Montag, 23. September 2013

Dieses Kind hat mehr Glück als Verstand... und Kürbisse.

Ich weiß, es spricht die pure Artikulationsfähigkeit aus meiner Überschrift!

... aber beginnen wir mit den Kürbissen. Diesen hier:




Ich hab da mal ein bisschen den Herbst hereingelassen.

(Auf dem unteren Foto sieht man übrigens zusätzlich einen Venedig Schnappschuss meines Weltenbummler-Liebsten und im Rahmen eines meiner absoluten Lieblingsgedichte. Es stammt von Alexander McCall Smith, der mal über Edinburgh folgendes geschrieben hat:

"This is a city of shifting light
of changing skies
of sudden vistas.
So beautiful it breaks the heart
again and again."

Mit diesem Gedicht kann man übrigens auch den Rest der Highlands beschreiben, der einfach atemberaubend schön ist. Aber dazu ein andernmal mehr.)

Und das habt ihr euch bestimmt auch garnicht gefragt. "Wo hat die diese megacoolen, riesigen Kürbisse her?" werdet ihr euch gefragt haben. Tja, Erntezeit Kinder, ich sach's doch! Und rein zufällig ist der Nachbar von meiner Oma ein Gartengenie. Da wächst alles! (MELONEN UND PHYSALIS FRÜCHTE IN NORDRHEIN-WESTFALEN!! Ich konnt's nicht fassen.) Ich hätte das ja nichtmal mitbekommen, hätte meine Oma nicht zufällig beim Mittagessen erwähnt, dass der Herr Nachbar ihr einen Kürbis schenken wollte. "Aber wir essen den ja nicht, also was soll ich wohl damit?" 

DEKORIEREN! Mensch, Oma. 
Nachdem ich dann also diensteifrig die nachbarsche Anfrage auf mich übergehen lassen habe und meinen Bedarf an Kürbis angemeldet hatte, gab es nur noch eins zu klären:

"Mädchen, den kriegst du doch nie mit nach Berlin!" (mein Opa) 
"Ach natürlich, ich bin doch stark!" (totale Selbstüberschätzung. Da hatte ich den Kürbis aber auch noch nicht gesehen.)
Also Opa geschnappt und rüber zum Nachbarn. Kürbis so groß wie ein kleines Pferd. (Siehe Foto 1) 
Egal, krieg ich mit. 
"Gurken auch?". 
"Ja aber gerne. Könnte ich vielleicht auch eine von diesen wunderschönen Zuchini..." 
Geschmeichelter Nachbar. Ungläubiges Kopfschütteln von meinem Opa.

Das Ende der Geschichte?

Bombenfund in Hannover! 

So dass ein sehr lieber Mensch aus Berlin, der dort zufällig grad Fortbildung hatte, einen Tag früher ins Wochenende starten und mich auf einem Weg im Auto mitnehmen konnte. 
"Dieses Kind hat mehr Glück als Verstand." (Meine Oma). 

War auch nötig. Meine Ernte hatte nämlich inzwischen etwas den Rahmen des Überschaubaren gesprengt, da hätten die Leute im Zug auf jeden Fall was zum Gucken gehabt. Das Gelbe ist übrigens die Zuchini, die in etwa die Größe meines Unterschenkels aufweist.



Und die Moral von der Geschicht? Ablehne einen Kürbis nicht!

(Was mit Artikulationsfähigkeit beginnt, soll auch mit ihr enden.)

Ps: JA, das sind drei  verschiedene Vintage Filter-Fotos in einem einzigen Blogbeitrag. Und nein, sie passen tatsächlich nicht besonders gut zusammen, aber die App macht so Spaß und immer das gleiche wär ja langweilig.

Sonntag, 8. September 2013

Summer's over... (ein Herbstkuss aus der Hauptstadt)

Summer's over...

Was Berlin sich im Winter an Sympathien verspielt, das macht es im Sommer wieder wett. Dieser Sommer war ziemlich sicher einer der besten in meinem Leben, und Berlin hat eine Menge dazu beigetragen. Wir hatten den kompletten Juli und August jedes Wochenende (und in der Woche eigentlich auch fast jeden Tag) Gäste - entweder Familie, Freunde, oder internationale Couchsurfer (mit denen wir wirklich wahnsinniges Glück hatten, ein paar Abschiede haben mir in den letzten Wochen schon ein bisschen das Herz gebrochen).

Ich sagte es bereits, aber ich sag' s gern nochmal: ihr solltet dringend Couchsurfing ausprobieren ;)
Durch so viele neugierige Berlin Besucher habe ich die Stadt auch noch mal mit ganz anderen Augen wahrgenommen - wobei ich mittlerweile in den "Brandenburger-Tor-Streik" getreten bin, das Ding ist nun wirklich nicht so spannend, dass man es sich öfter als 10 mal im Leben anschauen muss! Solltet ihr mal im Sommer nach Berlin kommen, empfehle ich euch hiermit dafür dringend einige meiner 

Berlin-Sommer-Lieblinge:
  • Leiht euch ein Fahrrad, packt einen Picknickkorb und fahrt zur Tempelhofer Freiheit. Das ehemalige Flughafenfeld ist mittlerweile von der Berliner Bevölkerung dermaßen in Beschlag genommen worden, dass es an jeder Ecke etwas faszinierendes zu sehen gibt. Meine Lieblingsstelle ist der große Garten, in dem jeder der möchte, mitpflanzen darf. So ist eine kreative, knallbunte, wundervoll entspannte Beetfläche entstanden, auf der man nicht nur alte Omis beim Karotten-Kaffee-Kränzchen trifft, sondern auch Hipster, die sich mit ihrem Tablet auf einem Baumhaus entspannen. Cool ist auch der Typ, der lauter alte Schuhe bepflanzt hat, auch wenn die gerade ein bisschen verfallen. Auf der anderen Seite des Tempelhofer Feldes sind wir letztens spontan in eine Party geraten, auf der zur Sonnenuntergangszeit ungefähr 50 Leute barfuß auf dem Gras zu Reggaemusik getanzt haben. Ihr wollt Berlin? Hier kriegt ihr Berlin.
  • Geht Mittag-Essen beim besten Falafel-Laden der Stadt: "Falafel Berlin" in der Skalitzer Straße in Kreuzberg. Superfrisch, superlecker, supergünstig. Ich esse da immer Halumi mit Tabouleh (steht nicht auf der Karte) aber der Mix Teller ist auch verdammt gut!
  • Zum Nachtisch ein Stück Kuchen? Mister Minsch in Kreuzberg ist ein zuckersüßer Mini-Laden, der die Kuchen bis vor einiger Zeit nur aus dem Fenster heraus verkauft hat. Mittlerweile haben sie aufgrund der großen Nachfrage angebaut und auch ein paar Tische im neuen Innenbereich. Himbeer-Vanille-Sahne. Muss ich mehr sagen?
  • Ein Museum das kaum jemand kennt und deswegen immer leer ist, das aber gleichzeitig richtig gut ist: Die Ausstellung zur deutschen Demokratie im Deutschen Dom auf dem Gendarmenmarkt. Sind wir letztens eher zufällig drüber gestolpert und bietet auf 5 Stockwerken eine wirklich tolle Ausstellung mit kostenlosen Führungen von super-motivierten Guides. 
  • Überhaupt der Gendarmenmarkt! Flasche Wein und Gläser mitnehmen, gegen Abend hingehen, Touristen angucken und den Musikanten zuhören, die eigentlich immer irgendwo spielen. Der Ausblick ist gigantisch, denn die beiden identischen Döme (ist das die Mehrzahl von Dom?) rechts und links vom Schauspielhaus sind einfach traumhaft schöne Gebäude.
  • Danach eine Straße weiter um die Ecke vorbeischauen: Auf dem Platz zwischen Humboldt-Uni und Oper ist eines der wichtigsten Denkmäler Berlins in die Erde eingelassen: Das Denkmal zur Bücherverbrennung. Weiss man das nicht, läuft man einfach dran vorbei, denn der Raum voller leerer Bücherregale ist unter der Erde und nur ein kleines Glasfenster zwischen den Pflastersteinen deutet darauf hin, was an dieser Stelle vor noch gar nicht so langer Zeit passiert ist. "Das war ein Vorspiel nur. Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen." Wie Recht er leider hatte, der Herr Heine.
  • Wenn ihr Reaggae und Karibik Sound mögt, lasst den Abend im Yaam ausklingen. Mein absoluter Lieblingsclub (direkt am Ostbahnhof) der sich im Sommer in eine Beachbar verwandelt, in der man fast die ganze Woche tanzen gehen kann. Am Wochenende gibt's oft richtig coole Konzerte. Info am Rande: Seeed hat sich hier kennengelent. Spricht für sich, oder?
  • Domäne Dahlem: Das Gutshaus von 1650 liegt am Rande Berlins, 15 Minuten mit dem Rad von Steglitz entfernt. Ich liebe das alte Anwesen, auf dem immer noch Landwirtschaft in ihrer traditionellen Form betrieben wird. In den Ställen können die Stadtkinder hier noch echte Kühe anschauen (die sind garnicht lila, oha?) und das Gutshaus ist zu einem kleinen, sehr feinen Museum geworden. Den ganzen Sommer über finden am Wochenende verschiedene Märkte statt und im Winter gibt es einen bezaubernden Weihnachtsmarkt. Dieses Wochenende gab es ein Mittelalterfest. War ziemlich cool. So'n Mann auf nem Pferd in voller Tournier-Montur hat schon was für sich, kann man nicht anders sagen. 
Mittelaltermarkt auf der Domäne Dahlem.

Willkommen Herbst!

Bei aller Liebe für den Sommer wird der Herbst aber immer, immer meine liebste Jahreszeit bleiben! Ich freue mich schon auf knisternde Blätter, lesen im Park oder auf der Fensterbank mit heißem Kako, auf Waldspaziergänge, Bastelabende und vor allem auf die Ernte. Es wird natürlich auch dieses Jahr wieder ein Erntedankfest bei uns geben, das hat ja mittlerweile Tradition. Und um es in den Worten meines Vermieters zu sagen: Es ist Erntezeit!!!!

Unser Vermieter ist übrigens definitiv der Glücksfall des Jahrhunderts!
Jetzt bräuchte ich dann nur bitte mal kurz ein Zwetschenrezept. Hat jemand eins parat? Über die Ergebnisse würde ich dann übernächste Woche berichten, denn:

Ich flieg ja  Morgen nach Schottland! 

Herbst in Schottland. Hach. 
 

Mittwoch, 4. September 2013

Ich ertrage dieses Kind keine Sekunde länger! (Rezension Alice im Wunderland)

Alice im Wunderland von Lewis Carroll, 1863
Uuuuund- durch! Man entferne nun bitte dieses nervige, nervige Kind von mir. Dafür dass das Buch so kurz ist, habe ich erstaunlich lange gebraucht, um mich da durchzuhangeln. 

Es ist ja nun, verehrter Leser, nicht so als würde ich die Geschichte nicht kennen.

Mitnichten.
Ich kenne sie viel. zu. gut.

Alice im Wunderland fand ich schon als Kind in der Disney Zeichentrick-Version anstrengend, es gab lauter Charaktere, die mir irgendwie Angst gemacht haben und besonders nett fand ich es im Wunderland auch nie. Trotzdem lief der Film jedes Jahr zur Osterzeit im Fernsehen und das sogar, obwohl wir gar kein Kabel hatten. Nun, watt soll dat Kind da machen, bei nur drei Programmen is ja nich mehr so viel Auswahl. 

Jahre später, im Jahr 2010 um genau zu sein, schaffte es aber der grandiose Tim Burton doch noch, mich für die Geschichte zu begeistern. Den Film fand ich, wie eigentlich alles von Burton, wundervoll abgedreht und spektakulär inszeniert. Die Geschichte hat bei der Macht der Bilder auch gar nicht so eine große Rolle gespielt. Und sowieso. Johnny Depp. Punkt.


In Anbetracht des Obigen - man entschuldige den snobistischen Ausdrucksstil, ich hab heute einen etwas hochgestochenen Tag, muss am Wunderland liegen - fühlte ich mich nie besonders geneigt, das Buch auch tatsächlich zu lesen. Aber ihr wisst ja, wie das ist: Die Challenge rief (tatsächlich schrie sie schon ziemlich laut) und die Geschichte hatte ich eh schon längst in die Kindle App geladen.

Willkommen auf dem Drogentrip

Und nun traue ich mich garnicht so richtig, noch viel weiterzuschreiben, denn schließlich ist Lewis Caroll - der gute Mann war nicht nur Schriftsteller sondern auch Mathematiker, Fotograf und Diakon - ja wirklich ziemlich berühmt und beliebt und sein Stil hat nicht nur Schriftsteller, sondern auch Künstler, Wissenschaftler und die Musik beeinflusst. Unter anderem diente das Buch als Grundlage für einen meiner absoluten Lieblingssongs: "White Rabbit" von Jefferson Airplane. Nehmen wir uns dafür doch kurz eine Minute Zeit, bevor es ans Eingemachte geht.



When the men on the chessboard
Get up and tell you where to go

And you've just had some kind of mushroom
And your mind is moving low
Go ask Alice
I think she'll know.



Wie Jefferson Airplane ganz richtig erkannt hat, ist es fast unmöglich, während des Lesens nicht an bewusstseinserweiternde Drogen zu denken. Angeblich ist das Buch so entstanden, dass Charles Lewis auf einer Bootsfahrt auf der Themse der Schwester eines Freundes (namens Alice Liddell) eine Geschichte erzählt hat, die diese ihn dann bat aufzuschreiben. Und das klingt auch erstmal sehr logisch, bedeutet aber bei genauerem Nachdenken trotzdem nicht, dass der Mann sich nicht beim Aufschreiben die ein oder andere Substanz zugeführt hat (Und vor knapp 150 Jahren war das ja auch alles noch schnuckelig auf Rezept erhältlich, da gab's ja gegen Zahnschmerzen auch Kokaintabletten.) Von daher: Wer weiss. Für mich war das Lesen des kompletten Buches jedenfalls definitiv mit einem Drogenrausch vergleichbar, in den sich irgendwie ein ziemlich anstrengendes kleines Mädchen geschmuggelt hatte. 

Alice - du bist 'ne doofe Nuss.

Dafür, dass Alice eigentlich ein gewitztes Ding ist und dem Autor offensichtlich auch am Herzen lag, ist sie mir ganz schön auf den Keks gegangen. Also nicht, dass die die anderen Charaktere hier besonders liebenswert wären, aber Alice hat mich mit ihrer ständigen Größer- und Kleiner-Werderei ganz bekloppt gemacht. Die anderen können ja wenigstens singen oder niesen, oder unsichtbar werden oder jemandem den Kopf abschlagen - Alice kann nur hilflos wachsen und schrumpen. Und wachsen. Und schrumpfen. Und wachsen. Und Schrumpfen. DANN ISS DOCH DEN SCHEIßPILZ NICHT!!! Du weisst doch mittlerweile, wo das hinführt. Meine Güte nochmal.

Aber nicht nur ihre Größeneskapaden sind ein wenig ausgeufert, ich fand auch, dass die junge Dame nun wirklich leider nicht besonders helle ist. Gut, dass auch alle anderen Kreaturen, die sie im Wunderland trifft , ganz ordentlich einen Knacks weghaben. Ihr kennt zum Beispiel bestimmt noch diese Genossen hier:



Und was bei Disney ja alles noch irgendwie charmant rüberkommt (vor allem mit der typischen Musik) fand ich im Buch irgendwann nur noch anstrengend. Ich bin durchaus bereit, anzuerkennen, dass dem Ganzen Buch ein sehr feiner Humor zugrunde liegt und eine Ironie, die ich stellenweise auch genossen habe. Wenn ich mich dann aber Absätze lang durch richtig anstrengend blöde Lieder über SUPPE quälen muss (siehe Screenshot) dann frage ich mich doch ernsthaft, ob der gute Herr Carroll sich nicht insgeheim einen Ast gelacht hat, über die Deppen, die seine mentalen Ergüsse auch noch bis zum Ende lesen.


Man möge mir den Kopf abschlagen, aber ich war selten so froh ein Buch endlich zur Seite legen zu können.
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