Freitag, 28. Dezember 2012

Der kleine Prinz: Vom Wichtigen und Nichtigen. Und Sparschälern.

Glücklich, reich beschenkt und gefühlte fünf Kilo schwerer melde ich mich aus den Weihnachtsfeiertagen zurück. Ich hoffe ihr hattet alle ein wundervolles Fest, nicht zu viel Geschenkstress und gaaanz viel Zeit für eure Liebsten. Bei uns ging es dieses Jahr extrem anti-kommerziell zu. Nicht. Wir haben - und das ist jetzt keine Übertreibung - 7 (SIEBEN) Stunden lang Geschenke ausgepackt. Zieht man die ca 2 Stunden Abendessen und diverse Gedicht- und Tanzeinlagen ab, bleiben netto immer noch mindestens 3 Stunden auspacken. Das, finde ich, ist schon eine reife Leistung. Wir sind nun übrigens Küchentechnisch hervorragend ausgestattet. Besonders romantisch fand ich hier, dass mein Freund all die Sachen die wir sowieso brauchten, für mich in Geschenkpapier eingewickelt unter den Baum gelegt hat. Wer hat sich nicht schon immer einen Sparschäler von seinem Liebsten gewünscht?! <3

So. Zielspurt. Wie vielen anderen fällt auch mir pünktlich Ende Dezember ein, dass da ja noch so einige Challenges auf mich warten. Und zumindest die "Read the Classics"-Challenge von Lynesque will ich noch durchziehen! (Wobei sie das wahrscheinlich wenig interessieren wird, da ihr Blog scheinbar seit Juli irgendwie still liegt.) Aber fürs eigene Ego und so... Ihr kennt das ja.

Als krönenden Abschluss der Classics Challenge habe ich mir ein Buch ausgesucht, das mir ganz besonders am Herzen liegt: Den kleinen Prinz. Als kleines Mädchen habe ich eine wunderschöne, sehr alte deutsche Erstausgabe dieses Buches geschenkt bekommen und als großes Mädchen hab ich sie dann weiterverschenkt - als allererstes Weihnachtsgeschenk für meinen Freund. (Voll unromantisch und so. Wer will schon ein Buch, wenn er auch einen Sparschäler haben kann?!) Das war so ungefähr das wertvollste Geschenk, was ich mir damals vorstellen konnte und ist es auch immer noch. Heute steht das Buch übrigens in unserem gemeinsamen Bücherregal. Geschickt eingefädelt, oder? 

Der kleine Prinz ist die zauberhafte Geschichte eines erwachsenen Mannes der in der Sahara mit seinem Flugzeug notlanden muss. Entnervt von diesem Umstand und der Frage wie er nun wieder nach Hause kommt, trifft er auf den kleinen Prinzen, der ihm zwar mit seinen Problemen nicht weiterhelfen kann, ihn aber dafür bittet, ein Schaf zu zeichnen. Außerdem erzählt der kleine Prinz seine Geschichte - wie er von seinem kleinen Planeten aufbrach um die Bewohner anderer Planeten zu entdecken und wen er dort alles getroffen hat. Nebenbei stellt der kleine Prinz jede Menge fragen, die die Weltsicht unseres Erwachsenen Erzählers ganz schön auf den Kopf stellen - und die des erwachsenen Lesers gleich mit dazu.
"Die großen Leute haben eine Vorliebe für Zahlen. Wenn ihr ihnen von einem neuen Freund erzählt, befragen sie euch nie über das Wesentliche. Sie fragen euch nie: Wie ist der Klang seiner Stimme? Welche Spiele liebt er am meisten? Sammelt er Schmetterlinge? Sie fragen euch. Wie alt ist er? Wieviel Brüder hat er? Wieviel wiegt er? Wieviel verdient sein Vater? Dann erst glauben sie ihn zu kennen."
Dieses Buch zu lesen ist wie eine Reise in die Kindheit, die uns erkennen lässt, wie viele wichtige Dinge man eigentlich beim Erwachsenwerden vergessen hat. Der kleine Prinz bringt sie alle wieder mit und jedes mal stecke ich mindestens eine Woche nach dem Lesen noch in einem Zauber, der mich die Welt wieder ein bisschen mehr mit Kinderaugen sehen lässt. Deshalb sollte man den kleinen Prinzen auch nicht nur einmal gelesen im Leben gelesen haben, sondern am besten immer wieder - 
  • Wenn man sich zum Beispiel dabei ertappt, jemanden ernster zu nehmen,  nur weil er einen Anzug trägt. 
  • Oder wenn wir unseren Kopf mit lauter Wissen füttern - außer dem Wesentlichen.
  • Oder wenn wir einen Gedanken nur deshalb nicht ernst nehmen, weil er sich nicht durch Zahlen belegen lässt... 
(Während ich das hier so schreibe, muss ich gerade an mein Studium denken - Eigentlich müsste jeder BWLer als Gegengewicht zum Studium den ganzen Tag den kleinen Prinzen in der Tasche haben!)

Falls ihr noch ein Buch zur Jahreswende sucht, das auch dabei hilft zur erkennen welche guten Vorsätze wirklich sinnvoll sind - hier ist es! Denn der kleine Prinz weiss ganz genau, was im Leben wirklich wichtig ist - und was überhaupt nicht. Nur leider neigen große Leute dazu, diese Dinge eins zu eins miteinander zu vertauschen!

Für euch gibt es jetzt noch einen Abschnitt aus der Begegnung mit dem Fuchs. Da fange ich zwar unfehlbar jedes mal an zu heulen, aber es ist definitiv eine meiner Lieblingsstellen.



"...Ich esse kein Brot. Für mich ist der Weizen zwecklos.
Die Weizenfelder erinnern mich an nichts. und das ist traurig.
Aber du hast weizenblondes Haar.
Oh, es wird wunderbar sein, wenn du mich einmal gezähmt hast!
Das Gold der Weizenfelder wird mich an dich erinnern.
Und ich werde das Rauschen des Windes im Getreide lieb gewinnen."

Der Fuchs verstummte und schaute den kleinen Prinzen lange an.

"Bitte ... zähme mich!" sagte er.

"Ich möchte wohl", antwortete der kleine Prinz, "aber ich habe nicht viel Zeit.
Ich muss Freunde finden und viele Dinge kennen lernen."

"Man kennt nur die Dinge, die man zähmt", sagte der Fuchs.
"Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennen zu lernen.
Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften.
Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt,
haben die Leute keine Freunde mehr.
Wenn du einen Freund willst, so zähme mich!"

"Was muss ich da tun?" sagte der kleine Prinz.

"Du musst sehr geduldig sein", antwortete der Fuchs.
"Du setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir ins Gras.
Ich werde dich so verstohlen, so aus dem Augenwinkel anschauen, und du wirst nichts sagen.
Die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse.
Aber jeden Tag wirst du dich ein bisschen näher setzen können ..."

Am nächsten Morgen kam der kleine Prinz zurück.
"Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde wiedergekommen", sagte der Fuchs.
"Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen,
glücklich zu sein. Je mehr die Zeit vergeht, umso glücklicher werde ich mich fühlen.
Um vier Uhr werde ich mich schon aufregen und beunruhigen; ich werde erfahren, wie teuer das Glück ist.
Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen,
wann mein Herz da sein soll ... Es muss feste Bräuche geben."


<3 Schnief. Ich wünsche euch ein schönes letztes 2012er Wochenende. Wir lesen uns aber noch mal vor dem neuen Jahr!

Ps: Sorry für die kleine Schrift, mein HTML Code macht grad irgendwie nicht das, was ich gern hätte. 

7 Kommentare:

  1. Jeder BWLer muss einen kleinen Prinzen bei sich tragen, oder als Alternative einen Sparschäler, warum weiten wir das nicht gleich auf alle Menschen aus?! Ich mein, da brauchst du nur zu fragen, was die Person in der Tasche trägt, und du weißt ziemlich schnell, ob du dich weiter mit ihr unterhalten möchtest oder nicht. Wobei, eigentlich ist das ja schon ziemlich Sparschäler-diskrimnierend. Es gibt schließlich Momente, wo man ihn gut gebrauchen kann. Aber wenn ich wählen dürfte...
    Mir fällt gerade ein, dass ich den kleinen Prinzen mal meinen Kindern vorlesen sollte. Wieso habe ich das noch nicht getan? Eine neue Ausgabe tut es ja auch...
    Ganz liebe Grüße von Mila

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    1. Ich befürchte, es liegt in meiner Natur Sparschäler-Diskriminierung zu betrieben. So ähnlich klang nämlich der Vorwurf meines Freundes zu diesem Thema angesichts meiner angeblich (!) mangelnden Begeisterung für dieses Weihnachtsgeschenk... :p
      Und du solltest das Buch defifinitv deinen Kindern vorlesen!!! Wobei es total faszinierend ist, wenn ich daran zurückdeneke, welche Textstellen mir jetzt als "Aha"-Momente auffallen, die ich als Kind total selbstverständlich fand!

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  2. Ich kann mich erinnern, dass ich das Buch im Französischunterricht behandelt habe, aber eine Theateraufführung mit einem absolut schrecklichen kleinen Prinzen (nerviges Kind...) hat mir die Freude an der ganzen Geschichte schlichtweg versaut... Vielleicht sollte ich das mal lesen, um mein Bild zu ändern. o///o
    Ich hab auch gerade deinenen Anne of Green Gables Beitrag gelesen und fand's ganz toll!! Ich liebe das Buch und lese es regelmäßig. Ich kann dir auch "Emily auf der Moon Farm" empfehlen. Es ist von derselben Schriftstellerin, aber leider nur noch sehr selten zu kriegen. L.M.Montgomery meinte immer, dass sie selbst nicht wie Anne ist, sondern mehr wie Emily. =)

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    1. Ich musste grad ein bisschen grinsen. Ein nerviges Kind in der Rolle ist natürlich echt, echt fies bei einer Geschichte, die von ihrem Hauptdarsteller lebt :D Du solltest also wirklich definitiv das Buch lesen.

      Das Emily Buch werd ich gleich mal suchen gehen! Hast du die anderen Anne Bände auch gelesen? Sind die zu empfehlen?

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  3. Haha, über der eingepackten Sparschäler musste ich gerade herzlich lachen - und dabei unweigerlich an eine alte Kassette denken, die in meiner Familie immer wieder für Gelächter sorgt. Und zwar hat meine Mutter vor Jahren, als meine (viel) älteren Geschwister noch Kinder waren, die weihnachtliche Bescherung auf einer Audiokassette aufgenommen. Da man sparsam sein musste, bekamen die Kinder auch so manche Geschenke, die vielleicht nicht gewünscht, aber benötigt wurden.
    Und so hört man da also Papierrascheln, als meine Schwester ein Geschenk auspackt, und dann und meine Mutter, die enthusiastisch ruft: "Jö, schau, eine Strumpfhose!"
    Man kann sich das "begeisterte" Gesicht meiner Schwester dazu (die etwa 7 Jahre alt war) echt bildlich vorstellen. *lol*

    Ich finde aber die Idee charmant, Sachen, die man ohnehin braucht, einzupacken und unter den Baum zu legen. Geschenke auspacken ist doch so schön. :-)
    Bei uns ist das immer eher eine Sache von Minuten, da wir in unserer Familie wichteln und also jeder nur einen Wichtel beschenkt und man dementsprechend auch nur ein Geschenk bekommt (und auszupacken hat).

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    1. Ouh, Strumpfhosen zu Weihnachten sind aber auch ein Klassiker. Ich hab auch mit Vorliebe selbst gestrickte Socken bekommen. Die Bescherung aufzunehmen finde ich eine großartige Idee, allerdings muss man dazu tatsächlich bei uns das Wichteln einführen, ansonsten wird das eine ganz schön lange Kassette.

      Die lange Auspackzeit lag bei uns auch daran, dass ich dieses Jahr Heiligabend bei der Familie meines Freundes war und die haben eine spezielle Auspack-Tradition: Reihum packt jeder ein zufälliges Geschenk aus und dann wird geraten von wem und für wen es sein könnte. Ein bisschen wie wichteln also, nur das jeder für jeden ein Paket hat. Wenn dann Acht Leute da sitzen kann das schonmal ein ziemlich großer Stapel werden. Ich muss sagen, ich war ziemlich eingeschüchtert, als ich die Geschenkemenge unterm Baum gesehen habe :p

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  4. Unterschätze nie einen guten Sparschäler! Wir haben fünf Anläufe gebraucht, bis wir nach dem Exitus des alten endlich einen befriedigenden Ersatz hatten! :D

    Und eure Kommentare bringen mich auf eins meiner Lieblingskinderfotos von mir, auf dem ich als 11jährige zu sehen bin und mein gerade ausgepacktes neues Nachthemd an mich drücke. Früher gab es viel mehr praktische Geschenke! ;D

    Ich weiß, dass beim kleinen Prinzen alle den Prinzen lieben und den Fuchs und ... aber für mich ist der Höhepunkt des Buches der Anfang. Ich liebe den Hut/die Schlange mit dem Elefanten mehr als alles andere an der Geschichte!

    Hab ein wunderschönes, erlebnisreiches und erfülltes Jahr 2013 mit ganz vielen einzigartigen Berlin-Momenten! :)

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