allerdings nicht nur enttäuschend, sondern die totale Pleite! (Rezension)
* Welches war eure persönliche Autoren-Neuentdeckung in diesem Jahr und warum?

Mein Lieblingsbuch 2011 war "Wuthering Heights" (Sturmhöhe), deswegen ist dessen Autorin Emily Bronte wohl meine - äh-  "Neu"-Entdeckung. Das ist dann auch der Nachteil wenn sich in Bücher aus dem 19. Jahrhundert verknallt: meine persönliche Autoren-Neuentdeckung hat leider nur ein Buch geschrieben und ist dann gestorben. Schade. 
* Welches war euer Lieblings-Cover in diesem Jahr und warum?
Eindeutig die Panem-Reihe im Dreier Schober! Zwar kein Cover, aber wie geil sieht das denn aus?! Schade, dass es nur die deutsche Version in dem schönen Schober gibt, damit hätten wir dann wohl das erste Buch aller Zeiten, bei dem sowohl das Aussehen als auch der Titel der deutschen Übersetzung besser sind als das Original!
* Welches Buch wollt ihr unbedingt in 2012 lesen und warum?
"Die Auswahl" von Allie Condy will ich unbedingt lesen! Und zwar weil Paralauscher ne klasse Rezension dazu geschrieben hat!
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