Dienstag, 16. September 2014

Was haben J.K. Rowling und Slowenien gemeinsam?

J.K. Rowling is back

Als "A casual Vacancy" erschien, das erste Buch von J.K. Rowling nach Harry Potter, war ich vorher sowas von aufgeregt, dass ich es schon Monate im Voraus kaum noch erwarten konnte. Das Cover war zwar überhaupt nicht meins und auch die Geschichte auf dem Titel klang irgendwie öde, aber es war J.K. Rowling!
Ich hab's auf Seite 40 abgebrochen.

Ich mochte weder die Figuren, noch das Setting und schon gar nicht das Gefühl, dass beim Lesen der ersten Seiten aufkommt. Ich hatte nicht erwartet, dass die Geschichte Harry Potter ähnelt, aber mit J.K. Rohlings Meisterwerk im Hinterkopf fiel es mir irgendwie doch schwer, die großzügig gestreuten Schimpfwörter zu überlesen. 

Deshalb war ich skeptisch, als im Jahr danach "The Cuckoo's Calling" erschien. Frau Rowling hatte diesmal unter dem Pseudonym Robert Galbraith geschrieben, wohl in der Hoffnung, dass dann niemand die Geschichte mit Harry Potter vergleicht. Kam natürlich schnell raus, die Presse spielte verrückt und die Verkaufszahlen schossen in die Höhe, aber vorher gab es doch noch einige unbeeinflusste positive Rezensionen für das "Erstlingswerk" Galbraiths. Und da ich im August zum ersten mal in diesem Jahr mehr als ein verlängertes Wochenende Urlaub hatte, durfte "The Cuckoo's Calling" mit nach Slowenien.

Und weil mich sowohl das Land als auch das Buch begeistert haben, werde ich im folgenden lustig mischen. Damit ihr ein Gefühl davon bekommt wie es ist, the Cuckoo's Calling in Slowenien zu lesen. Viel Spaß beim mentalen Kurzurlaub!


 


Unterschätzte Talente 

Zu meiner Überraschung hatten das Land Slowenien und J.K. Rowling eine Gemeinsamkeit: Beide werden in ihren Talenten unterschätzt. J.K. Rowling schreibt auch dann großartige Bücher, wenn weder magische Internate, noch vernarbte junge Zauberer darin vorkommen. Es gelingt ihr irgendwie trotzdem, eine magische Atmosphäre heraufzubeschwören. Und Slowenien ist einfach nur magisch, ich konnte kaum glauben, dass das Land nicht völlig von Touristen überlaufen ist! 

Vielleicht liegt es daran, dass man Slowenien in ungefähr zwei Stunden komplett mit dem Auto durchqueren kann und im Zweifelsfall nicht mal merkt, dass zwischen Italien und Kroatien noch ein ganzes Land lag. Ein Naturwunder reiht sich an das nächste und die meisten lassen sich in weniger als einer Stunde Fahrzeit erreichen. Von den Bergen an die Küste sind es oft gerade mal 10 Minuten, und wir sprechen hier von türkisblauem Wasser, waldbewachsenen Hängen und atemberaubenden Panorama-Blicken in den Bergen. Dazwischen unglaublich gut erhaltene Mittelalterstädtchen, 1500 Jahre alte Kirchen, in Stein gehauene Schlösser, kleine Berghütten, vor Früchten strotzende Gärten - Tomaten, Kartoffeln, Trauben, Feigen, Granatäpfel, da wächst wirklich alles! - und Millionen Jahre alte Tropfsteinhöhlen. Ich möchte euch dieses Land also schwer ans Herz legen und während ich Bilder von Slowenien sprechen lasse, wird uns gleichzeitig J.K. Rowling nach London entführen - in die Welt des Privat-Detektivs Cormoran Strike.






Man greife sich nun bitte eine Brust.

Privatdetektiv Cormoran Strike hat ein blaues Auge. Verursacht von einem Aschenbecher, den ihm seine gefährliche, wunderschöne und unberechenbare (nun Ex-)Freundin Charlotte an den Kopf geschmissen hatte, bevor Sie aus seinem Büro stürmte. Strike will ihr hinterherrennen, doch er prallt vor seiner Tür mit der resoluten jungen Dame Robin zusammen, die ihm von einer Zeitarbeitsfirma als temporäre Assistentin geschickt wurde. Von diesem Zusammenstoß mit dem überdurchschnittlich riesigen und überdurchschnittlich schweren Strike aus dem Gleichgewicht gebracht, wäre Robins Rolle hier schon fast wieder zu Ende, da Sie um ein Haar rückwärts eine Treppe herunterfällt. Glücklicherweise kann Strike gerade noch reflexartig zupacken und sie vor dem Tod bewahren. Dass sein beherzter Griff dabei ihre linke Brust erwischt, ist für Robin ungünstig und für Strike nicht nur ein wenig peinlich, schien mir aber für den Fortgang der Geschichte ein origineller Einstieg. Außerdem musste ich ziemlich grinsen.
























Zur Story

Als Lula Landry mit zerschmettertem Kopf auf der Straße vor ihrem Londoner Penthouse gefunden wird, ist sich die ganze Welt einig, dass das exzentrische und oft deprimierte Supermodel Selbstmord begangen hat. Nur ihr Bruder hat Zweifel daran und engagiert Privatdetektiv Cormoran Strike, der den Fall untersuchen soll. Strike, der bis zum Verlust seines Beins als Soldat in Afghanistan gedient hatte, ist seit dem Streit mit seiner Freundin nicht nur wütend und verletzt, sondern er steht auch plötzlich ohne Wohnung da. Ziemlich mittellos ist er obendrein, und das obwohl sein Vater ein berühmter Rockstar ist und seine Mutter ein Supergroupie. Während Strike sich also in seinem Büro häuslich einrichtet, tut seine feinfühlige neue Assistentin Robin so, als würde ihr gar nicht auffallen, dass eine Luftmatratze nicht zur Standardausstattung eines Detektivbüros gehört. Langsam entwickelt sich zwischen den beiden eine vorsichtige Freundschaft und es stellt sich heraus, dass Cormoran und Robin ein fantastisches Team sind, wenn es darum geht, in der völlig abgedrehten Londoner Promi-Szene einen Mord aufzuspüren.










Fazit:

Ich weiss nicht, wie sie es geschafft hat, aber obwohl die Storyline weder besonders originell noch das Ende wahnsinnig überraschend ist, war ich richtig schön deprimiert, als die letzte Seite heranrückte. Der knurrige, unsensible und grundanständige Cormoran Strike ist mir im Laufe der Geschichte so sehr ans Herz gewachsen, dass ich ihn noch Tage später vermisst habe. Und bei Robin,  die ganz ausgezuckelt vor Glück darüber ist, sich frisch mit ihrem Langzeitfreund  verlobt zu haben, - der übrigens ein solcher Langweiler zu sein scheint, dass er offensichtlich sogar Frau Rowling auf den Keks geht - ging es mir nicht anders. Die beiden sind ein sehr charmantes Ermittlerduo, denen die Sympathiepunkte, auch durch die unbeholfene Art in der sie miteinander agieren, nur so zufliegen. Die Geschichte ist flüssig zu lesen, durch ihre Dialoge und das Zusammenspiel der Charaktere echt amüsant und beschwört mühelos die magische Atmosphäre von London im Dämmerlicht herauf. Ich habe mich in Cormoran Strikes Welt sehr wohl gefühlt und hoffe es kommen noch mehr Krimis von der Sorte. (Ich habe mir gerade den Nachfolger "The Silkworm" bestellt.)

Well done, J.K.!



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