Dienstag, 16. September 2014

Was haben J.K. Rowling und Slowenien gemeinsam?

J.K. Rowling is back

Als "A casual Vacancy" erschien, das erste Buch von J.K. Rowling nach Harry Potter, war ich vorher sowas von aufgeregt, dass ich es schon Monate im Voraus kaum noch erwarten konnte. Das Cover war zwar überhaupt nicht meins und auch die Geschichte auf dem Titel klang irgendwie öde, aber es war J.K. Rowling!
Ich hab's auf Seite 40 abgebrochen.

Ich mochte weder die Figuren, noch das Setting und schon gar nicht das Gefühl, dass beim Lesen der ersten Seiten aufkommt. Ich hatte nicht erwartet, dass die Geschichte Harry Potter ähnelt, aber mit J.K. Rohlings Meisterwerk im Hinterkopf fiel es mir irgendwie doch schwer, die großzügig gestreuten Schimpfwörter zu überlesen. 

Deshalb war ich skeptisch, als im Jahr danach "The Cuckoo's Calling" erschien. Frau Rowling hatte diesmal unter dem Pseudonym Robert Galbraith geschrieben, wohl in der Hoffnung, dass dann niemand die Geschichte mit Harry Potter vergleicht. Kam natürlich schnell raus, die Presse spielte verrückt und die Verkaufszahlen schossen in die Höhe, aber vorher gab es doch noch einige unbeeinflusste positive Rezensionen für das "Erstlingswerk" Galbraiths. Und da ich im August zum ersten mal in diesem Jahr mehr als ein verlängertes Wochenende Urlaub hatte, durfte "The Cuckoo's Calling" mit nach Slowenien.

Und weil mich sowohl das Land als auch das Buch begeistert haben, werde ich im folgenden lustig mischen. Damit ihr ein Gefühl davon bekommt wie es ist, the Cuckoo's Calling in Slowenien zu lesen. Viel Spaß beim mentalen Kurzurlaub!


 


Unterschätzte Talente 

Zu meiner Überraschung hatten das Land Slowenien und J.K. Rowling eine Gemeinsamkeit: Beide werden in ihren Talenten unterschätzt. J.K. Rowling schreibt auch dann großartige Bücher, wenn weder magische Internate, noch vernarbte junge Zauberer darin vorkommen. Es gelingt ihr irgendwie trotzdem, eine magische Atmosphäre heraufzubeschwören. Und Slowenien ist einfach nur magisch, ich konnte kaum glauben, dass das Land nicht völlig von Touristen überlaufen ist! 

Vielleicht liegt es daran, dass man Slowenien in ungefähr zwei Stunden komplett mit dem Auto durchqueren kann und im Zweifelsfall nicht mal merkt, dass zwischen Italien und Kroatien noch ein ganzes Land lag. Ein Naturwunder reiht sich an das nächste und die meisten lassen sich in weniger als einer Stunde Fahrzeit erreichen. Von den Bergen an die Küste sind es oft gerade mal 10 Minuten, und wir sprechen hier von türkisblauem Wasser, waldbewachsenen Hängen und atemberaubenden Panorama-Blicken in den Bergen. Dazwischen unglaublich gut erhaltene Mittelalterstädtchen, 1500 Jahre alte Kirchen, in Stein gehauene Schlösser, kleine Berghütten, vor Früchten strotzende Gärten - Tomaten, Kartoffeln, Trauben, Feigen, Granatäpfel, da wächst wirklich alles! - und Millionen Jahre alte Tropfsteinhöhlen. Ich möchte euch dieses Land also schwer ans Herz legen und während ich Bilder von Slowenien sprechen lasse, wird uns gleichzeitig J.K. Rowling nach London entführen - in die Welt des Privat-Detektivs Cormoran Strike.






Man greife sich nun bitte eine Brust.

Privatdetektiv Cormoran Strike hat ein blaues Auge. Verursacht von einem Aschenbecher, den ihm seine gefährliche, wunderschöne und unberechenbare (nun Ex-)Freundin Charlotte an den Kopf geschmissen hatte, bevor Sie aus seinem Büro stürmte. Strike will ihr hinterherrennen, doch er prallt vor seiner Tür mit der resoluten jungen Dame Robin zusammen, die ihm von einer Zeitarbeitsfirma als temporäre Assistentin geschickt wurde. Von diesem Zusammenstoß mit dem überdurchschnittlich riesigen und überdurchschnittlich schweren Strike aus dem Gleichgewicht gebracht, wäre Robins Rolle hier schon fast wieder zu Ende, da Sie um ein Haar rückwärts eine Treppe herunterfällt. Glücklicherweise kann Strike gerade noch reflexartig zupacken und sie vor dem Tod bewahren. Dass sein beherzter Griff dabei ihre linke Brust erwischt, ist für Robin ungünstig und für Strike nicht nur ein wenig peinlich, schien mir aber für den Fortgang der Geschichte ein origineller Einstieg. Außerdem musste ich ziemlich grinsen.
























Zur Story

Als Lula Landry mit zerschmettertem Kopf auf der Straße vor ihrem Londoner Penthouse gefunden wird, ist sich die ganze Welt einig, dass das exzentrische und oft deprimierte Supermodel Selbstmord begangen hat. Nur ihr Bruder hat Zweifel daran und engagiert Privatdetektiv Cormoran Strike, der den Fall untersuchen soll. Strike, der bis zum Verlust seines Beins als Soldat in Afghanistan gedient hatte, ist seit dem Streit mit seiner Freundin nicht nur wütend und verletzt, sondern er steht auch plötzlich ohne Wohnung da. Ziemlich mittellos ist er obendrein, und das obwohl sein Vater ein berühmter Rockstar ist und seine Mutter ein Supergroupie. Während Strike sich also in seinem Büro häuslich einrichtet, tut seine feinfühlige neue Assistentin Robin so, als würde ihr gar nicht auffallen, dass eine Luftmatratze nicht zur Standardausstattung eines Detektivbüros gehört. Langsam entwickelt sich zwischen den beiden eine vorsichtige Freundschaft und es stellt sich heraus, dass Cormoran und Robin ein fantastisches Team sind, wenn es darum geht, in der völlig abgedrehten Londoner Promi-Szene einen Mord aufzuspüren.










Fazit:

Ich weiss nicht, wie sie es geschafft hat, aber obwohl die Storyline weder besonders originell noch das Ende wahnsinnig überraschend ist, war ich richtig schön deprimiert, als die letzte Seite heranrückte. Der knurrige, unsensible und grundanständige Cormoran Strike ist mir im Laufe der Geschichte so sehr ans Herz gewachsen, dass ich ihn noch Tage später vermisst habe. Und bei Robin,  die ganz ausgezuckelt vor Glück darüber ist, sich frisch mit ihrem Langzeitfreund  verlobt zu haben, - der übrigens ein solcher Langweiler zu sein scheint, dass er offensichtlich sogar Frau Rowling auf den Keks geht - ging es mir nicht anders. Die beiden sind ein sehr charmantes Ermittlerduo, denen die Sympathiepunkte, auch durch die unbeholfene Art in der sie miteinander agieren, nur so zufliegen. Die Geschichte ist flüssig zu lesen, durch ihre Dialoge und das Zusammenspiel der Charaktere echt amüsant und beschwört mühelos die magische Atmosphäre von London im Dämmerlicht herauf. Ich habe mich in Cormoran Strikes Welt sehr wohl gefühlt und hoffe es kommen noch mehr Krimis von der Sorte. (Ich habe mir gerade den Nachfolger "The Silkworm" bestellt.)

Well done, J.K.!



Donnerstag, 17. Juli 2014

Verbrennt mich!

Im Spätsommer fliege ich nach New York und natürlich läuft mein Reisepass ganz pünktlich kurz vorher ab. Derartige Sachverhalte erschließen sich mir vorzugsweise am allerletzten Tag, an dem es überhaupt noch möglich ist, einen neuen Pass zu beantragen. Hat ja 4 Wochen Bearbeitungszeit der ganze Spaß. 
Erstaunlicherweise bekam ich noch sehr kurzfristig einen der rar gesäten Termine im Bürgeramt und musste auch tatsächlich nur eine knappe Stunde länger warten, als auf dem Terminschein angegeben. 

Dafür habe ich nun das hässlichste Passfoto aller Zeiten, weil mir auch das erst kurz vorher noch siedendheiß einfiel. In der Information saß zum Glück ein ganz liebenswürdiger uralter Mann, der mir, als ich nach einem Passfotoautomaten fragte, lächelnd den Weg wies: "Da auf dem Parkplatz um die Ecke steht ein Container, da sitzt ein Fotograf drin". Was ich für altersbedingtes Technikunverständnis gehalten hatte, stellte sich tatsächlich als genau das heraus: Ein Container mit einem Fotograf drin. Ein wirklich hässlicher Container um genau zu sein, mit einem sehr netten Fotografen, der mich nichtsdestotrotz etwas skeptisch ansah. Es waren heute 30 Grad in Berlin, ich kam von der Arbeit, war klatschnass geschwitzt und völlig ungeschminkt. "Na hier isn Tuch, wischen 'se sich ma dit jesicht ab, wa?". Bombenfoto, könnt ihr euch ja denken, WA?

Das Kreuzberger Bürgerbüro an sich ist circa ganz genau so, wie jedes andere Bürgerbüro in Deutschland: grau, verstaubt und trübe. Umso überraschter war ich, im zweiten Stock in eine wirklich gute Ausstellung zu laufen. 



Mit sehr gefühlvollen, dabei aber einprägsamen und klaren, oft scharfen Worten stellt Autor Volker Weidermann in dieser Ausstellung einige der Autoren vor, deren Bücher bei der Bücherverbrennung 1933 von Studenten verbrannt wurden. 

Die Nazis waren nicht einmal 4 Monate an der Macht, als in Deutschland im Mai 1933 die Bücher "wider den undeutschen Geist" brannten. Was ich bis heute nicht wusste und als ein Schock für mich kam war, dass die Nacht der Bücherverbrennung nicht einmal eine von den Machthabern der Diktatur angeordnete Geschichte war. Das sehr professionell aufgezogene Ereignis wurde von der Deutschen Studentenschaft inszeniert und durchgeführt, in 22 deutschen Universitätsstätten und ohne erkennbaren Widerstand nur Monate nach der Machtergreifung der Nazis! Deutschland schmiss seine besten Autoren ins Feuer und mit ihnen einige Talente, die gerade erst am Anfang ihrer Karriere standen. Was für eine Tragödie und was für ein dunkles Zeichen. Ich habe es schon mal gesagt, ich sage es wieder: Wenn Studenten anfangen Bücher zu verbrennen, ist ein Land verloren.

Werke einiger meiner liebsten Autoren wanderten ins Feuer: Brecht, Tucholsky, Ringelnatz, alle gingen in Flammen auf. Und doch verfehlten die Nazis ihr Ziel: Die drei Autoren verließen Deutschland, verlißen auch die Welt, Tucholsky und Ringelnatz schon kurze Zeit später, doch ihre Werke starben nie. Sie sind unvergessen und werden heute in Deutschland wieder so sehr geliebt, wie sie es verdient haben.

Joachim Ringelnatz

Und ein Absatz dieser Ausstellung hat mich heute auf eine Idee gebracht. Es war Oskar Maria Graf, der feststellte, dass nur einige seiner Werke auf dem "Scheiterhaufen der Anständigen" gelandet waren und nun forderte: "Verbrennt mich!" Er hatte erkannt, dass die Werke, die von den Nazis verbrannt wurden, zum Besten gehörten, was Deutschland zu bieten hatte.


Und da wird es doch mal wieder Zeit für eine Challenge, meine Lieben. 2015 würde ich gerne eine "Burned Books"- Challenge starten, mit Werken, die von den Nazis verbrannt wurden. Wieviele davon in dem Jahr gelesen werden sollen, das weiss ich noch nicht ganz genau. Ich freue mich auf Vorschläge. Bei Interesse wisst ihr ja, wie ihr mich erreicht. Ich poste zum Jahresende natürlich auch noch eine Erinnerung, ein bisschen Zeit ist ja noch. (Wobei die Zeit in diesem Jahr dermaßen rennt, dass ich es kaum glauben kann. 10 Blogposts in 7 Monaten. Meine Güte, das muss aber wieder besser werden.)

Donnerstag, 29. Mai 2014

(Sehr) Lau in den Frühling mit Rosamunde Pilcher

Okay, diesen Post habe ich vor über einem Monat verfasst und bin dann nie richtig dazu gekommen, ihn hochzuladen. Daher ist der Titel - bei Heute so 26 Grad in Berlin schätzometrisch - etwas unpassend. Sobald der Frühling kommt, verliere ich generell immer jede Lust, nach der Arbeit noch an den Computer zu gehen, daher legt es meinen Blog mit schöner Regelmäßigkeit irgendwann im April lahm. Dieses mal war die Blogpause aber so lang wie vorher noch nie. Und dabei hab ich sooo viel gelesen. Und sogar ein Buch von der 100 Bücher Liste dabei. Und gleich noch so ein.. äh.. SPANNENDES. Ladies und Gentleman: Rosamunde Pilcher!!! (Nummer 50 auf der Liste der 100 beliebtesten Bücher aller Zeiten.)

"... und dann ist da dieser Gärtner, aber man weiss nicht so richtig, woher er kommt und warum er da ist. Sehr mysteriös. Wird wohl der Mörder sein."

Das war der Zeitpunkt in unserem Telefongespräch, als meine Mutter begann, mich ernsthaft auszulachen.

Meine Antwort "Rosamunde Pilcher" auf die obligatorische Frage "Was liest du gerade?" hatte sie noch mit höflichem Erstaunen registriert. "Du liest Rosamunde Pilcher? Ähm. Warum?" Weil es auf der 100 Bücher Liste steht. Und wirklich ein hübsches Cover hat. Darum.

Aber zur Story:

Penelope ist 64 Jahre alt, hat drei erwachsene Kinder und keinen Mann mehr und wohnt in einem kleinen englischen Cottage. Ihr Garten ist ihre ganze Leidenschaft, denn von den drei Kindern ist eins zu beschäftigt um oft zu Besuch zu kommen und die anderen beiden sind so gnadenlos egozentrisch, dass es eine Freude ist, wenn sie wieder weg sind. Auf einmal zeigen Nancy und Noel, die beiden missratenen Kinder, aber viel mehr Interesse an ihrer Mutter als normalerweise üblich, was damit zusammenhängt, dass Penelopes Vater, ein berühmter Maler, ihr vor seinem Tod eine Reihe Gemälde hinterlassen hat, deren Preise sich ganz plötzlich in unerschwingliche Höhen schrauben.

Nancy und Noel, beide notorisch über ihren Verhältnissen lebend, versuchen nun mit vereinten Kräften ihre Mutter dazu zu bringen, diese Gemälde zu verkaufen. Wobei sie selbstverständlich davon ausgehen, dass das Geld danach auf die drei Kinder aufgeteilt wird und nicht bei Penelope bleibt, die ihr ganzes Leben lang in sehr bescheidenen Verhältnissen gelebt hatte um trotz ihres spielsüchtigen Mannes seine Kinder ernähren zu können. Penelope, die von ihren undankbaren Gören langsam ernsthaft genervt ist, denkt jedoch nicht daran, die Bilder ihres geliebten Vaters zu verkaufen. Viel lieber möchte sie noch einmal in Ort fahren, in dem sie aufgewachsen und er gestorben ist. Doch auch nach eindringlichen Bitten kann keiner ihrer Nachfahren eine ganze Woche aufbringen, um der Mutter diesen Traum zu erfüllen und mit ihr hinzufahren. Da taucht plötzliche in geheimnisvoller junger Gärtner in Penelopes Leben auf...

... womit wir wieder beim Gespräch mit meiner Mutter wären.

Also nochmal.

"... und dann ist da dieser Gärtner, aber man weiss nicht so richtig, woher er kommt und warum er da ist. Sehr mysteriös. Wird wohl der Mörder sein."

Jetzt mal ernsthaft, da ist diese ältere Dame in einem einsamen kleinen Landcottage mit diversen extrem wertvollen Gemälden. Und plötzlich taucht ein junger, mysteriöser Mann auf, der erklärt er sei ein Gärtner, dessen Auftreten aber eher an einen Akademiker bester Schule erinnert.

Wer wird denn da wohl nicht misstrauisch. Und genug englische Krimis habe ich gelesen in meinem Leben, ich weiss wo der Hase langläuft!

ABER ich hatte die Rechnung ohne Rosamunde Pilcher gemacht! Tja. Ich hatte nämlich tatsächlich noch nie einen Film von der guten Dame gesehen und zwar natürlich gewusst, dass Frau Pilcher eher so in der Kitsch-Ecke unterwegs ist aber mit so wenig Spannung dann doch nicht gerechnet. Also lasst es mich gleich vorwegnehmen: Der Gärtner ist nicht der Mörder. NIEMAND ist der Mörder, wir sind hier bei Rosamunde Pilcher. Oder wie meine Mutter sagte:

"Mila, lass es mich mal kurz zusammenfassen. ein Rosamunde Pilcher Roman besteht aus einigen essentiellen Eigenschaften:

  • Die Geschichte spielt in England (check.)
  • jemand fährt auf einem Fahrrad an einer Klippe entlang (check.)
  • und trägt dabei ein Tuch im Haar (check.)
  • es gibt einen Blumengarten, der mit Liebe gepflegt wird (check.)
  • und einen langen Holztisch, an dem man gemütlich sitzen kann, während Mutter kocht oder strickt oder stickt (check.check.check.)
  • irgendwer arbeitet in einer Werbeagentur (check.)
  • es gibt ein Missverständnis (check.)
  • für das aber niemand was kann (check.)
Die Süddeutsche Zeitung fasste die Pilcher- Verfilmungen mal folgendermaßen zusammen: 

"Natürlich ist das reaktionär, das Familienidyll kitschig und von annodazumal, die Rollenvorstellungen überholt und die Menschen in den Filmen immer nur edel, hilfreich und gut. Klar, wissen wir: Das ist nicht die Wirklichkeit. Trotzdem. Durchschnittlich sehen sieben Millionen Zuschauer zu. Sie wollen am Sonntagabend vor allem eines: Abschalten vom Alltag, ein bisschen Herz, Schmerz und wieder Herz. Attraktive Menschen in ihren zauberhaften Behausungen und ein Happy End."

Und ganz ehrlich, hätte ich diesen Kommentar der Zeitung vorher gelesen, wäre ich von dem Buch positiv überrascht gewesen! Ganz so schmalzig wie es klingt, war die Geschichte nämlich gar nicht. Ich mochte sogar Penelope sehr gerne, deren Leben im Rückblick erzählt wird und einige sehr schöne aber auch sehr tragische Momente beinhaltet (ich hatte im Kopf Worte wie "spannende", "aufregende" und "unerwartete Momente" durchprobiert - aber die erschienen mir dann doch etwas zu gewagt).

Lasst es mich in einem Fazit folgendermaßen ausdrücken:

Fazit:

Das Buch ist hervorragend tiefenentspannend. Es eignet sich gut für Menschen die das Gefühl haben, zu wenig Zeit in ihrem Leben zu haben, denn wenn man Rosamunde Pilcher aufschlägt, geschieht ein Wunder: Zehn Minuten Lesezeit fühlen sich an wie eine halbe Stunde reale Zeit! Und danach hat man wieder Energie genug, sich an aufregende Aufgaben zu wagen.

Gut geeignet für einen kleinen mentalen Kurzurlaub in ein chintzgemustertes England voller Blumen und Erinnerungen. Erfahrungsgemäß nicht so gut geeignet für eine längere Zugfahrt, außer ihr wechselt dieses Buch während der Fahrt mit etwas packendem ab, am besten einem so richtig raffinierten, bluttriefendem Thriller. Zum Ausgleich.

Donnerstag, 27. März 2014

London - wo kulinarische Köstlichkeiten und bauchfreie Grausamkeit aufeinandertreffen.

"Natürlich! Ausführlich! In allen Details!"

Ihr wolltet einen London Bericht, ihr kriegt einen London Bericht.



Brownie mit Vanillesahne und Karamellpopcorn.
Applecrumble mit Cranberries und Vanilleeis.
Espresso Profiteroles mit heißer Schokoladensoße.
Tiramisu.

Auf EINEM Teller.

Dafür erstmal eine Wiese voller Osterblumen in Greenwich, bevor ihr vor Fressneid tot umfallt.

Ist es ein Auszug aus Charlie und die Schokoladenfabrik? Nein, es ist Jamie Oliver. 
All das oben aufgezählte (und noch ein fünftes Dessert, das mir beim besten Willen nicht mehr einfällt) bekommt man, wenn man nach London fliegt, in eins von Jamie Oliver's grandiosen Restaurants "Jamie's Italian" geht und das "Dessert Medley" bestellt. 

Ich kann mich nicht erinnern, schonmal irgendwo in Großbritannien so gut gegessen zu haben, wie bei Jamie's Italian. Wir waren 4 Tage da, und davon tatsächlich am Ende drei mal in verschiedenen Jamie Oliver Restaurants, weil wir unbedingt so viel wie möglich von der Karte probieren wollten. Das Essen ist superhammeroberlecker, macht Spaß und ist sehr liebevoll zubereitet. Und der Service ist einfach sympathisch. Das unglaubliche an der ganzen Geschichte ist, dass das Essen bezahlbar ist! Und das in London. In einem wirklich gemütlich eingerichteten Lokal. Hätt ich's nicht selbst gesehen, ich würd's nicht glauben!

Also falls ihr mal in London seid: Hin da! Mir hat am Besten das Jamie's Italien in Greenwich gefallen, aber es gibt auch eins direkt um die Ecke vom Picadilly Circus, das sich ausgezeichnet mit einem Vintage-Shopping Trip durch Soho verbinden lässt. Hier könnt ihr schon mal auf die Karte schauen und euch auf euren nächsten Städte-Trip freuen: Jamie's Italian Website 

Das ist nicht Jamie's Italian, aber ein süßes altes Minihaus mitten in einem Neubauviertel.

Meine perfekte London Lektüre

London ist eine der großartigsten Städte der Welt. Ich bin da aber auch voreingenommen, denn eins meiner liebsten, seit meiner Jugend meistgelesenen Bücher spielt in dieser Stadt: Ken Follet's Die Pfeiler der Macht (A Dangerous Fortune). Die intrigenreiche, romantische und wirklich sauspannende Geschichte um eine Bankiersfamilie im viktorianischen England hätte mich damals um ein Haar dazu gebracht, nach dem Abi eine Banklehre anzufangen. Da bin ich, dem Himmel sei Dank, gerade noch so davon davon gekommen - aber das Buch ist immer noch eins meiner Favoriten. 

Wie die Damen des 19. Jahrhunderts mit den schwingenden Röcken des Nachmittags im Hyde Park umherwandeln oder sich mit der Kutsche am Picadilly Circus zum Plaudern treffen - ich hab immer die Szenen aus dem Buch vor Augen, wenn ich dann selbst an diesen Plätzen bin. Wobei man zugeben muss, dass die Kombination von Pferdekutsche und Picadilly heute schon eher was für lebensmüde Zeitgenossen wäre.


Apropos schwingende Röcke: Im Albert and Victoria Museum, das übrigens - wie grandioserweise fast alle Museen in London - umsonst ist, gibt es fünf Stockwerke voller wirklich guter Ausstellungen. Eine davon ist "Mode über die Zeiten" und es gab da dieses eine Kleid aus dem Jahr 1755, von dem ich einfach nicht losgekommen bin. "Diese Mode war in den 1750ern eigentlich schon altmodisch, aber zu königlichen Empfängen musste sie weiterhin getragen werden. Man brauchte schon Übung um in einem solchen Kleid durch Türen und Gänge zu navigieren und trotzdem noch elegant auszusehen." (Steht auf der Tafel)

Glaub ich sofort, das Ding ist mindestens 3 Meter breit!


"Gut, dass die Mode heute nicht mehr so kompliziert ist." So mag sich nun die ein oder andere freuen. Doch ach - ihr Unwissenden! Ein sonniger Tag an der Themse und was hätte ich nicht für ein bisschen 1750er Palast-Mode gegeben.

Ich war gerade mal fünf Minuten am Tourimagneten London Eye herumgelaufen, als mir zum ersten Mal undeutlich ein unfeiner Gedanke durch den Kopf ging: "Warum sehen die denn hier alle so bescheuert aus?" Ungefähr so wie ich in den tiefsten 90ern: Leggings, bauchfrei und Plateuschuhe (!), die sogar noch hässlicher waren, als alles, was ich in meinen schlimmsten Buffalo-Zeiten fabriziert habe. Am Anfang dachte ich noch, ich hätte schief geguckt - aber da kamen immer mehr Geschöpfe von der Sorte vorbei. Bis ich irgendwann akzeptieren musste, dass die das freiwillig tragen!

Warum bloß?

Abends beim Schaufensterbummel über die Oxford Street ging mir ein Licht auf: Die armen Mädels hatten gar keine andere Wahl, als so rumzulaufen. Es gibt in London gar nichts anderes mehr zu kaufen.

Die Schaufenster sehen da alle so aus. Das linke mit den Nadelstreifen und dem offensichtlich ernstgemeinten Bustiertop darunter hat mich schon ungläubig erstarren lassen - aber die Sonnenblume???

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte Ihnen so gerne zurufen: TUT ES NICHT! ALLE DIE IN DEN 90ERN SO RUMGELAUFEN SIND, HABEN ES FÜR IMMER UND EWIG BEREUT! Aber jede Generation muss ihre eigenen Fehler machen.

Ich fühle mich weise. 
Und schrecklich alt. 
Aber wenigstens geht mein T-Shirt bis zur Hüfte.


Sonntag, 16. März 2014

Ein schneller Thrillertipp für`s Wochenende

Ohne Krimi geht die Mimi nicht ins Bett! Mila auch nicht.

Für den Blog finde ich Krimis aber eher unpraktisch, weil Sie sich extrem schwer anteasern lassen, ohne schon zu viel von der Story zu verraten. Da ich in den letzten Wochen relativ viele Krimis und Thriller gelesen habe, davon auch noch die meisten von der gleichen Autorin, ist es hier gerade ziemlich ruhig. (Anmerkung: Meine Bibliothek hat leider nur 2 Regale auf englisch, davon aber eine ganze Regalreihe für Karin Slaughter reserviert. Ergo wird hier grad ein Slaughter-Thriller nach dem anderen gelesen. Ich finde die Bücher in Ordnung, aber nicht so granatig, dass ich sie jetzt hier ständig besprechen müsste.) 

Ein Buch war aber bei meinen Ausleihen dabei, das mich echt umgehauen hat und dann auch noch von einer deutschen Autorin. Viele werden es schon kennen, für alle anderen ist es einen schnellen Wochenend-Tipp wert. Viel Spaß!

Fünf von Ursula Poznanski (2012)

Wenige Schritte von ihm entfernt beugte Nora sich über den Tisch, auf dem die Pistole und das Messer lagen. Ihr Gesicht war verzerrt, aber sie weinte nicht mehr.
"Bitte", flüsterte er heiser. "Ich will nicht. Bitte"
Nun schluchzte sie doch auf, kurz und trocken. "Sei still."

Auf dieses Buch hatte ich mich schon seit Erebos gefreut. Und wieder beweist Frau Poznanski, was für eine großartige Autorin sie ist. Der Geocaching Hintergrund der Geschichte hat mich zuerst ein wenig skeptisch gemacht - Leichenteile, die in Plastiktöpfen irgendwo in der Wildnis versteckt werden und dann per Koordinaten gesucht werden? Die Dame beweist hier zum wiederholten Male einen etwas morbiden Sinn für Spieleszenarien. In dem Jugend Thriller Erebos ging es schließlich um ein Computerspiel, bei dem - meiner Meinung nach nicht ganz so gut geglückten - Roman "Saeculum" gerät ein Mittelalter-Rollenspiel außer Kontrolle.

Im Endeffekt war meine Skepsis unbegründet, denn "Fünf" ist eine der originellsten Krimi-Geschichten, die ich bis jetzt gelesen habe. Schon der Prolog (mit dem obigen Zitat) schlägt den Leser in seinen Bann und die Spannung hält sich wirklich durchgehend bis zum letzten Wort auf Seite 380. Abgesehen von der intelligent gewobenen und unvorhersehbaren Storyline besticht das Buch durch ein supersympathisches Ermittlerduo. Hat mir sehr, sehr gut gefallen.

Übrigens haben wir auf der Arbeit für nächsten Monat ein Gruppenevent geplant. Geocaching.
...
Falls ich`s überlebe, werde ich berichten.

"Mach die Augen zu", sagte sie.
Ihre Hand auf seinem Kopf, sanft. Er fühlte ihre Angst, so groß wie seine eigene. Aber sie würde  weiteratmen, weitersprechen, leben.
"Nein", flüsterte er tonlos und blickte zu Nora auf, die nun direkt vor ihm stand. Wünschte sich, ihren Namen nie gehört zu haben.


Ps: Ich war am Wochenende in London. Bei Jamie Oliver. Zum Essen.
HAMMERHAMMERHAMMERHAMMER
Will jemand mehr hören?

Samstag, 22. Februar 2014

Top des Monats: Wasser für Elefanten

Kaum zu fassen, aber das Lesehoch hält an. Auch im Februar habe ich schon ein halbes Dutzend Bücher gelesen. Wenn ich die jetzt auch noch zu allen eine Rezension schaffen würde - äh, naja, wir wollen den Blogger-Burnout mal nicht herbeibeschwören. Unglaublich bezaubernd ist mein Liebling im Februar: Water for Elephants.

Top des Monats: Water for Elephants von Sara Gruen (2006)

"Ladies-s-s-s-s-s-s-s and gentleman-n-n-n-n-n! Twen-n-n-n-n-n-ty-five minutes till the big show! Twen-n-n-n-n-n-ty-five minutes! More than enough time to avail yourselves of the amazing, the unbelievable, the ma-a-a-a-a-a-rvelous wonders we have gathered from all four courners of the earth and still find a good place in the big top!"

Jacob Jankowski ist 90. Oder 93. In seinem Alter kann man das nicht mehr so genau sagen. Jede Woche kommt ihn seine Familie im Altersheim besuchen - allerdings hat er fünf Kinder und jede Woche kommt ein anderes mit seiner Familie. Wenn er es endlich geschafft hat, sich zu erinnern, welches seiner Enkelkinder zu welchem Kind gehört, kommt schon wieder ein anderer Teil der Familie. Das Vergessen macht ihm Angst. Und es ärgert ihn, dass die Pflegerinnen im Altenheim ihn wie einen greisen Idioten behandeln - obwohl er doch gerade erst Mitte Zwanzig war und Tierarzt im Zirkus der "Benzini Brothers Most spectacular Show on Earth". Niemand kennt seine Vergangenheit, bis eines Tages ein Zirkus in die Stadt kommt und ein anderer Bewohner des Altenheims erzählt, er hätte damals das Wasser für die Elefanten getragen. Es kommt zu einem Eklat zwischen den beiden alten Männern und die Geschichte kommt ans Licht.

"My father used to take us down to the tracks to watch them unload. Gosh, that was something to see. And then the parade! And the smell of peanuts roasting -"
"And cracker Jack!"
"And candy apples, and Icecream, and lemonade!"
"And the sawdust! It would get into your nose!"
"I used to carry water for the elephants", says McGuinty.
I drop my fork and look up. He is positively dripping with self-satisfaction, just waiting for the girls to fawn over him.
"You did not", I say.
There is a beat of silence. (...)
"Listen pal", I say. "For decades I`ve heard old coots like you talk about carrying water for elephants and I`m telling you now, it never happened. (...) Do you have any idea how much an elephant drinks?"


The Big Top - Ein Ort zum Träumen.

Als vor einigen Jahren die Verfilmung dieses Buches herauskam, entschloss ich mich, mir das - trotz der zauberhaften Reese Witherspoon - nicht anzutun. Nicht nur, weil die Hauptrolle von Robert "Ich habe nur einen Gesichtsausdruck" Pattinson gespielt wird - sondern weil mir damals gesagt wurde, dass die Grausamkeit den Tieren gegenüber schwer zu ertragen sei. Das ist sie tatsächlich auch im Buch, denn das Leben im Zirkus ist hart. Tiere, die ihren Zweck nicht mehr erfüllen, werden ersetzt. Menschen übrigens auch. Es ist kein Platz für Zartbesaitete, denn das Geld ist immer knapp, das Leben immer am Limit - und die Show muss immer weitergehen. Gleichzeitig ist das Big Top, das große Zirkuszelt der 30er Jahre, ein magischer Ort. Ein Ort ungekannter Kuriositäten aus aller Herren Länder, unglaublicher Tiere, schillernder Kostüme, grandioser Artisten und dem alles durchziehenden Popcornduft. Ein Ort zum Träumen.

Hinter der Kulisse hören die Träume auf, das Leben hier ist zu gefährlich für Träume, zu gefährlich für Gefühle und es ist schwer herauszufinden, wem man vertrauen kann. Jacob Jankowski, der kurz vor seinem Abschluss an Tiermedizin an einer der prestigeträchstigsten Universitäten Amerikas steht, wird aus seinem heiteren Leben gerissen, als seine Eltern sterben und er die Studiengebühren nicht mehr bezahlen kann. Das Land befindet sich mitten in der Großen Depression und so ist er froh, Arbeit in einem Zirkus zu finden. Doch er begeht einen schweren Fehler - er verliebt sich in die Frau des gefährlichsten Mannes der ganzen Show.

Die Geschichte ist so intensiv, dass man die Sägespäne förmlich riechen kann. 

Das Buch ist ein Wirbel aus Formen, Farben und Gefühlen. Der Leser ist mitten in der Geschichte, leidet mit, erlebt atemlos eine großartige Show. Und wird zwischendurch unvermittelt immer wieder in den grauen Alltag im Altenheim geschmissen, dessen Trostlosigkeit die schillernde Zirkuswelt nur umso mehr hervorhebt.

Ich habe mich sofort und unwiderruflich in diese Welt verliebt. Gleichzeitig hat mich die Parallelgeschichte eines jungen Mannes, der sich plötzlich in einem alten, verlebten Körper widerfindet, zu Tränen gerührt und immer wieder zum Nachdenken gebracht. Denn es ist ja keine Seltenheit, dass alte Menschen behandelt werden wie Kinder. Plötzlich werden Entscheidungen für sie getroffen, die ihnen jegliche Handlungsfähigkeit absprechen. Die Geschichten, die sie zu erzählen haben, vergessen wir dabei. Am Eindrucksvollsten fand ich die Szene, in der Jacob von einer der netten Pflegerinnen eine Schüssel Obstsalat zugesteckt bekommt. Sie hat ihm ihren eigenen Nachtisch gegeben, weil der alte Mann sich immer wieder über den weichpürierten Fraß beschwert, den sie ihm im Pflegeheim als "Essen" vorsetzen.

"Now don`t tell anyone", she says, bustling in and sliding my dinner-table-cum-vanity over my lap. She sets down a paper napkin, plastic fork and a bowl of fruit that actually looks appetizing, with strawberries, melon and apple.
"I packed it for my break. I`m on a diet. Do you like fruit, Mr Jankowski?"
I would answer except that my hand is over my mouth and it`s trembling. Apple, for God`s sake.
She pats my other hand and leaves the room, discreetly ignoring my tears.
I slip a peace of apple into my mouth, savoring its juices. The buzzing fluorescent fixture above me casts a harsh light on my crooked fingers as they pluck pieces of fruit from the bowl. They look foreign to me. Surely they can´t be mine.

Fazit
Absolut lesenswert. Und die Geschichte regt dazu an, das Altern mit anderen Augen zu sehen.
 

Mittwoch, 12. Februar 2014

"Und das Lamm wird über uns kommen und sich wandeln in die große Hure": Flop des Monats Februar.

Und ist der Monat auch noch jung,
so war das Buch doch schon so dumm,
da komme ich nicht drumherum,
den Flop des Monats kundzutun.

Na wenigstens hat mich das Buch zu dieser poetischen Glanzleistung inspiriert - ansonsten habe ich wenig positives dazu zu sagen.

Flop des Monats: Das Werk der Teufelin von Andrea Schacht (2006)


Ein Bibliotheksfund, der mich durch sein Setting gereizt hat; die Geschichte spielt im Köln des 14. Jahrhunderts und ich hatte Lust auf ein bisschen Mittelalter und hatte mir etwas in die Richtung von Frank Schätzings Tod und Teufel erhofft. In den Amazon-Bewertungen liegen beide Bücher mit 4 Sternen gleich auf. Warum ist mir schleierhaft. Tod und Teufel ist zwar auch kein Buch, an das ich mich für immer und ewig erinnern werde, aber es ist um Welten besser geschrieben und wesentlich spannender zu lesen als Das Werk der Teufelin. Fairerweise war mir nicht bewusst, dass ich hier den zweiten Band einer Trilogie lese. Hätte ich den ersten Teil "Der dunkle Spiegel" gelesen, wären mir die Beginen eventuell nicht so vollkommen platt und stereotyp vorgekommen - wahrscheinlich aber doch.


So weiche in der Seichtheit deiner Geschichte nicht von der Plätte der Charaktere ab...

Der Inhalt der Geschichte ist eigentlich gar nicht so umkomplex, aber leider erschreckend seicht umgesetzt: Beim Brand einer Kirche stirbt ein einflussreicher Domherr, kurz nachdem er dem Benediktinerpater Ivo seine letzten Worte zuröchelt: "Sucht die Teufelin bei den Beginen". Kurz zuvor hatte eine der besagten Beginen, praktischerweise mit dem zweiten Gesicht gesegnet, die folgende Vision: "Sie wird Unheil über uns bringen. Und es wird Hagel und Feuer mit Blut vermischt kommen und niederfallen auf die Erde (...) Und das Lamm wird über uns kommen und sich wandeln in die große Hure, die auf dem scharlachroten Tier reitet." Die Vision ist eigentlich länger, dies ist aber die Essenz der Geschichte. Wir suchen nämlich nun auf 384 Seiten die große Hure. Und dies mit einer gewissen Dringlichkeit, denn bei der Beisetzung des Domherrs fällt auf, dass diesem ein entscheidender Teil seiner Anatomie fehlt - sollte dies die Teufelin zu verantworten haben?

Das "Ermittlerteam", wenn man denn so will - das es sich hier um einen Krimi handeln soll, habe ich erst herausgefunden, als ich eben die Beschreibung bei Amazon gesehen habe - besteht aus der scharfzüngigenbelesenen und spritzigen Begine Almut, die auch in grau noch fantastisch aussieht  (merke: auch fromme Frauen müssen das Zeug zu Traumfrauen haben, sonst können sie nicht zur Buchheldin der heutigen Zeit werden!) und dem ebenso scharfzüngigen und spritzigen Mönch Pater Ivo, der zufällig auch fantastisch aussieht und auch noch den gleichen Buchgeschmack aufweist wie Almut. Noch dazu ist der Pater unter seiner strengen Fassade ein Frauenversteher erster Güte und ganz freiwillig im Kloster scheint er auch nicht zu sein. Zwischen den beiden entspinnt sich nach und nach ein etwas befremdliches Techtelmechtel, das in keinster Weise zur Aufklärung der Geschichte beiträgt, aber der Autorin Gelegenheit bietet, jede Menge Zitate des Buches Jesus Sirach einzustreuen. Man soll sich wohl bewusst werden: Die Frau Schacht hat vorher recherchiert! Wie Amazon jedoch dazu kommt, die sich ergebenden Dialoge als "köstlich-witzig" zu bezeichnen, ist mir schleierhaft, aber in einem Konvent des 14. Jahrhunderts hat man wahrscheinlich nicht so hohe Ansprüche.

O Mist Maria

Während mich die Dialoge zwischen den Charakteren in ihrer ganzen hölzernen Zähigkeit einfach nur gelangweilt haben, habe ich mich über die Szenen, in denen Almut mit ihrer bronzenen Marienfigur Zwiesprache hält, richtig geärgert. Die Sprechweise ist nicht nur jenseits jeden erzählerischen Niveaus - sie ist auch total unpassend für die Zeit, in der die Geschichte spielt. Ich lasse das folgende Zitat für sich sprechen.

"O Mist Maria, das ist mir ja so entsetzlich unangenehm! Musste denn ausgerechnet Pater Ivo hier auftauchen und nach dem Jungen fragen? Was soll ich nur machen? Er wird sauer sein, wenn er herausfindet, dass ich ihn ausgerechnet zu Krudener gebracht habe. Andererseits - ich frage mich ob Pater Ivo wirklich so streng zu einem Novizen ist und ihn zum Ablegen der Gelübde zwingen würde. Gut, er kann sehr herrisch wirken, aber ich habe ihn auch schon sehr verständnisvoll erlebt."

Es geht noch seitenlang so weiter. Erinnert mich ein bisschen an ein Schulmädchen, das mit einem Gänseblümchen auf der Wiese sitzt und ein "Ja oder Nein"-Spiel spielt. Der Unterhaltungsfaktor ist ähnlich.

Das erstaunliche Kuriositätenkabinett der Andrea Schacht

Das Buch bietet eine ganz erstaunliche Ansammlung höchst bemerkenswerter Charaktere.

  • Da wäre die junge Begine Trine, die taubstumm ist, aber die Fähigkeit besitzt, Menschen durch Handauflegen zu heilen. Zufällig beherrschen alle Beginen im Konvent Gebärdensprache. Wie praktisch. 
  • Die Visionen der Begine Ringmundis wurden schon im oberen Teil erwähnt. Das aber eine junge Dame des 14. Jahrunderts mal eben voraussagen kann, wann und wie der Kölner Dom fertiggestellt wird finde ich gelinde erstaunlich muss ich sagen. 
  • Dann hätten wir noch die "maurische Hure"Aziza, die eine - Überaschung! - Hure ist. Außerdem ist sie Almuts Schwester. Dass sie sich von ihrem reichen Gönner aushalten lässt, macht der Begine aber überhaupt nichts aus, denn Aziza hat ihr Herz am rechten Fleck und Almut ist, trotz ihres, äh... eher konservativen Lebenswandels ja so tolerant! Außerdem ist Azizas Gönner sehr praktisch, wenn es darum geht, Bösewichte zu entsorgen. Ganz nach Zorro-Art zückt Aziza, sollte sie einen Bösewicht in die Finger bekommen, einen Dolch, um ihre Initialen zu hinterlassen. Anders als Zorro hinterlässt Aziza sie im Gesicht ihres Opfers. Macht ja nichts. 
  • Das Lamm. Das Lamm ist ein junges Mädchen, das kurz nach der oben erwähnten Prophezeiung im Beginenkonvent auftaucht. Man wird aus ihr nicht so richtig schlau, sie scheint aber in einem Kloster aufgewachsen zu sein, denn des nachts betet sie - laut und in falschem Latein. Leider hat sie die blöde Angewohnheit, den Menschen um sich herum böse Streiche zu spielen - also so richtig böse Streiche.
  • Die Hure. Damit die Prophezeiung vom Lamm und der Hure bloß nicht so einfach zu entschlüsseln ist, taucht ca. zeitgleich mit dem jungen Mädchen auch eine ehemalige Hure im Konvent auf, die vor ihrem früheren Leben geflohen ist und von nun an die Ruhe im Konvent sucht.
Mit voranschreitender Geschichte wird der Plot meiner Meinung nach nicht "dramatisch und temporeich" wie von Amazon angekündigt - sondern zunehmend blödsinniger. VORSICHT SPOILER!

Die Auflösung des Mordfalls (bitte nur weiterlesen, falls ihr kein Problem mit Spoilern habt):

Es stellt sich heraus, dass die "große Hure" nicht, wie von allen erwartet, die tatsächliche Hure ist, die gerade zu den Beginen gezogen ist. (Also die zweite Hure, nicht die erste. Im Köln des 14, Jahrhunderts war man scheinbar entweder Hure oder Nonne, dazwischen gibt es in diesem Buch nicht so viele Frauenrollen zu vergeben.) Sondern - Dramatik komm raus, du bist umzingelt! - die junge Nonne, die den Beginen einige Zeit zuvor "zugelaufen" ist.

Okay, dafür muss ich nochmal ausholen. Dieses junge Mädchen hat scheinbar einen psychischen Defekt, der sie zwischen gut und böse nicht unterscheiden lässt. Daher folgt sie nur ihren, wie Pater Ivo dezent feststellt, "tierischen Instinkten". Diese tierischen Instinkte treiben sie offenbar auch dazu, immer wenn es niemand merkt, aus der Stadt zu entwischen und sich vor der Stadtmauer von der davor lagernden Armee begatten zu lassen. Davon ist sie auch schwanger geworden - die Nonnen finden diesen Umstand gegen Ende des Buches heraus - aber weil sie ja als Nonne aufgewachsen ist, versteht sie gar nicht, dass es zwischen Babies und Sex einen Zusammenhang gibt. Den Unterschied zwischen Jungs und Männern versteht sie aber doch, denn als ein paar Jungs ihr zurufen, wie hübsch sie ist, ruft sie zurück, dass sie nur mit "echten Männern" etwas anfangen kann. Dieser sehr seltsame Mix aus Naivität und Abgebrühtheit erschließt sich mir nicht wirklich und ich habe die Vermutung, dass der "psychische Defekt" eher etwas mit unausgereifter Charakterüberlegung seitens der Autorin zu tun hat als mit einem in Wirklichkeit existierenden Krankheitsbild.

Das große "Finale" des Buches besteht darin, dass die Begine Almut dem jungen Mädchen auf einer ihrer Touren aus der Stadtmauer hinterherläuft, um sie zu schützen.

Folgendermaßen sieht es aus, als Almut den Ort des Handelns erreicht:

"Es war Angelika. Sie lag in den Armen eines bärtigen Mannes und trank aus einem Weinschlauch. Die drei Männer hatten ihre Helme abgelegt, neben dem Bärtigen lag die Armbrust, griffbereit aber nicht gespannt. Er hatte seine Hand unter Angelikas Gewand geschoben und war mit seiner Fummelei so beschäftigt, dass er die Ankömmlinge nicht bemerkte."

Das sind schon wirklich sehr tierische Triebe, die Angelika da haben muss, um sich so ungerührt auf offener Wiese von drei Männern befummeln zu lassen. Aber sei's drum, jedem das Seine.

Was dann passiert, hat das Niveau des Buches für mich aber tatsächlich unter Groschenromanheftchen fallen lassen. Denn nun wird Almut unter den höhnischen Blicken des Mädchens von einem ihrer Verehrer vergewaltigt. Diese Szene hat mich in ihrer Kaltschnäuzigkeit halb krank vor Ärger gemacht. Nicht nur dient diese Vergewaltigung keinem erkennbaren dramaturgischen Zweck, sondern ist auch noch so grausam schlecht geschrieben, dass sie jede wirkliche Vergewaltigung verhöhnt:

"Heia, noch ein Weib!" grölte er und stand auf.
"Und ein keusches obendrein!", johlte der Bärtige, ließ von seiner Gespielin ab und stand auf.
"Das werden wir schnell geändert haben!"
"Die will mich von euch wegholen", quietschte Angelika auf.
"Keine Sorge Täubchen, die wird uns den Spaß nicht verderben!"

Der Dialog, der wohl eher an Porno als an Vergewaltigungsszene erinnert, steht da tatsächlich haargenau so! Dann kommt das hier:

"Angelikas schadenfrohes Kreischen drang an ihr Ohr genauso wie das schnaufen des Bärtigen und die obszönen Kommentare des Fetten. (...) Es gab keinen Ausweg aus der Lage, in die sie durch ihre eigene Dummheit geraten war. Das sah sie ein. Besser, sie ließ über sich ergehen, was nun folgen würde, als sich weitere Verletzungen einzuhandeln. Mit einem Stoßgebet an Maria, die reine Jungfrau, bat sie, es möge schnell vorbei sein, Dann ließ sie sich völlig erschlaffen und gab jeden Widerstand auf. Es ging nicht schnell vorbei. Es war die Hölle und sie glaubte, der brennende Schmerz zwischen ihren Beinen würde kein Ende mehr nehmen. (...)"

Doch DANN. Wie vom Himmel geschickt, erscheint unser Held Pater Ivo, der den Schnaufenden von Almut herunterholt, und dann Almut eine STRAFPREDIGT hält. "Wie konntet ihr nur so schwachsinnig sein, Euch ohne jede Begleitung unter die Söldner zu begeben? Eine völlig verblödete, sabbernde Dreijährige hätte gewusst, was ihr da passiert! (...) Ihr seid eine Schande für eure Schwestern und eine Heimsuchung für eure Freunde!"
So ein sensibler Mann, der Pater.
Als aber dann "Almuts Augen überflossen" besinnt sich der Pater, nimmt Almut auf den Arm, trägt sie zu einem Heuhaufen (!) und "bettete sie vorsichtig ins das weiche Gras."

Nein diese Romantik, ich habe sie kaum ausgehalten! Pater Ivo ist immer noch ein Mönch übrigens, aber das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass Almut gerade VERGEWALTIGT wurde, um Himmels Willen!
Das fällt ihm dann auch auf. Und nachdem er davon fantasiert, wie er ihren Vergewaltiger langsam und stückchenweise umbringt (Pater Ivo. Mönch.) kommt er endlich auf die Idee, sie zu fragen, ob sie Schmerzen hat. Sie antwortet - Achtung! - "Es geht schon. Ich habe schon Schlimmeres erlebt."

Woah. Was?

"ICH HABE SCHON SCHLIMMERES ERLEBT"???

Für mich war das Buch da endgültig gelaufen, aber ich will euch ja nicht völlig im Dunkeln stehen lassen, also werde ich noch kurz auflösen, wer dem Domherr vom Anfang der Geschichte - ihr erinnert euch? Der im Feuer gestorben ist und wegen dem das Ganze Drama initiiert wurde - seinen... kleinen Domherrn abgeschnitten hatte.

"Und das Lamm wird über uns kommen und sich wandeln in die große Hure, die auf dem scharlachroten Tier reitet."

Es war Angelika.
Der Domherr war nämlich ein nicht so wirklich christlicher Mensch und verbrachte seine Zeit damit, Frauen zu vergewaltigen. Gerne auch mal die Nonnen in Angelikas Konvent. Auch Angelika, das Kind des Konvents.
Nun könnte man meinen, sie habe ihn deshalb umgebracht, aber nein. Es war ganz anders.
Höret und staunet, ich lasse das Lamm selbst sprechen.

"Was er sonst gemacht hat, das ging da nicht, denn dieses komische Ding zwischen seinen Beinen blieb ganz klein und schrumpelig. Er hat sich so darüber geärgert, dass er mich geschlagen hat. Na ja und dann hat er noch mehr getrunken und ist eingeschlafen. Und ich habe mich daran erinnert was Jesus gesagt hat: Ärgert dich deine rechte Hand, so haue sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser wenn eines deiner Glieder verloren gehe und nicht der ganze Leib in die Hölle fahre. Und weil er sich über dieses Glied so geärgert hat, habe ich seinen Dolch genommen und es ihm abgeschnitten und es aus dem Fenster geworfen."

"Alahu Akbar!" stöhnte Aziza (...) Almut hingegen blieb völlig stumm.



Mila auch.


Nee Moment... wahahaha, ich habe gerade erst die Zeile mit dem scharlachroten Tier verstanden, auf dem sie reitet.
Ohne Worte.


Samstag, 1. Februar 2014

Wie kommt Anne Hathaway dazu, die nervigste Prinzessin der Welt zu spielen?

Wenn es darum geht, welchen Film wir zusammen schauen, haben mein Freund und ich die Abmachung, dass wir im immer im Wechsel aussuchen dürfen. Was dazu führt, dass ich mittlerweile sämtliche James Bond Abenteuer, alle Starwars-Filme und jeden einzelnen Superhelden kenne, der es jemals ins Kino geschafft hat. Während es meinen Freund absolut nicht schockt, wenn ich den von ihm ausgesuchten Film gähnend langweilig oder wahlweise vollkommen bescheuert finde - "Ja klar. Der hält sich am FLUGZEUG fest!" - traue ich mich nur in den seltensten Fällen die romantischen Komödien auszusuchen, die kitschigen Sachen die den Feierabend so wundervoll unanstrengend machen. Nein, ich bin ja die coole Freundin! Beim letzten Mal habe ich American History X vorgeschlagen. Weißte Bescheid.

Und dann kam Gestern. Der Tag, an dem mich mir sämtliche Filmwahlrechte der nächsten Monate verwirkte mit dem Satz: "Ich hab grad das Buch durchgelesen und jetzt will ich den Film sehen. Wir gucken heute "Plötzlich Prinzessin!" Mein Freund lief schon grün an, als er das Cover sah.


Eine Millisekunde dachte ich noch, der Umstand, dass Anne Hathaway mitspielt könnte mich retten - bis sie das erste Mal im Bild erscheint.


Dabei kannte ich den Film schon. Als ich so ungefähr 13 war, fand ich ihn sogar ziemlich gut, glaube ich. Deswegen hatte ich mich auch schon auf das Buch gefreut: "The Princess Diaries" von Meg Cabott steht nämlich auch auf der 100-Bücher Liste und als ich es zufällig in der Bibliothek gesehen habe, kam es gleich mit nach Hause.

Zum Inhalt:
Ich bezweifle ernsthaft, dass irgendjemand den Inhalt des Buches nicht kennt, aber sei's drum: Es geht um die 14 jährige Mia Thermopolis, die nicht nur viel zu groß für ihr Alter und Geschlecht ist, sondern noch dazu unter nicht vorhandenen Brüsten leidet und ganz allgemein der typische Freak ist. Mit ihrer, aus einer Psychoanalysen-Famile stammenden, Freundin Lilly gehört Mia zu den Außenseitern in der Schule die nie jemandem auffallen, mit der Ausnahme von Schulschönheit und Klassenbiest Lana, die immer einen fiesen Spruch für Mia parat hat. Außerdem wäre da noch das kleine Problem, dass Mia droht in Mathe durchzufallen, ihre Mutter aber gleichzeitig ihren Mathelehrer dated und dass Mia total in Lanas Freund verknallt ist. Als wäre all dies nicht genug, bricht eines Tages das Chaos über Mia herein: Sie erfährt, dass ihr Vater nicht einfach nur der reiche Playboy it, für den sie ihn immer gehalten hat - sondern der Kronprinz von Genovia. Und Schwuppsdiwups steht schon die böse Großmutter auf der Matte, um Mia Prinzessinnenunterricht zu geben - denn weil ihr Vater keine Kinde mehr bekommen kann, muss Mia nun als Prinzessin Amelia dem Gemeinwohl des genovischen Volkes zur Verfügung stehen.

... Wenn ich's mir recht überlege - gut, dass der Film nicht dieses Cover hatte!

So ein süßes Buch...

Obwohl mir Mia stellenweise wirklich auf den Keks gegangen ist - mit der Jugendsprache in Mias Tagebuch ist die Autorin ein klein wenig übers Ziel hinausgeschossen, ich war irgendwann so weit, dass ich mir geschworen habe, das Buch zuzuklappen, wenn ich noch einmal den Satz "and I'm not even kidding" lesen muss - hat es mir doch viel Spaß gemacht. Erstmal wird sich wohl schwerlich ein Mädchen finden lassen, dass nicht mindestens eine winzige Schwäche für Cinderella Geschichten aufweist und zweitens ist die Geschichte wirklich witzig geschrieben. Auch wenn Mia für meinen Geschmack schon eine grenzwertig lange Leitung aufweist, ist Plötzlich Prinzessin eine liebenswerte Geschichte für einen unkomplizierten Lesenachmittag. Durch die Vorausschaubarkeit der Geschichte eher für jüngere Mädchen, aber trotzdem ein ganz süßes Buch.

.... und so ein peinlicher Film!

Okay, ich bin mir durchaus bewusst: ich bin nicht das Zielpublikum des Filmes. Das habe ich wohl so ungefähr um 10 Jahre verpasst. Trotzdem wäre ich wahrscheinlich bereit gewesen, dem Film einige Schwächen zu verzeihen, wenn nicht mein Freund - seinerseits definitiv nicht Zielpublikum des Films! - daneben gesessen hätte. Hat er aber, was mir die Peinlichkeit des Films schmerzhaft deutlich gemacht hat. Warum? Warum haben sie Mia so unglaublich dämlich gemacht? Während sie im Buch charmant paddelig daherkommt, ist sie im Film einfach nur unausstehlich. Es ist ja verständlich, wenn eine normale 14 jährige sich nicht detailliert mit der Weltgeschichte und der der marxistischen Politik auskennt (die sie im Buch lernen muss), aber man kann wohl erwarten, dass sie sich nicht verhält, als hätte sie noch nie in ihrem Leben etwas von Manieren gehört (was sie im Film aber tut). 

Jede einzelne der vollkommen überzogenen Szenen - Mia stopft das kostbare Geschenk ihrer Großmutter in ihren Rucksack und schüttelt wie das dümmste Kind auf Erden nochmal ordentlich nach/ Mia soll eine Rede halten, muss dann aber kotzen/ Mia knallt ihrer Lehrerin aus 10 cm Entfernung einen Baseball an den Kopf - kommt im Buch gar nicht vor oder ist so lächerlich übertrieben, dass die Autorin sich beim Anschauen der Verfilmung in Grund und Boden geschämt haben muss. Diese hier zum Beispiel:



Zieht man mal in Betracht, dass die 1982 geborene Anne Hathaway bei Erscheinen des Films fast 20 war (!) muss man sich doch ernsthaft fragen, wie sie dazu kommt, diese Rolle zu spielen. Die Frau hat einen OSCAR gewonnen! (nicht für diesen Film, offensichtlich.)

Fazit:
Für das Buch war ich eigentlich schon ein bisschen alt, hatte aber trotzdem meinen Spaß dran. Beim Film allerdings habe ich mich dermaßen fremdbeschämt, dass wir ihn mittendrin abgebrochen haben. Und auch wenn ich ja weiß, dass der Film für viel jüngere Zuschauer gemacht ist, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass ich als Kind so einen dämlichen Humor hatte. Oder doch?

Dienstag, 21. Januar 2014

Top und Flop im Januar

Eigentlich ist der Monat ja noch nicht zu Ende, aber da ich in den letzten drei Wochen so viele Bücher gelesen habe, wie im ganzen halben Jahr davor nicht (dafür aber dünnere und dümmere), habe ich einiges zu berichten. Dem Wintereinbruch sei Dank, denn bei zwei Stunden Metro und Tram fahren pro Tag liest man ja doch so einiges weg.

Vorher möchte ich mich noch kurz entschuldigen. Ich hatte versprochen schon letzte Woche die Gewinnerin der "Bücher, die man gelesen haben muss-Challenge" auszulosen, aber erst hat Blogger gezickt und dann war ich zu sehr mit Lesen beschäftigt. Dafür jetzt: Herzlichen Glückwunsch liebe Birthe! Du wirst in den nächsten Tagen von mir hören.

Kommen wir aber zum Thema dieses Posts. Und legen gleich los.

Top des Monats

Rot wie das Meer von Maggie Stiefvater

"There are moments that you'll remember for the rest of your life and there are moments that you think you'll remember for the rest of your life, and it's not often they turn out to be the same moment."

Als ich im letzten Jahr auf vielen Blogs von diesem Buch gelesen habe, war ich erst etwas skeptisch bei den Beschreibungen über "Killerpferde, die aus dem Meer kommen". Basierend auf der keltischen Legende der Each Uisge (Wasserpferde - im Buch Capaill Uisce geschrieben und Kappl Ischke ausgesprochen) geht es um pferdeartige Meereskreaturen, die, wenn es einem Reiter gelingt, sie zu fangen und zu bändigen, wahnsinnig schnelle Reit-Tiere abgeben. Sobald sie jedoch das Meer riechen oder mit dem Wasser in Berührung kommen, ist der Reiter verloren, denn sie ziehen ihn mit ins Wasser und ertränken ihn dort. 

Maggie Stiefvater hat aus dieser mir noch nie besonders sympathischen Legende jedoch eine so zauberhafte, kraftvolle Geschichte gemacht, dass ich das Buch bestimmt nicht so schnell vergessen werde. Bei dem jährlichen Rennen auf der Insel Thisby geht es um Mut, Freiheit, Leichtsinn und eine Menge Preisgeld, was bei der hohen Arbeitslosigkeit kein geringer Ansporn ist. Doch die Capaill Uisce sind so schwer zu bändigen, dass schon während des Trainings die meisten Reiter verwundet oder getötet werden. Nur einer hat es bisher geschafft, das Rennen viermal in Folge zu gewinnen: Sean Kendrick, dessen eigener Vater durch ein Wasserpferd sein Leben gelassen hat. Doch erst als in diesem Jahr die störrische Puck sich zum Rennen anmeldet und einen Skandal auslöst, weil noch nie eine Frau teilgenommen hat, findet Sean Kendrick jemanden, der ihn versteht.

Fazit:
Das Buch ist, ohne das ich wirklich beschreiben kann warum, etwas ganz besonderes. Erstens ist die Geschichte wirklich außergewöhnlich, weil sie in ein realistisches Setting eine kleine, gut dosierte Prise Sagentum einwebt, nicht aber den Fehler macht, dieser Sage zu viel Gewicht zu verleihen. Zweitens sind mir die Hauptcharaktere sehr nahe gegangen, denn obwohl sie nur mit wenigen Worten beschrieben werden, sind Sie durch Ihre Gedanken und Handlungen unglaublich präsent. Und drittens hat die Geschichte eine Botschaft, die ich wirklich wichtig finde und die mit viel Geschick und Gefühl vermittelt wird.


Flop des Monats

The Lying Game von Sara Shepard

"Oh my God", I whispered. No wonder Emma didn't see me. No wonder I wasn't in the mirror. I wasn't really there. I was dead."

The Lying Game, von der gleichen Autorin die auch die "Pretty Little Liars" Serie geschrieben hat, ist ungefähr das genaue Gegenteil von "Rot wie das Meer"; der Plot ist Panne, der Geschichte fehlt jegliches Gefühl - von schreiberischem Geschick gar nicht erst zu reden - und die Charaktere sind durch die Bank absolut UNliebenswürdig. Obendrauf gibt es ein Paar dermaßen schwerwiegende Logikfehler, dass sich mir die Haare sträuben.

Die Geschichte wird aus der Sicht von zwei Mädchen geschrieben: dem unglücklichen, vernachlässigten Pflegekind Emma und ihrer verwöhnten, als Baby von einer reichen Familie adoptierten Zwillingsschwester Sutton. Die beiden kennen sich nicht und wussten nichts voneinander, bis Sutton eines Morgens aufwacht, sich sozusagen über sich selbst schwebend vorfindet und blitzschnell realisiert - weil sie langsam anfängt durchsichtig zu werden und keine Erinnerung an ihr Leben hat - dass sie tot ist und die Dame unter ihr wohl ihre Zwillingsschwester sein muss. Und schon hier mein erster Kritikpunkt: Warum ist Sutton noch da? Sie trägt nichts zur Geschichte bei und selbst wenn Sie denn mal eine schwerwiegende Erkenntnis hätte, würde das nichts nutzen, da Emma von ihrer Anwesenheit ja keine Ahnung hat und Sutton ihr somit nicht helfen kann, den Mörder zu finden.

Jedenfalls kommt Emma über Umwege bei Suttons Familie an und wird von allen Freunden und Verwandten für ihre Zwillingsschwester gehalten. Da Emma von einem Streich ausgeht, spielt sie anfangs noch mit - nur um kurze Zeit später einen Brief zu entdecken, der ihr ankündigt, dass Sutton tot ist und für sie selbst das Gleiche auf dem Programm steht, wenn sie sich nicht weiter als Sutton ausgibt. Kurz versucht Sie, Suttons Eltern und sogar der Polizei die Wahrheit zu sagen - leider ist Sutton für Lügengeschichten bekannt und niemand glaubt ihr. Und dummerweise hat Emma gleich bei Ihrer Ankunft Ihre Reisetasche mit allen wichtigen Dokumenten neben einer Parkbank stehen gelassen und muss bei der Rückkehr von einer Party erkennen, dass wohl jemand die Tasche mitgenommen hat. Ach was. 

Mein Problem mit der Geschichte war nicht, dass ich die Idee nicht gut finde. Ich war schon immer ein Fan von "Das doppelte Lottchen"-Geschichten, diese hier war dann eben ein wenig morbide - mein Problem war, dass ich keine einzige der handelnden Personen auch nur ansatzweise sympathisch fand. Emma ist, wie der Vorfall mit der Reisetasche wohl zur Genüge belegt, nicht nur ein flach beschriebener Charakter, sondern auch einfach doof. Sutton selbst entspricht durch und durch dem typischen Biest amerikanischer Highschool-Stories. Von Gucci-Käufen bis zu heimlichen Party/Exzessen und widerlichem Verhalten ihren Mitschülern gegenüber wird kein Klischee ausgelassen. Nur das Sutton es mit ihren Streichen so weit getrieben hat, dass die Anzahl an potentiellen Mördern quasi alle Menschen einschließt, die irgendwann einmal irgendetwas mit ihr zu tun hatten. 

Die einzige Ausnahme sind ihre Eltern, die sich von ihr scheinbar alles gefallen lassen und auch noch klaglos all ihren Luxus finanzieren - dann aber nicht merken, dass ihre Tochter eigentlich ein anderes Mädchen ist. Mal ehrlich, wie wahrscheinlich ist es wohl, dass man tagelang am Abendbrot-Tisch sitzt und nicht merkt, dass sich die Tochter an kein einziges Ereignis aus der Vergangenheit erinnern kann? In den paar Szenen im Buch mag das ja funktionieren, aber schon nach einer Stunde im realen Leben sollte wohl selbst der unkonzentrierteste Vater Verdacht schöpfen - vor allem der Vater von Sutton, der schon am ersten Tag bemerkt, dass seine "Tochter" eine Narbe am Kinn hat, die da vorher noch nicht war.

Fazit:
Sutton ist dermaßen unsympathisch, dass es mir am Ende eigentlich völlig egal war, wer sie ermordet hat. Ich habe die Geschichte durchgehalten, weil ich nicht wusste, dass "The Lying Game" eine Trilogie ist und mir erst am Ende aufgefallen ist, dass ich mich eigentlich noch durch zwei weitere Teile der Tragödie kämpfen müsste. Ausnahmslos alle Charaktere sind vollkommen eindimensional und der Plot weist einige grobe Schwächen auf. Nichtsdestotrotz hat mich die gruselige "Freundschaft" der vier Mädchen - die darauf zu beruhen scheint, dass Sutton sie die ganze Zeit quält und sie sich im Gegenzug ihre Anerkennung wünschen - auf eine unangenehme Art fasziniert, was wahrscheinlich von ungefähr dem gleichen Instinkt ausgelöst wurde, wie der, der den Menschen dazu bringt bei einem Unfall nicht wegzusehen. Warum das Buch ein solcher Bestseller geworden ist, ist mir schleierhaft. Die Geschichte kommt nicht ansatzweise an Mean Girls heran und Lindsey Lohan hätte Sutton selbst tot noch an die Wand gespielt. Das Gute an der Geschichte: sie liest sich leicht und flüssig und deshalb dankenswerterweise an einem Abend.


Sonntag, 5. Januar 2014

"100 Bücher, die man gelesen haben muss": Eure Lieblingsbücher

Im letzten Post hatte ich es ja schon angekündigt: Bei der Challenge haben sich aus einer Liste von 100 Büchern deutliche Lese-Favorriten herauskristallisiert, deren verschiedene Rezensionen ich euch hier in einer kleinen Übersicht noch mal ganz kurz vorstellen möchte. Viel Spaß damit!

Eure meistgelesenen Bücher der "Bücher die man gelesen haben muss" - Challenge

Vicky Angel Ein ziemlich heftiges Kinderbuch, von Autorin Jacqueline Wilson, - die mit insgesamt 4 (!) verschiedenen Titeln auf der BBC-Liste vertreten ist - in dem es um ein Mädchen geht, das den Tod seiner extrem dominanten besten Freundin verarbeiten muss: 3 atemlose Rezensionen von Neyasha, dem Streifenzebra und mir. Von der gleichen Autorin tauchen in der Challenge auf: "Die fabelhaften Barker-Girls (Double Act), gelesen von Birthe und Ariana und "The Story of Tracy Beaker", gelesen von der Winterkatze




Rebecca von Daphne Du Maurier, die zu ihrer eigenen Überraschung mit ihrer Mischung aus Krimi, Liebesgeschichte und Gothic Novel im Jahr 1938 einen Riesenhit landete. Die Verfilmung von Hitchcock ist 1940 gleich für 11 Oscars nominiert und als bester Film ausgezeichnet worden. Bei euch ist die Geschichte auch gut angekommen, wobei die Stimmung von schäumender Begeisterung (Evie) bis zu eher unbeeindruckter, positiv angehauchter Indifferenz (Kiya) reicht. Weitere Rezensionen gibt es von Pik, Ariana, Bookletta (hat leider ihren Blog gelöscht) und der Winterkatze, die statt einer Rezension einen Brief von einem der Hauptcharaktere verfassen lassen hat, was ich ziemlich cool fand!


Der große Gatsby Ein Buch über den amerikanischen Traum, Einsamkeit und eine verzweifelte Liebe, das ich damals geliebt habe! Das Buch war in der Challenge wahrscheinlich aufgrund der Verfilmung aus diesem Jahr so häufig vertreten, ist bei euch aber mit einer einzigen Ausnahme (Pik) auf wirklich wenig Gegenliebe gestoßen. Daher 4 enttäuschte Rezensionen von Sarah, Lyne, dem Streifenzebra und  Kiya






Anne of green Gables Ein sehr liebenswerter Roman aus dem Jahr 1908 über ein phantasievolles Waisenmädchen, der mich schon letztes Jahr verzaubert hat. Auf euch hatte er die gleiche Wirkung, deshalb gibt es 5 bezauberte Rezensionen von der Winterkatze, Pik, Sarah, dem Streifenzebra und Kiya




Wuthering Heights (Sturmhöhe) von Emily Bronte aus dem Jahre 1847 ist für mich immer noch eins der allerbesten Bücher, die ich von der Liste gelesen habe. Es geht um verzweifelte Liebe, Egoismus, Eifersucht und eine Leidenschaft, die alles und jeden verbrennt, der mit ihr in Berührung kommt. Verständlicherweise polarisieren die heftig gezeichneten Charaktere jedoch starlkund meine leidenschaftliche Begeisterung wurde bei 4 Rezensionen nur einmal geteilt (Evie), die anderen drei reichen von Unverständnis bis Genervtheit: Carolin, Lyne und Caroline




The Secret Garden (Der geheime Garten) Ein Kinderbuch aus dem Jahr 1911, das sich mit 8 Rezensionen zum absoluten Renner der Challenge entwickelt hat und überwiegend positiv aufgenommen wurde, wenn auch oft "kleine Längen" erwähnt werden: 8 Rezensionen von Evie, Anna-Lisa, Kiya, Neyasha, der Winterkatze, Lyne, dem Streifenzebra und Caroline






To kill a Mockingbird (Wer die Nachtigall stört) ist eine Geschichte über Toleranz und Engstirnigkeit, Mut und Feigheit, Kindheit und Erwachsenwerden und spielt im Südstaatenamerika der 30er Jahre, erzählt aus der Sicht eines kleinen Mädchens. Die Autorin Harper Lee gewann dafür 1961 den Pulitzer Preis und auch in der Challenge wurde die Geschichte begeistert aufgenommen mit 4 Rezensionen von dem Streifenzebra, Carolin, mir selbst und Caroline, die daraus eine coole "Vor dem Lesen" - "Nach dem Lesen" Liste gebaut hat.



Alice im Wunderland dessen Geschichte wohl so ziemlich jeder zumindest vom Hörensagen kennt. Nichtsdestotrotz scheint der Roman stark zu polarisieren. Mich hat er tierisch genervt und ich stimme Sarahs Rezension aus vollem Herzen zu, die schreibt "Die Story ist mir zu durchgeknallt und ungemütlich und die Protagonistin Alice hat meine Nerven arg strapaziert." Auch Pik scheint nicht wirklich überzeugt zu sein. Die Rezensionen vom Streifenzebra und von Evie sind dagegen sehr positiv gestimmt. Bei letzterer hat mich besonders der Satz "Es schadet nicht, einmal dem puren Instinkt zu folgen; man sollte im Leben keine Angst vor dem Ungewöhnlichen haben und sich durchaus einmal vom Leben leiten lassen" berührt und sehr nachdenklich gestimmt.


I capture the Castle (Mein Sommerschloss) in dem es um eine exzentrische englische Familie geht, die versucht in den 1930ern in ihrem langsam zerfallenden Schloss zu überleben, habe ich selbst nicht gelesen. Deshalb habe ich die 5 Rezensionen dazu nur sehr vorsichtig gelesen, sie kamen mir aber im Grundtenor, bis auf eine (Caroline), alle ziemlich positiv gestimmt vor: die Winterkatze, Neyasha, das Streifenzebra und Kiya






Ich freue mich, dass ihr so zahlreich mitgemacht habt! Ich bezweifle, dass ich es ohne die Challenge dieses Jahr überhaupt selber auf 12 Bücher der Liste gebracht hätte. Wie versprochen wird der Challenge Gewinner nächste Woche ausgelost.

Meine persönlichen Favoriten der Challenge waren übrigens die Goldene Kompass-Trilogie (His Dark Materials) von Phillipp Pullman, die ich unglaublich schön und kraftvoll fand und mein Jahresfavorit Vom Winde verweht, dass meinen Südstaatentick noch mal kräftig angeheizt hat und mich in Nachhinein noch sehr nachdenklich gemacht hat. Der Post über die Sklavenfrage ist übrigens aus irgendeinem seltsamen Grund zu einem der meistgelesenen Artikel des Jahres 2013 bei Paperblog geworden. Fragt mich nicht warum, ich habe keinen Schimmer.




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