Samstag, 2. März 2013

Top und Flop des Monats Februar

Ich habe diesen Blog im Februar vernachlässigt, ich weiß. Dafür habe ich sehr viel gelesen. Zugegebenermaßen das meiste davon hirnlose Liebesschnulzen, die so gut wie nicht rezensionsfähig sind. Dafür helfen sie mir aber immer zuverlässig über den grauen Februarhimmel hinweg, deshalb nehmen wir nun kollektiv unsere Augenbrauen wieder einen halben Zentimeter herunter. (Meine hängen noch da oben, seit ich in meiner momentanen Lektüre vor fünf Minuten ernsthaft den Satz "Sie sahen sich tief in die Augen und erblickten dort ihre eigenen Seelen wieder" gelesen habe. Ich hab mich dann entschieden, mal ein bisschen Blog dazwischen zu schieben, damit mir mein Gehirrn nicht vollständig abhanden kommt und mir für den März wieder ein bisschen was vorzunehmen.) 

Mindestens zwei Bücher habe ich aber gelesen, die nicht in oben genannte Kategorie fallen, wobei ich von einem wirklich begeistert war und vom anderen wirklich nicht. Wir beginnen mit Ersterem.

Mein Hit des Monats

"Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green

Alles, was ich zu diesem Buch sagen könnte, wurde schon mal auf irgendeinem Blog geschrieben. Das Buch ist ganz einfach wirklich so gut, wie alle behaupten. Punkt. Ich habe gelacht und geschmunzelt und geweint und gelitten und wieder gelacht. John Green schreibt so wunderbar, vereint Zynismus mit ehrlichem Feingefühl, Menschenkenntnis und einem sehr, sehr warmherzigen Humor. Die Geschichte dreht sich um die unheilbar kranke Hazel Grace, die sich in ihrer Selbsthilfegruppe in einen Jungen verliebt. Gemeinsam beschließen die beiden, die knappe Zeit, die Hazel noch hat, zu nutzen. 
Und das ist es eigentlich schon. Ein Tränengarant, natürlich. Doch gleichzeitig wirklich lustig. 

"Der Gedanke kam mir, weil Patrick, der Leiter der Selbsthilfegruppe und der Einzige über achtzehn in der Runde, bei jedem einzelnen Treffen von Jesus Herzen redete und davon, dass wir als Krebskinder direkt in Jesus' superheiligem Herzen wohnten und so weiter. Und so lief es ab in Jesus' Herzen: Wir sechs oder sieben oder zehn Teilnehmer kamen bzw. rollten herein, bedienten uns an einem dürftigen Buffet, setzten uns in den 'Kreis des Vertrauens' und hörten zu, wie Patrick zum tausendsten Mal seine deprimierende Lebensgeschichte abspulte - wie er als Kind Krebs in den Eiern gehabt hatte und alle dachten, er würde sterben, aber er war nicht gestorben, und jetzt war er hier, als erwachsener Mann in einem Kirchenkeller, geschieden, videospielsüchtig, weitgehend freundlos, und verdiente seinen Lebensunterhalt indem er seine krebslastige Vergangenheit ausschlachtete (...). UND DU HAST VIELLEICHT AUCH SO VIEL GLÜCK!"
Man fragt sich unwillkürlich, ob man da nun grinsen darf. Man darf. Denn neben all dem Zynismus, den John Green seiner Hauptfigur in den Mund legt, behandelt er seine Figuren mit einer derart liebevollen Leichtigkeit, dass man sich nach dem Lesen nicht nur traurig, sondern seltsamerweise auch getröstet fühlt. Gleichzeitig gibt dieses Buch die Gelegenheit, sich einmal wieder vor Augen zu führen, was im Leben wichtig ist. Was man erreichen möchte in der Zeit, die man hat. 
"Du sagst, weil die Welt nichts von dir weiß, bist du nichts Besonderes, aber damit beleidigst du mich. Ich weiß von dir." (...) Ich war frustriert. "Ich wäre dir so gern genug, aber es reicht dir nie. Nichts ist dir genug. Aber das ist alles, was du kriegst. Du kriegst mich und deine Familie und diese Welt. Das ist dein Leben. Tut mir leid, wenn du es scheiße findest. Aber du wirst niemals der erste Mensch auf dem Mars sein, und du wirst kein NBA-Star, und du wirst auch keine Nazis zur Strecke bringen."
Bitte unbedingt lesen. (Aber das habt ihr wahrscheinlich eh alle schon, ich bin ja bei den aktuellen Bestsellern immer ein ziemlicher Spätzünder.)

Mein Flop des Monats

"Verachtung" von Jussi Adler Olsen

Leute, wirklich? Seit Monaten sehe ich diese Adler-Olsen Titel auf sämtlichen Bestseller-Listen und hab mir nun, damit ich nicht wer-weiß-was verpasse, auch mal eines der Bücher besorgt. Ich weiss un auch wieder, warum ich überhaupt immer erst so skeptisch bin, bei Bestsellern. Auf Seite 161 beginne ich mich nämlich langsam zu fragen, ob ich etwas Entscheidendes nicht begriffen habe. Nicht nur, dass ich die Geschichte und auch die Charaktere irgendwie unausgegoren finde - der Typ verlässt seine Frau nach 11 Jahren ohne ein Wimpernzucken? - aber ich finde die Sprache einfach schlicht unerträglich! Ich weiss nicht, ob es an der Übersetzung liegt, aber die Art, wie die Charaktere miteinander reden, klingt vollkommen konstruiert. 

Hier zum Beispiel sehen wir einen coolen Dialog:
"Du hast dreißig Sekunden und keine Sekunde mehr! Verstanden?" sagte Assad ruhig und der Litauer nickte. "Hey Mann, was zum Teufel tust du da? Du wirst ihn doch nicht laufen lassen!" rief Bak aufgebracht, verstummte aber, als sich Assad umdrehte und unmissverständlich klarstellte: "Von nun an ist er mein Mann, Bak, siehst du das nicht? Vergiss ihn, klar?"
Oha. Autorität geklärt. Das hätte im Großstadtrevier vor 10 Jahren niemand schöner sagen können. Das nächste auch nicht. Ihr müsst wissen, hier redet eine drogensüchtige und nicht übermaßig intelligente Person:

"Ja, also, ich hab nur gesagt, dass sie diese blöde Katze geliebt hat und dass es eine andere Nutte gab, ich weiß nicht mehr, wie die hieß, und die sollte mal auf die Katze aufpassen, aber dann hat sie's vergessen, und da wurde Rita so stinksauer auf sie, dass sie die Tussy zur Hölle geschickt hat." (...) "Aber bitte wiederholen Sie auch das andere noch mal, was sie mir eben erzählt haben. Das mit Madonna." "Ach so, das. Ja, also Rita fuhr total auf die ab. Wirklich total."
Okay, Punkt gemacht, dieser Charakter ist offensichtlich total nicht intelligent. ABER SO REDET DOCH KEINER!

Außerdem komme ich mit dem Humor hier überhaupt nicht zurecht:
"Muss ich? Wozu braucht ihr mich da? Das ist nicht mehr mein Fall." Plougs Miene nach zu urteilen, hätte Carl genauso gut sagen können - ACHTUNG! - dass er ab jetzt rosa Kamelhaarpullis tragen und sich ausschließlich mit Fällen beschäftigen wolle, in denen dreibeinige Dalmatiner involviert seien.
Seiner Miene nach zu urteilen! Ich hoffe ihr wisst jetzt alle, was für eine Miene der Mensch ungefähr gezogen haben muss. 

Aber wenigstens Carl hat alles im Griff. Der ist nämlich hier der coole Macker und Ermittler und so, dings, und denkt kein bisschen so, wie ein Teenager in einer Highschool-Komödie:

"Wie bitte, was? Hatte ihn die alte Schachtel etwa gerade geduzt? Was hatte die denn getankt?"
WAS HATTE DIE DENN GETANKT! In der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit höre ich immer den kleinen Mädels zu, so zwischen dreizehn und fünfzehn aber gestylt auf 18. Die reden auch manchmal so: "Boooah Alter, was hast du denn genommen?" 

Nun gut. Da die Bücher ja ein Riesenhit sind, stehe ich mit meiner Bewertung wohl alleine da. Aber ich kann mich kaum auf die Geschichte kozentrieren, weil mich die Sprache so ärgert! Ihr dürft mich gerne wissen lassen, ob und warum ihr findet, dass ich "Verachtung" nicht nach 161 Seiten abbrechen sollte. Wird das noch besser?

PS: Sorry für die Bilderlosigkeit. Laptop immer noch kaputt. Mäh.










15 Kommentare:

  1. Schön, dass dich "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" so begeistern konnte. Ich finde es inzwischen total spannend, welche Leser welche Zitate zu dem Buch veröffentlichen. :D

    Was Jussi Adler-Olson angeht, so mochte ich den ersten Sonderdezernat-Q-Roman ("Erbarmen"). Die Sprache war mir nicht so negativ aufgefallen und während ich Carl ganz okay fand, mochte ich Assad. Beim zweiten Buch allerdings gab es schon so viele ärgerliche Elemente, dass ich beschlossen habe, dass ich die Reihe nicht weiterlesen muss. Wenn sich das im Laufe der Zeit weiter so gesteigert hat, dann sehe ich absolut keinen Grund zum Weiterlesen. ;)

    "Sie sahen sich tief in die Augen und erblickten dort ihre eigenen Seelen wieder" Ich sehe schon, du entspannst dich mit hoher Literatur! *g* (Bei mir ist es in diesem Februar ein Edgar-Wallace-Marathon geworden - trotz ständig gleicher Figuren und Handlungsabläufe, diverser rassistischer Elemente und einem Hoch auf die (kolonial)britische Lebensart sehr erholsam. ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das mit den Zitaten ist ja auch immer so eine Sache - ich hätte aus dem Buch noch mindestens 10 Seiten Zitate abschreiben können! :) Aber die Idee, zu vergleichen wer was veröffentlicht, finde ich total spannend, da werd ich mich gleich mal umgucken gehen. (Denn ich lese ja immer die Rezensionen erst, nachdem ich das Buch schon gelesen habe :) )

      Über was hast du dich denn im zweiten Band so geärgert? Auch über die Sprache?

      Edgar Wallace hab ich nie gelesen, aber ich bin ja -sehr fragwürdig, ich weiss - auch immer sehr verzaubert von Kolonialzeit-Elementen. Und klar, da die im nachhinein natürlich immer furchtbar romantisiert werden, ist das natürlich auch sehr schön erholsam. :) Aber apropos Rassismus: Ich bin fast durch mit "To kill a mockingbird". Ich hoffe ich finde diese Woche noch die Zet für eine Reznsion, denn das Buch ist wirklich, wirklich toll!

      Löschen
    2. Mir ist das nach dem Lesen des Buches wirklich aufgefallen. Jeder scheint andere Zitate zu haben, die ihn besonders bewegt haben (John Green ist einfach ein Autor, den man toll zitieren kann) und das fand ich schon spannend.

      Weniger über die Sprache als über die Figurenentwicklung und über den Grundaufbau der Geschichte. Während ich den ersten Teil zwar durchschaubar, aber reizvoll geschrieben fand, war der zweite Krimi schrecklich 08/15 - ich bin da aber auch anspruchsvoll, weil ich zu viele Krimis gelesen habe und dementsprechend allergisch auf wiederkehrende Motive reagiere.

      Edgar Wallace ist absoluter Trash und man muss ihn nicht gelesen haben. :D Aber ich finde ihn gerade so schön entspannend ... ;)

      "To kill a mockingbird" habe ich bislang noch nicht gelesen - umso neugieriger bin ich auf deine Rezension! Obwohl ... dann muss ich ja vermutlich schon wieder die Bibliothek durchwühlen! ;)

      Löschen
    3. Dann wandert To kill a mockingbird jetzt mal auf jeden Fall auf meine Must-Read-Challenge-Liste...

      Löschen
  2. Wenigstens hast du gelesen - momentan find ich gerade aus meiner Februar - Lesedepression raus :-) ups, hört sich schlimmer an, als es ist...
    Aber zum Jussi Adler-Olsen kann ich nur sagen, dass ich den zweiten Band (mit dem hab ich angefangen) total gerne gelesen hab. Story spannend, Assad witzig etc. Ich les sonst keine Krimis, also war ich wahrscheinlich nicht so sensibel, was die Sprache angeht. Ich hab gedacht, die reden in Krimis alle so. Außerdem, wer würd nicht mal gern im echten Leben mal die Eier raushängen lassen und die Fakten auf den Tisch knallen, KLAR?! *gg* Aber mehr als die ersten beiden hab ich auch nicht geschafft...

    LG

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Kenn ich aber sehr gut, so Lesedepressionen! Das kommt dann von ganz allein wieder, wenn man vor seinem Bücherregal steht und plötzlich fürchterliche Sehnsucht nach einem Buch bekommt! :)

      "Ich hab gedacht die reden in Krimis alle so. Wer würd nicht gern im echten Leben mal die Eier raushängen lassen und die Fakten auf den Tisch knallen". LOL geil, ich musste grad so lachen :D Vielleicht ist das tatsächlich der Charme der Bücher. VIelleicht sollte ich doch ein bisschen weiterlesen :)

      Vielleicht solltest du mal eine Kolumne schreiben zum Thea "was ich an Krimis liebe" :P

      Löschen
  3. Öhm ... was ist denn bitte da bei der Übersetzung von "Verachtung" schiefgegangen? In Dänemark ist es doch (wie auch sonst in Skandinavien) absolut üblich, sich zu duzen, auch unter Fremden.
    Ich hab übrigens den ersten Krimi von Jussi Adler-Olsen ganz nett gefunden, aber den zweiten hab ich dann mittendrunter abgebrochen, weil ich mich dabei so gelangweilt habe.

    Der Satz mit den Seelen ist übrigens echt der Hammer! *gg*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich frag mich bei Übersetzugen sowieso immer, wie sie das eigentlich bestimmen, wann die Charaktere sich siezen. Gerade Übersetzungen aus dem Englischen lassen da ja ziemlich viel Willkür zu. Und sie ein "Sie" kann ja schonmal die komplette Atmosphäre verändern! Gibt es in Skandinavie denn das "Sie"? Ich kenn mich da nicht so aus.

      Passiert ja übrigens ständig, dass man seine eigene Seele irgendwo erblickt. Allerdings frage ich mich, was sie in den Augen eines Anderen zu suchen hat. Ich würde da ja eher seine eigene Seele vermuten, aber nunja. Wir wollen mal nicht so sein :p

      Löschen
  4. "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" rutscht immer weiter nach oben auf meiner Leseliste ...

    An dieser Stelle muss ich mal den schlechtesten Satz anführen, den ich je gelesen habe - kitschig, vollkommen sinnfrei, schrecklich unsubtil Informationen über den Hauptcharakter wiedergebend und zudem noch grammatikalisch falsch übersetzt: "Das Licht des Ozeans funkelte in seinen graublauen Augen wider." Der ist auf so vielen Ebenen in einem so kurzen Satz schlecht, dass er fast schon wieder gut ist. ;-D
    Und nein, das war keine Groschenroman-Schnulze, sondern ein Jugend-Fantasy-Roman ... *seufz*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja nu, das berühmte Licht des Ozeans eben. Ist doch voll romantisch, hallo? Gut, dass der keine braunen Augen hatte, das hätte ja sonst einen schönen Gehirnspagat ergeben :D

      Löschen
  5. Dein Live Traffic Feed lässt mich immer mindestens 40 km umziehen! Entweder ortet der mich in Hagen oder Duisburg... pfff....kennt der Dortmund nicht? Das musste mal gesagt werden. =D
    Das Green-Buch fand ich auch ganz großartig und konnte danach mehrere Tage gar nichts neues anfangen, weil es mich so beschäftigt hat. Bin auf deine Mockingbird-Rezension gespannt!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Seltsam... du bist sicher, dass du nicht in Bielefeld wohnst? :p
      Bei mir steht da immer "Germany" - aber Berlin ist nunmal auch halt überproportional cool, dass kann schon mal für ein ganzes Land durchgehen ˆˆ

      Hast du zufällig von John Green auch "Eine wie Alaska" gelesen? Da steck ich grad irgendwo auf der zweiten Hälfte fest und hab eigentlich gar nicht so viel Lust weiterzulesen. Das andere fand ich irgendwie wesentlich besser!

      Löschen
    2. Ich wohne natürlich nicht in der Stadt, die es nicht gibt! =D
      Nee, von Mister Green habe ich nur "The Fault in Our Stars" aka "Das Schicksal..." gelesen. Will das irgendwann mal ändern, aber ich hab noch so viele ungelesene Bücher, die hier auf mich warten. Die sind zuerst dran.

      Löschen
  6. Awww, Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Fand ich auch ganz, ganz toll. Außerdem hab ich noch 'Die erste Liebe nach 19 vergeblichen Versuchen'/ 'An Abundance of Katherines' gelesen - das kommt nicht an 'The Fault in our Stars' ran, gefiel mir allerdings trotzdem. Obwohl ich gehört habe, es sei nicht so gut angekommen und viele meinten, es wäre auch nicht so gut wie seine anderen Romane (unter denen dann auch 'Eine wie Alaska' angeführt wurde). Das muss ich dann also definitiv auch noch lesen...

    AntwortenLöschen
  7. Liebe Mila

    "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" liegt bereits seit einer Ewigkeit auf meinem E-Reader. Ich hoffe, dass ich bald mal dazu komme, das Buch zu lesen. Vielen Dank für die Empfehlung!

    AntwortenLöschen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...