Kaum zu fassen, aber das Lesehoch hält an. Auch im Februar habe ich schon ein halbes Dutzend Bücher gelesen. Wenn ich die jetzt auch noch zu allen eine Rezension schaffen würde - äh, naja, wir wollen den Blogger-Burnout mal nicht herbeibeschwören. Unglaublich bezaubernd ist mein Liebling im Februar: Water for Elephants.
Top des Monats: Water for Elephants von Sara Gruen (2006)
Top des Monats: Water for Elephants von Sara Gruen (2006)
"Ladies-s-s-s-s-s-s-s and gentleman-n-n-n-n-n! Twen-n-n-n-n-n-ty-five minutes till the big show! Twen-n-n-n-n-n-ty-five minutes! More than enough time to avail yourselves of the amazing, the unbelievable, the ma-a-a-a-a-a-rvelous wonders we have gathered from all four courners of the earth and still find a good place in the big top!"
Jacob Jankowski ist 90. Oder 93. In seinem Alter kann man das nicht mehr so genau sagen. Jede Woche kommt ihn seine Familie im Altersheim besuchen - allerdings hat er fünf Kinder und jede Woche kommt ein anderes mit seiner Familie. Wenn er es endlich geschafft hat, sich zu erinnern, welches seiner Enkelkinder zu welchem Kind gehört, kommt schon wieder ein anderer Teil der Familie. Das Vergessen macht ihm Angst. Und es ärgert ihn, dass die Pflegerinnen im Altenheim ihn wie einen greisen Idioten behandeln - obwohl er doch gerade erst Mitte Zwanzig war und Tierarzt im Zirkus der "Benzini Brothers Most spectacular Show on Earth". Niemand kennt seine Vergangenheit, bis eines Tages ein Zirkus in die Stadt kommt und ein anderer Bewohner des Altenheims erzählt, er hätte damals das Wasser für die Elefanten getragen. Es kommt zu einem Eklat zwischen den beiden alten Männern und die Geschichte kommt ans Licht.
"My father used to take us down to the tracks to watch them unload. Gosh, that was something to see. And then the parade! And the smell of peanuts roasting -"
"And cracker Jack!"
"And candy apples, and Icecream, and lemonade!"
"And the sawdust! It would get into your nose!"
"I used to carry water for the elephants", says McGuinty.
I drop my fork and look up. He is positively dripping with self-satisfaction, just waiting for the girls to fawn over him.
"You did not", I say.
There is a beat of silence. (...)
"Listen pal", I say. "For decades I`ve heard old coots like you talk about carrying water for elephants and I`m telling you now, it never happened. (...) Do you have any idea how much an elephant drinks?"
"My father used to take us down to the tracks to watch them unload. Gosh, that was something to see. And then the parade! And the smell of peanuts roasting -"
"And cracker Jack!"
"And candy apples, and Icecream, and lemonade!"
"And the sawdust! It would get into your nose!"
"I used to carry water for the elephants", says McGuinty.
I drop my fork and look up. He is positively dripping with self-satisfaction, just waiting for the girls to fawn over him.
"You did not", I say.
There is a beat of silence. (...)
"Listen pal", I say. "For decades I`ve heard old coots like you talk about carrying water for elephants and I`m telling you now, it never happened. (...) Do you have any idea how much an elephant drinks?"
The Big Top - Ein Ort zum Träumen.
Als vor einigen Jahren die Verfilmung dieses Buches herauskam, entschloss ich mich, mir das - trotz der zauberhaften Reese Witherspoon - nicht anzutun. Nicht nur, weil die Hauptrolle von Robert "Ich habe nur einen Gesichtsausdruck" Pattinson gespielt wird - sondern weil mir damals gesagt wurde, dass die Grausamkeit den Tieren gegenüber schwer zu ertragen sei. Das ist sie tatsächlich auch im Buch, denn das Leben im Zirkus ist hart. Tiere, die ihren Zweck nicht mehr erfüllen, werden ersetzt. Menschen übrigens auch. Es ist kein Platz für Zartbesaitete, denn das Geld ist immer knapp, das Leben immer am Limit - und die Show muss immer weitergehen. Gleichzeitig ist das Big Top, das große Zirkuszelt der 30er Jahre, ein magischer Ort. Ein Ort ungekannter Kuriositäten aus aller Herren Länder, unglaublicher Tiere, schillernder Kostüme, grandioser Artisten und dem alles durchziehenden Popcornduft. Ein Ort zum Träumen.
Hinter der Kulisse hören die Träume auf, das Leben hier ist zu gefährlich für Träume, zu gefährlich für Gefühle und es ist schwer herauszufinden, wem man vertrauen kann. Jacob Jankowski, der kurz vor seinem Abschluss an Tiermedizin an einer der prestigeträchstigsten Universitäten Amerikas steht, wird aus seinem heiteren Leben gerissen, als seine Eltern sterben und er die Studiengebühren nicht mehr bezahlen kann. Das Land befindet sich mitten in der Großen Depression und so ist er froh, Arbeit in einem Zirkus zu finden. Doch er begeht einen schweren Fehler - er verliebt sich in die Frau des gefährlichsten Mannes der ganzen Show.
Das Buch ist ein Wirbel aus Formen, Farben und Gefühlen. Der Leser ist mitten in der Geschichte, leidet mit, erlebt atemlos eine großartige Show. Und wird zwischendurch unvermittelt immer wieder in den grauen Alltag im Altenheim geschmissen, dessen Trostlosigkeit die schillernde Zirkuswelt nur umso mehr hervorhebt.
Ich habe mich sofort und unwiderruflich in diese Welt verliebt. Gleichzeitig hat mich die Parallelgeschichte eines jungen Mannes, der sich plötzlich in einem alten, verlebten Körper widerfindet, zu Tränen gerührt und immer wieder zum Nachdenken gebracht. Denn es ist ja keine Seltenheit, dass alte Menschen behandelt werden wie Kinder. Plötzlich werden Entscheidungen für sie getroffen, die ihnen jegliche Handlungsfähigkeit absprechen. Die Geschichten, die sie zu erzählen haben, vergessen wir dabei. Am Eindrucksvollsten fand ich die Szene, in der Jacob von einer der netten Pflegerinnen eine Schüssel Obstsalat zugesteckt bekommt. Sie hat ihm ihren eigenen Nachtisch gegeben, weil der alte Mann sich immer wieder über den weichpürierten Fraß beschwert, den sie ihm im Pflegeheim als "Essen" vorsetzen.
"Now don`t tell anyone", she says, bustling in and sliding my dinner-table-cum-vanity over my lap. She sets down a paper napkin, plastic fork and a bowl of fruit that actually looks appetizing, with strawberries, melon and apple.
"I packed it for my break. I`m on a diet. Do you like fruit, Mr Jankowski?"
I would answer except that my hand is over my mouth and it`s trembling. Apple, for God`s sake.
She pats my other hand and leaves the room, discreetly ignoring my tears.
I slip a peace of apple into my mouth, savoring its juices. The buzzing fluorescent fixture above me casts a harsh light on my crooked fingers as they pluck pieces of fruit from the bowl. They look foreign to me. Surely they can´t be mine.
Fazit
Absolut lesenswert. Und die Geschichte regt dazu an, das Altern mit anderen Augen zu sehen.
Hinter der Kulisse hören die Träume auf, das Leben hier ist zu gefährlich für Träume, zu gefährlich für Gefühle und es ist schwer herauszufinden, wem man vertrauen kann. Jacob Jankowski, der kurz vor seinem Abschluss an Tiermedizin an einer der prestigeträchstigsten Universitäten Amerikas steht, wird aus seinem heiteren Leben gerissen, als seine Eltern sterben und er die Studiengebühren nicht mehr bezahlen kann. Das Land befindet sich mitten in der Großen Depression und so ist er froh, Arbeit in einem Zirkus zu finden. Doch er begeht einen schweren Fehler - er verliebt sich in die Frau des gefährlichsten Mannes der ganzen Show.
Die Geschichte ist so intensiv, dass man die Sägespäne förmlich riechen kann.
Das Buch ist ein Wirbel aus Formen, Farben und Gefühlen. Der Leser ist mitten in der Geschichte, leidet mit, erlebt atemlos eine großartige Show. Und wird zwischendurch unvermittelt immer wieder in den grauen Alltag im Altenheim geschmissen, dessen Trostlosigkeit die schillernde Zirkuswelt nur umso mehr hervorhebt.
Ich habe mich sofort und unwiderruflich in diese Welt verliebt. Gleichzeitig hat mich die Parallelgeschichte eines jungen Mannes, der sich plötzlich in einem alten, verlebten Körper widerfindet, zu Tränen gerührt und immer wieder zum Nachdenken gebracht. Denn es ist ja keine Seltenheit, dass alte Menschen behandelt werden wie Kinder. Plötzlich werden Entscheidungen für sie getroffen, die ihnen jegliche Handlungsfähigkeit absprechen. Die Geschichten, die sie zu erzählen haben, vergessen wir dabei. Am Eindrucksvollsten fand ich die Szene, in der Jacob von einer der netten Pflegerinnen eine Schüssel Obstsalat zugesteckt bekommt. Sie hat ihm ihren eigenen Nachtisch gegeben, weil der alte Mann sich immer wieder über den weichpürierten Fraß beschwert, den sie ihm im Pflegeheim als "Essen" vorsetzen.
"Now don`t tell anyone", she says, bustling in and sliding my dinner-table-cum-vanity over my lap. She sets down a paper napkin, plastic fork and a bowl of fruit that actually looks appetizing, with strawberries, melon and apple.
"I packed it for my break. I`m on a diet. Do you like fruit, Mr Jankowski?"
I would answer except that my hand is over my mouth and it`s trembling. Apple, for God`s sake.
She pats my other hand and leaves the room, discreetly ignoring my tears.
I slip a peace of apple into my mouth, savoring its juices. The buzzing fluorescent fixture above me casts a harsh light on my crooked fingers as they pluck pieces of fruit from the bowl. They look foreign to me. Surely they can´t be mine.
Fazit
Absolut lesenswert. Und die Geschichte regt dazu an, das Altern mit anderen Augen zu sehen.
Das Buch habe ich meiner Schwester zu Weihnachten geschenkt ... vielleicht sollte ich es selbst auch mal lesen ;)
AntwortenLöschenDefinitiv! :)
LöschenBislang machte mich das Buch genauso wenig an wie der Film. Zirkusgeschichten können ja toll sein, aber die Liebesgeschichte schreckte mich immer ab. Deine Zitate zu seinem Leben im Altersheim machen mich allerdings nun doch etwas neugierig ... ;)
AntwortenLöschenDie Liebesgeschichte nimmt eigentlich nur einen relativ kleinen Teil des Buches ein und ist ziemlich subtil eingewebt. Warum die Geschichte auf diese Romanzentour beworben wurde - keine Ahnung. Wahrscheinlich weil Schmalzauge Pattinson so gut aufs Plakat passte. "Der König der Vampire - jetzt mit Elefanten!" immer so, wie mans grad am Besten vermarkten kann :p
Löschen*seufz* Werbung und Klappentexte - beides sollte verboten werden! Stattdessen müssen die Leute die Bücher halt nach den ersten drei Seiten kaufen (oder es sein lassen!). ;)
LöschenKlingt ja echt gut - ich hatte das Buch als uninteressant eingestuft, weil es als Romanze verkauft wurde (kam mir jedenfalls so vor).
AntwortenLöschenAls Ergänzung zur Antwort oben: "Twilight - Die Elefantenedition" gefällt mir als Werbeslogan eigentlich noch besser! :P
LöschenGute Entscheidung, dass du den Film nicht angeschaut hast. Ich fand ihn überhaupt nicht gut (auch von der Handlung her nicht) und der einzige Lichtblick war eigentlich Christoph Waltz.
AntwortenLöschenLeider hat mir der Film damit auch jegliche Lust auf den Roman geraubt. Hätte ich den besser mal vorher gelesen - jetzt werde ich es sicher nicht mehr nachholen. :-(
Christoph Waltz spielt da mit? Das ist mir total entfallen, das wären dann schon zwei meiner LIebelingsschauspieler. So ein Mist... jetzt muss ich ihn trotzdem gucken :P
Löschenich habe durch den film vom buch erfahren und eigentlich hat mich beides bisher nicht wirklich gereizt, aber deine rezension hat mich neugierig gemacht... danke :)
AntwortenLöschenlg, antonia
ich hatte`s auch nur mitgenommen, weil ich das alte englische Cover in der Bib so schön fand. Gekauft hätte ich das auch nie. Jetzt aber vielleicht schon, ich glaube ich werde das Bch mindestns noch einmal lesen wollen!
LöschenHey Katrin,
AntwortenLöschendanke für die Einladung, lieb dass du an mich gedacht hast, aber ich bin das ganze nächste Wochenende in London! :)
Euch viel Spaß!
Als allererstes muss ich mich ein bisschen outen: hat der Film für mich nicht irgendwas anderes was ihm zum "mussichgucken"-Liebling machen könnte, dann gehe ich sehr nach Schauspielern - und ich bin auch nicht so der Pattinson Fan.. Also ließ ich das & hab mich auch nicht weiter dafür interessiert. Aber - oh man - wie gut klingt das Buch und die Geschichte eigentlich? Ich danke dir so sehr für diese irgendwie einleuchtende Rezension, denn eins steht für mich jetzt definitiv fest - das MUSS ich lesen!
AntwortenLöschen:) Ich wünsche dir viel, viel Spaß!
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