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Donnerstag, 29. Mai 2014

(Sehr) Lau in den Frühling mit Rosamunde Pilcher

Okay, diesen Post habe ich vor über einem Monat verfasst und bin dann nie richtig dazu gekommen, ihn hochzuladen. Daher ist der Titel - bei Heute so 26 Grad in Berlin schätzometrisch - etwas unpassend. Sobald der Frühling kommt, verliere ich generell immer jede Lust, nach der Arbeit noch an den Computer zu gehen, daher legt es meinen Blog mit schöner Regelmäßigkeit irgendwann im April lahm. Dieses mal war die Blogpause aber so lang wie vorher noch nie. Und dabei hab ich sooo viel gelesen. Und sogar ein Buch von der 100 Bücher Liste dabei. Und gleich noch so ein.. äh.. SPANNENDES. Ladies und Gentleman: Rosamunde Pilcher!!! (Nummer 50 auf der Liste der 100 beliebtesten Bücher aller Zeiten.)

"... und dann ist da dieser Gärtner, aber man weiss nicht so richtig, woher er kommt und warum er da ist. Sehr mysteriös. Wird wohl der Mörder sein."

Das war der Zeitpunkt in unserem Telefongespräch, als meine Mutter begann, mich ernsthaft auszulachen.

Meine Antwort "Rosamunde Pilcher" auf die obligatorische Frage "Was liest du gerade?" hatte sie noch mit höflichem Erstaunen registriert. "Du liest Rosamunde Pilcher? Ähm. Warum?" Weil es auf der 100 Bücher Liste steht. Und wirklich ein hübsches Cover hat. Darum.

Aber zur Story:

Penelope ist 64 Jahre alt, hat drei erwachsene Kinder und keinen Mann mehr und wohnt in einem kleinen englischen Cottage. Ihr Garten ist ihre ganze Leidenschaft, denn von den drei Kindern ist eins zu beschäftigt um oft zu Besuch zu kommen und die anderen beiden sind so gnadenlos egozentrisch, dass es eine Freude ist, wenn sie wieder weg sind. Auf einmal zeigen Nancy und Noel, die beiden missratenen Kinder, aber viel mehr Interesse an ihrer Mutter als normalerweise üblich, was damit zusammenhängt, dass Penelopes Vater, ein berühmter Maler, ihr vor seinem Tod eine Reihe Gemälde hinterlassen hat, deren Preise sich ganz plötzlich in unerschwingliche Höhen schrauben.

Nancy und Noel, beide notorisch über ihren Verhältnissen lebend, versuchen nun mit vereinten Kräften ihre Mutter dazu zu bringen, diese Gemälde zu verkaufen. Wobei sie selbstverständlich davon ausgehen, dass das Geld danach auf die drei Kinder aufgeteilt wird und nicht bei Penelope bleibt, die ihr ganzes Leben lang in sehr bescheidenen Verhältnissen gelebt hatte um trotz ihres spielsüchtigen Mannes seine Kinder ernähren zu können. Penelope, die von ihren undankbaren Gören langsam ernsthaft genervt ist, denkt jedoch nicht daran, die Bilder ihres geliebten Vaters zu verkaufen. Viel lieber möchte sie noch einmal in Ort fahren, in dem sie aufgewachsen und er gestorben ist. Doch auch nach eindringlichen Bitten kann keiner ihrer Nachfahren eine ganze Woche aufbringen, um der Mutter diesen Traum zu erfüllen und mit ihr hinzufahren. Da taucht plötzliche in geheimnisvoller junger Gärtner in Penelopes Leben auf...

... womit wir wieder beim Gespräch mit meiner Mutter wären.

Also nochmal.

"... und dann ist da dieser Gärtner, aber man weiss nicht so richtig, woher er kommt und warum er da ist. Sehr mysteriös. Wird wohl der Mörder sein."

Jetzt mal ernsthaft, da ist diese ältere Dame in einem einsamen kleinen Landcottage mit diversen extrem wertvollen Gemälden. Und plötzlich taucht ein junger, mysteriöser Mann auf, der erklärt er sei ein Gärtner, dessen Auftreten aber eher an einen Akademiker bester Schule erinnert.

Wer wird denn da wohl nicht misstrauisch. Und genug englische Krimis habe ich gelesen in meinem Leben, ich weiss wo der Hase langläuft!

ABER ich hatte die Rechnung ohne Rosamunde Pilcher gemacht! Tja. Ich hatte nämlich tatsächlich noch nie einen Film von der guten Dame gesehen und zwar natürlich gewusst, dass Frau Pilcher eher so in der Kitsch-Ecke unterwegs ist aber mit so wenig Spannung dann doch nicht gerechnet. Also lasst es mich gleich vorwegnehmen: Der Gärtner ist nicht der Mörder. NIEMAND ist der Mörder, wir sind hier bei Rosamunde Pilcher. Oder wie meine Mutter sagte:

"Mila, lass es mich mal kurz zusammenfassen. ein Rosamunde Pilcher Roman besteht aus einigen essentiellen Eigenschaften:

  • Die Geschichte spielt in England (check.)
  • jemand fährt auf einem Fahrrad an einer Klippe entlang (check.)
  • und trägt dabei ein Tuch im Haar (check.)
  • es gibt einen Blumengarten, der mit Liebe gepflegt wird (check.)
  • und einen langen Holztisch, an dem man gemütlich sitzen kann, während Mutter kocht oder strickt oder stickt (check.check.check.)
  • irgendwer arbeitet in einer Werbeagentur (check.)
  • es gibt ein Missverständnis (check.)
  • für das aber niemand was kann (check.)
Die Süddeutsche Zeitung fasste die Pilcher- Verfilmungen mal folgendermaßen zusammen: 

"Natürlich ist das reaktionär, das Familienidyll kitschig und von annodazumal, die Rollenvorstellungen überholt und die Menschen in den Filmen immer nur edel, hilfreich und gut. Klar, wissen wir: Das ist nicht die Wirklichkeit. Trotzdem. Durchschnittlich sehen sieben Millionen Zuschauer zu. Sie wollen am Sonntagabend vor allem eines: Abschalten vom Alltag, ein bisschen Herz, Schmerz und wieder Herz. Attraktive Menschen in ihren zauberhaften Behausungen und ein Happy End."

Und ganz ehrlich, hätte ich diesen Kommentar der Zeitung vorher gelesen, wäre ich von dem Buch positiv überrascht gewesen! Ganz so schmalzig wie es klingt, war die Geschichte nämlich gar nicht. Ich mochte sogar Penelope sehr gerne, deren Leben im Rückblick erzählt wird und einige sehr schöne aber auch sehr tragische Momente beinhaltet (ich hatte im Kopf Worte wie "spannende", "aufregende" und "unerwartete Momente" durchprobiert - aber die erschienen mir dann doch etwas zu gewagt).

Lasst es mich in einem Fazit folgendermaßen ausdrücken:

Fazit:

Das Buch ist hervorragend tiefenentspannend. Es eignet sich gut für Menschen die das Gefühl haben, zu wenig Zeit in ihrem Leben zu haben, denn wenn man Rosamunde Pilcher aufschlägt, geschieht ein Wunder: Zehn Minuten Lesezeit fühlen sich an wie eine halbe Stunde reale Zeit! Und danach hat man wieder Energie genug, sich an aufregende Aufgaben zu wagen.

Gut geeignet für einen kleinen mentalen Kurzurlaub in ein chintzgemustertes England voller Blumen und Erinnerungen. Erfahrungsgemäß nicht so gut geeignet für eine längere Zugfahrt, außer ihr wechselt dieses Buch während der Fahrt mit etwas packendem ab, am besten einem so richtig raffinierten, bluttriefendem Thriller. Zum Ausgleich.

Donnerstag, 27. März 2014

London - wo kulinarische Köstlichkeiten und bauchfreie Grausamkeit aufeinandertreffen.

"Natürlich! Ausführlich! In allen Details!"

Ihr wolltet einen London Bericht, ihr kriegt einen London Bericht.



Brownie mit Vanillesahne und Karamellpopcorn.
Applecrumble mit Cranberries und Vanilleeis.
Espresso Profiteroles mit heißer Schokoladensoße.
Tiramisu.

Auf EINEM Teller.

Dafür erstmal eine Wiese voller Osterblumen in Greenwich, bevor ihr vor Fressneid tot umfallt.

Ist es ein Auszug aus Charlie und die Schokoladenfabrik? Nein, es ist Jamie Oliver. 
All das oben aufgezählte (und noch ein fünftes Dessert, das mir beim besten Willen nicht mehr einfällt) bekommt man, wenn man nach London fliegt, in eins von Jamie Oliver's grandiosen Restaurants "Jamie's Italian" geht und das "Dessert Medley" bestellt. 

Ich kann mich nicht erinnern, schonmal irgendwo in Großbritannien so gut gegessen zu haben, wie bei Jamie's Italian. Wir waren 4 Tage da, und davon tatsächlich am Ende drei mal in verschiedenen Jamie Oliver Restaurants, weil wir unbedingt so viel wie möglich von der Karte probieren wollten. Das Essen ist superhammeroberlecker, macht Spaß und ist sehr liebevoll zubereitet. Und der Service ist einfach sympathisch. Das unglaubliche an der ganzen Geschichte ist, dass das Essen bezahlbar ist! Und das in London. In einem wirklich gemütlich eingerichteten Lokal. Hätt ich's nicht selbst gesehen, ich würd's nicht glauben!

Also falls ihr mal in London seid: Hin da! Mir hat am Besten das Jamie's Italien in Greenwich gefallen, aber es gibt auch eins direkt um die Ecke vom Picadilly Circus, das sich ausgezeichnet mit einem Vintage-Shopping Trip durch Soho verbinden lässt. Hier könnt ihr schon mal auf die Karte schauen und euch auf euren nächsten Städte-Trip freuen: Jamie's Italian Website 

Das ist nicht Jamie's Italian, aber ein süßes altes Minihaus mitten in einem Neubauviertel.

Meine perfekte London Lektüre

London ist eine der großartigsten Städte der Welt. Ich bin da aber auch voreingenommen, denn eins meiner liebsten, seit meiner Jugend meistgelesenen Bücher spielt in dieser Stadt: Ken Follet's Die Pfeiler der Macht (A Dangerous Fortune). Die intrigenreiche, romantische und wirklich sauspannende Geschichte um eine Bankiersfamilie im viktorianischen England hätte mich damals um ein Haar dazu gebracht, nach dem Abi eine Banklehre anzufangen. Da bin ich, dem Himmel sei Dank, gerade noch so davon davon gekommen - aber das Buch ist immer noch eins meiner Favoriten. 

Wie die Damen des 19. Jahrhunderts mit den schwingenden Röcken des Nachmittags im Hyde Park umherwandeln oder sich mit der Kutsche am Picadilly Circus zum Plaudern treffen - ich hab immer die Szenen aus dem Buch vor Augen, wenn ich dann selbst an diesen Plätzen bin. Wobei man zugeben muss, dass die Kombination von Pferdekutsche und Picadilly heute schon eher was für lebensmüde Zeitgenossen wäre.


Apropos schwingende Röcke: Im Albert and Victoria Museum, das übrigens - wie grandioserweise fast alle Museen in London - umsonst ist, gibt es fünf Stockwerke voller wirklich guter Ausstellungen. Eine davon ist "Mode über die Zeiten" und es gab da dieses eine Kleid aus dem Jahr 1755, von dem ich einfach nicht losgekommen bin. "Diese Mode war in den 1750ern eigentlich schon altmodisch, aber zu königlichen Empfängen musste sie weiterhin getragen werden. Man brauchte schon Übung um in einem solchen Kleid durch Türen und Gänge zu navigieren und trotzdem noch elegant auszusehen." (Steht auf der Tafel)

Glaub ich sofort, das Ding ist mindestens 3 Meter breit!


"Gut, dass die Mode heute nicht mehr so kompliziert ist." So mag sich nun die ein oder andere freuen. Doch ach - ihr Unwissenden! Ein sonniger Tag an der Themse und was hätte ich nicht für ein bisschen 1750er Palast-Mode gegeben.

Ich war gerade mal fünf Minuten am Tourimagneten London Eye herumgelaufen, als mir zum ersten Mal undeutlich ein unfeiner Gedanke durch den Kopf ging: "Warum sehen die denn hier alle so bescheuert aus?" Ungefähr so wie ich in den tiefsten 90ern: Leggings, bauchfrei und Plateuschuhe (!), die sogar noch hässlicher waren, als alles, was ich in meinen schlimmsten Buffalo-Zeiten fabriziert habe. Am Anfang dachte ich noch, ich hätte schief geguckt - aber da kamen immer mehr Geschöpfe von der Sorte vorbei. Bis ich irgendwann akzeptieren musste, dass die das freiwillig tragen!

Warum bloß?

Abends beim Schaufensterbummel über die Oxford Street ging mir ein Licht auf: Die armen Mädels hatten gar keine andere Wahl, als so rumzulaufen. Es gibt in London gar nichts anderes mehr zu kaufen.

Die Schaufenster sehen da alle so aus. Das linke mit den Nadelstreifen und dem offensichtlich ernstgemeinten Bustiertop darunter hat mich schon ungläubig erstarren lassen - aber die Sonnenblume???

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte Ihnen so gerne zurufen: TUT ES NICHT! ALLE DIE IN DEN 90ERN SO RUMGELAUFEN SIND, HABEN ES FÜR IMMER UND EWIG BEREUT! Aber jede Generation muss ihre eigenen Fehler machen.

Ich fühle mich weise. 
Und schrecklich alt. 
Aber wenigstens geht mein T-Shirt bis zur Hüfte.


Montag, 21. Oktober 2013

"am Grab stand eine Frau in weiß..." etwas Mystery aus dem 19. Jahrhundert gefällig?

"When a sensible woman has a serious question put to her, and evades it by a flippant asnwer, it is a sure sign, in ninety-nine cases out of a hundred, that she has something to conceal."

Ich hatte schon Angst, dass ich dieses Jahr meine eigene Challenge verliere, weil ich im frühen Oktober mit gerade einmal acht von 12 zu lesenden Büchern punkten konnte. Und nachdem mich die letzten beiden Bücher die ich für die Challenge gelesen hatte (Alice im Wunderland und The magic Faraway Tree) so garnicht begeistern konnten, war ich etwas vorsichtig im Bezug auf die "Best-loved Novels". Stattdessen wäre ich um ein Haar zum wiederholten Male meiner Schnulzenschwäche erlegen.

Glücklicherweise fügte es sich, dass ich auf einer ewig langen Zugfahrt nur "Gut gegen Nordwind" eingepackt hatte, welches man ja nun wirklich mal eben innerhalb von 2 Stündchen so weglesen kann. Und da ich nun kein Buch aber noch einige Stunden Zug vor mir hatte, riskierte ich einen Blick in meine Kindle App, die zufällig, ganz passend zur Mila'schen Schmonzetten-Stimmung, auch mit "The woman in white" (1860) bestückt war. (Im Amazon Shop lassen sich viele der Bücher auf der Liste kostenlos herunterladen, wusstet ihr das?). Und mit dieser ziemlich typisch englischen Mystery-Geschichte hab ich jetzt auch endlich mal wieder einen Treffer gelandet.

Zur Story:

Der Kunstlehrer Walter Hartright bekommt den Auftrag, auf dem Landanwesen Limmeridge House die beiden Halbschwestern Marian und Laura zu unterrichten. Auf seinem Weg dorthin hat er allerdings eine seltsame Begegnung mit einer vollkommen in weiß gekleideten jungen Frau, die scheinbar aus dem Nichts auf der Landstraße auftaucht. Die offensichtlich verängstigte Frau fasst Vertrauen zu ihm, als sie sein Reiseziel erfährt - scheinbar hat sie in Limmeridge House einen Teil ihrer Kindheit verbracht und liebevolle Erinnerungen an die Familie dort. Kurz bevor sie ihn verlässt, fragt sie ihn nach seiner Bekanntheit mit einem gewissen Lord Percival Glyde, den sie offensichtlich gleichzeitig hasst und fürchtet, von dem er aber noch nie etwas gehört hat. Kurz nach dieser Begegnung erfährt Hartright, dass seine weiß gekleidete Zufallsbekanntschaft einige Zeit zuvor aus einer Irrenanstalt ausgebrochen und seitdem auf der Flucht ist.

Am Ziel seiner Reise angekommen, dauert es nicht lange und Hartright verliebt sich unsterblich in Laura, die jüngere der beiden Schwestern. Da in diesem Fall nicht  nur der große Standesunterschied der beiden ein Problem ist, sondern Laura auch seit Jahren schon einem anderen Mann versprochen ist, wird der Zeichenlehrer aus dem Haus gewiesen. Kurz vor seiner Abreise erfährt er jedoch den Namen des Verlobten seiner Angebeteten: Laura wird Sir Percival Glyde heiraten, den Mann vor dem die "Frau in weiß" so panische Angst hatte. Und nicht nur das - je mehr Walter darüber nachdenkt, desto klarer wird ihm außerdem, dass seine nächtliche Zufallsbekanntschaft und seine angebetete Laura sich verblüffend ähnlich sehen...

Meine Meinung:

Ich würde sagen, wer "Rebecca" mochte, der wird auch Spaß an "The Woman in white" haben. Mit seinen Romantik-, Mystery- und Krimi-Elementen ist Wilkie Collins Roman eine runde Mischung und lässt sich, trotz seiner knapp 600 Seiten flüssig lesen. Während in der ersten Hälfte des Buches die Spannung wirklich auch konstant auf einem sehr hohen Niveau ist, gibt es im hinteren Teil allerdings meiner Meinung nach einige Längen. Außerdem hatte ich so meine Probleme nachzuvollziehen, warum Walther Hartright sich denn da nun so unsterblich in Laura verliebt hat, die neben ihrer immer wieder erwähnten "milden Natur" dem Leser nicht wirklich viel zu bieten hat. Allerdings sind wir hier ja erstens im viktorianischen Zeitalter unterwegs, wo Frauen sich gefälligst sowieso im Hintergrund zu halten haben und außerdem bildet die Liebesgeschichte zwischen den beiden auch eher den Rahmen für die Story, in der Walters detektivische Ermittlungen noch überraschend tiefschürfende Erkenntnisse bringen werden.

Die Story lebt von ihren faszinierenden Nebencharakteren: Auftritt Marian und Count Fosco

Die Geschichte ist wirklich gut gestrickt, denn entgegen meiner Erwartung hat mich die Auflösung am Ende nicht enttäuscht (ich war mir zur Mitte des Buches hin ziemlich sicher, dass ich die ganze Story schon erraten habe und war schon mal vorsorglich enttäuscht von meiner angenommenen Einfachheit des Ausgangs. Ich hatte mich dann aber doch getäuscht und es kamen noch ein paar nette Wendungen und Plot Twists). Was das Buch jedoch für mich so fesselnd macht, ist weder sein Verlauf, noch sind es die vordergründigen Hauptfiguren, denn weder Walther noch Laura, noch Lauras undurchsichtiger Verlobter sind besonders komplex. Stattdessen haben mich die Nebenfiguren, nämlich Lauras Schwester Marian und der etwas später in der Geschichte auftauchende Count Fosco schwer fasziniert. Und natürlich die "Woman in White", aber über die verliere ich lieber nicht zu viele Worte, es soll ja schön mysteriös bleiben.

Mit Count Fosco hat Wilkie Collins einen Charakter geschaffen, den der Leser nicht mehr so schnell aus dem Kopf kriegt. Höflich, liebenswürdig und allem Anschein nach die gefährlichste Person im Buch - wenn Count Fosco erscheint, dann sind sogar die unberechenbarsten, wutschäumenden Hunde nichts als zahme Haustiere. Dieser Charakter ist so vielschichtig, dass auch nach der letzten Seite bei weitem nicht alle Geheimnisse um ihn geklärt sind. Marian dagegen ist eine ganz andere Geschichte, auf ihre Art aber nicht weniger erinnerungswürdig.

"The lady is dark. The lady is young. The lady is UGLY!"

Mit dieser (gekürzten) Einleitung wird uns Lauras Schwester charmanterweise von Walter Hartright vorgestellt. Marian, bei all ihrer Offenheit, ihrer Herzlichkeit und Intelligenz, fehlt es in ihrer Ausstrahlung an der "Geschmeidigkeit und Sanftmut" ohne die "the beauty of the handsomest woman alive is beauty incomplete." Diese Zeilen sagen ja schon eine Menge über das Frauenbild zur damaligen Zeit aus und im Laufe des Buches wird dieses Frauenbild auch immer wieder von Marian selbst unterstützt. Zwar ist sie der pfiffigste Charakter von allen, relativiert das aber immer wieder, indem sie Sätze sagt, in denen "Ich bin ja nur eine Frau" vorkommt. 
"You see I don't think much of my own sex, Mr. Hartright. No woman does think much of her own sex, although few of them confess it as freely as I do."
Das ist schon ein ziemlich krasses Statement dafür, dass das Buch von einem Mann geschrieben wurde, der ihr diese Sätze in den Mund legt. Alles in allem wäre es dem Charakter nach für mich wesentlich nachvollziehbarer, wenn sich Walter Hartright in Marian statt in ihre liebliche aber für den Handlungsverlauf eher nutzlose Schwester Laura verliebt hätte. Da Marian aber nicht nur mittellos, sondern ausdrücklich auch vom Hals aufwärts grottenhässlich ist - ihr Körper ist der Beschreibung nach wohl ziemlich bombastisch, aber das wiegt ihren "Schnurrbart" ("the dark down on her upper lip was almost a moustache") wohl nur unzureichend wieder auf - wird automatisch davon ausgegangen, dass sie für den Rest ihres Lebens eine alte Jungfer bleiben wird. Das Marian selbst mit diesem Leben aber vollkommen zufrieden sein soll und das einzige was im Leben zählt für sie das Wohl ihrer hübschen Schwester ist, die sie ja so heiß und innig liebt - das nehme ich dem Autor nicht so ganz ab. Ist aber auch Wurscht, das Buch bietet genug Geheimnisse und Verstrickungen, subtilen Grusel und Stress-Momente um auch den heutigen Leser bei Laune zu halten. 

Fazit:

Runde Geschichte aus der viktorianischen Epoche, die auch jetzt noch begeistern kann. Ein überzeugnender Plot mit einigen psychologisch auffälligen Charakteren, die in Erinnerung bleiben und gut gestrickten Wendungen. Dunkle und dichte Atmosphäre und Geheimnisse, die sich auch nach dem Lesen nicht ganz auflösen - so wie sich das für eine Mystery Geschichte gehört! Zur zweiten Hälfte wird es ab und zu etwas langatmig, vor allem die Stelle in der Lauras unsäglicher Onkel seinen Teil zur Erzählung beiträgt, die hätte ich vor lauter Ungeduld fast übersprungen und es reicht wirklich, sie zu überfliegen. Ansonsten aber defintiv empfehlenswert. Genau das richtige für einen stürmischen Herbstabend im Kerzenlicht. 


Ps: Das Buch wurde 1948 verfilmt, wobei der Regisseur wohl nicht nur das Ende geändert, sondern laut dieser ziemlich guten Filmbesprechung den Fakt, dass Marian hässlich sein soll, auch als unwichtig abgetan und einfach ignoriert hat. Gut zu wissen, denn ich hatte mich beim Bilder googlen doch auch schon sehr gewundert, Alexis Smith in der Rolle zu finden. 

The woman in white, 1948, Verfilmung mit Alexis Smith


Mittwoch, 4. September 2013

Ich ertrage dieses Kind keine Sekunde länger! (Rezension Alice im Wunderland)

Alice im Wunderland von Lewis Carroll, 1863
Uuuuund- durch! Man entferne nun bitte dieses nervige, nervige Kind von mir. Dafür dass das Buch so kurz ist, habe ich erstaunlich lange gebraucht, um mich da durchzuhangeln. 

Es ist ja nun, verehrter Leser, nicht so als würde ich die Geschichte nicht kennen.

Mitnichten.
Ich kenne sie viel. zu. gut.

Alice im Wunderland fand ich schon als Kind in der Disney Zeichentrick-Version anstrengend, es gab lauter Charaktere, die mir irgendwie Angst gemacht haben und besonders nett fand ich es im Wunderland auch nie. Trotzdem lief der Film jedes Jahr zur Osterzeit im Fernsehen und das sogar, obwohl wir gar kein Kabel hatten. Nun, watt soll dat Kind da machen, bei nur drei Programmen is ja nich mehr so viel Auswahl. 

Jahre später, im Jahr 2010 um genau zu sein, schaffte es aber der grandiose Tim Burton doch noch, mich für die Geschichte zu begeistern. Den Film fand ich, wie eigentlich alles von Burton, wundervoll abgedreht und spektakulär inszeniert. Die Geschichte hat bei der Macht der Bilder auch gar nicht so eine große Rolle gespielt. Und sowieso. Johnny Depp. Punkt.


In Anbetracht des Obigen - man entschuldige den snobistischen Ausdrucksstil, ich hab heute einen etwas hochgestochenen Tag, muss am Wunderland liegen - fühlte ich mich nie besonders geneigt, das Buch auch tatsächlich zu lesen. Aber ihr wisst ja, wie das ist: Die Challenge rief (tatsächlich schrie sie schon ziemlich laut) und die Geschichte hatte ich eh schon längst in die Kindle App geladen.

Willkommen auf dem Drogentrip

Und nun traue ich mich garnicht so richtig, noch viel weiterzuschreiben, denn schließlich ist Lewis Caroll - der gute Mann war nicht nur Schriftsteller sondern auch Mathematiker, Fotograf und Diakon - ja wirklich ziemlich berühmt und beliebt und sein Stil hat nicht nur Schriftsteller, sondern auch Künstler, Wissenschaftler und die Musik beeinflusst. Unter anderem diente das Buch als Grundlage für einen meiner absoluten Lieblingssongs: "White Rabbit" von Jefferson Airplane. Nehmen wir uns dafür doch kurz eine Minute Zeit, bevor es ans Eingemachte geht.



When the men on the chessboard
Get up and tell you where to go

And you've just had some kind of mushroom
And your mind is moving low
Go ask Alice
I think she'll know.



Wie Jefferson Airplane ganz richtig erkannt hat, ist es fast unmöglich, während des Lesens nicht an bewusstseinserweiternde Drogen zu denken. Angeblich ist das Buch so entstanden, dass Charles Lewis auf einer Bootsfahrt auf der Themse der Schwester eines Freundes (namens Alice Liddell) eine Geschichte erzählt hat, die diese ihn dann bat aufzuschreiben. Und das klingt auch erstmal sehr logisch, bedeutet aber bei genauerem Nachdenken trotzdem nicht, dass der Mann sich nicht beim Aufschreiben die ein oder andere Substanz zugeführt hat (Und vor knapp 150 Jahren war das ja auch alles noch schnuckelig auf Rezept erhältlich, da gab's ja gegen Zahnschmerzen auch Kokaintabletten.) Von daher: Wer weiss. Für mich war das Lesen des kompletten Buches jedenfalls definitiv mit einem Drogenrausch vergleichbar, in den sich irgendwie ein ziemlich anstrengendes kleines Mädchen geschmuggelt hatte. 

Alice - du bist 'ne doofe Nuss.

Dafür, dass Alice eigentlich ein gewitztes Ding ist und dem Autor offensichtlich auch am Herzen lag, ist sie mir ganz schön auf den Keks gegangen. Also nicht, dass die die anderen Charaktere hier besonders liebenswert wären, aber Alice hat mich mit ihrer ständigen Größer- und Kleiner-Werderei ganz bekloppt gemacht. Die anderen können ja wenigstens singen oder niesen, oder unsichtbar werden oder jemandem den Kopf abschlagen - Alice kann nur hilflos wachsen und schrumpen. Und wachsen. Und schrumpfen. Und wachsen. Und Schrumpfen. DANN ISS DOCH DEN SCHEIßPILZ NICHT!!! Du weisst doch mittlerweile, wo das hinführt. Meine Güte nochmal.

Aber nicht nur ihre Größeneskapaden sind ein wenig ausgeufert, ich fand auch, dass die junge Dame nun wirklich leider nicht besonders helle ist. Gut, dass auch alle anderen Kreaturen, die sie im Wunderland trifft , ganz ordentlich einen Knacks weghaben. Ihr kennt zum Beispiel bestimmt noch diese Genossen hier:



Und was bei Disney ja alles noch irgendwie charmant rüberkommt (vor allem mit der typischen Musik) fand ich im Buch irgendwann nur noch anstrengend. Ich bin durchaus bereit, anzuerkennen, dass dem Ganzen Buch ein sehr feiner Humor zugrunde liegt und eine Ironie, die ich stellenweise auch genossen habe. Wenn ich mich dann aber Absätze lang durch richtig anstrengend blöde Lieder über SUPPE quälen muss (siehe Screenshot) dann frage ich mich doch ernsthaft, ob der gute Herr Carroll sich nicht insgeheim einen Ast gelacht hat, über die Deppen, die seine mentalen Ergüsse auch noch bis zum Ende lesen.


Man möge mir den Kopf abschlagen, aber ich war selten so froh ein Buch endlich zur Seite legen zu können.

Samstag, 26. Januar 2013

Emma - Mein Fazit

Tja, ich drücke mich nun schon seit Sonntag vor dem Fazit. Leider wird es davon, dass ich irgendwann das Ende vergesse, auch nicht besser. 

Vorweg: Wer die letzten drei Beiträge zu diesem Thema noch nicht gelesen hat, fängt am Besten mit diesem Post an. Der ist noch völlig spoilerfrei also auch für diejenigen geeignet, die das Buch gerne noch lesen möchten. Post 2 und 3 zum Thema sind nur noch für aktive Emma-Fans (Und Anti-Fans) geeignet, da wird gespoilert, dass die Tastatur raucht. Und auch dieses Fazit ist nur für diejenigen gedacht, die das Ende sowieso kennen. (Und mich trösten möchten...)

Das positive zuerst: Ich bin absolut HAMMER im Enden voraussagen, gebt es zu! 

Das nicht so gute: Das Ende hat mich nun aber wahrhaftig nicht mehr vom Hocker gehauen. Nach diesem kleinen Aufreger mit Harriet hat Jane Austen die Geschichte viel zu schnell zu Ende gebracht. Wozu das Drama-Element mit einfliessen lassen, wenn sie es dann im Sande verlaufen lässt? Gut, wir haben noch einmal bewiesen, dass Emma sogar auf ihr persönliches Glück verzichtet hätte, um die sich ihrer Meinung nach anbahnende Liebesgeschichte zwischen Harriet und Mr. Knightley nicht zu zerstören. Allerdings sind ihre Gedanken Harriet gegenüber schon hier nicht mehr besonders nett und es stellt sich dann ziemlich schnell heraus, dass Jane Harriet gegenüber wirklich keine besonders tolle Freundin ist, war oder jemals sein wird. 

PLUS: Mich beschleicht da so ein kleiner Verdacht, dass das Problem gar nicht bei Emma liegt. Sondern bei Jane Austen. Ähm - ist Jane Austen ein Snob? Darf ich das fragen? Liege ich total falsch? Oder bin ich ein bisschen doof, das mir das jetzt erst auffällt? Nach euren absolut kryptischen Kommentaren unter meinen letzten Posts muss euch ja jetzt ein Stein vom Herzen fallen, dass ihr mir wieder offen antworten dürft. 

Insgesamt hat mich das Buch irgendwie an meine Grundschulgeschichten erinnert: Es fängt langweilig an, wird dann spannender, dann kommt ein ganz toller, spannender Einfall, der den Höhepunkt der Geschichte darstellt - und dann hatte ich keine Lust mehr und hab die Geschichte irgendwie so larifari schnell mal zu Ende geschrieben. 
Wie unromantisch ist denn bitte die Hochzeit von Harriet und Mr. Martin? Also nicht, dass man die Hochzeit überhaupt mitbekommt, aber wie sie den Antrag annimmt, ist ja schon der absolute Reinfall für so Romantiker wie mich, die auf die große Liebesversöhnung gehofft hatten. In meinem Kopf ist die ganze Zeit diese Verlierer-Melodie von "Wer wird Millionär" auf Dauerschleife gelaufen, dieses "Nötnötnöööööt"

Ich bin mir auch überhaupt nicht schlüssig, ob Jane Austen hier einen Punkt macht (so wie sie in Stolz und Vorurteil die fiese Hochzeit der Lizzy-Freundin einfädelt) oder ob sie einfach wirklich nur schnell die Geschichte zu Ende bringen wollte. Realismus, Zynismus, Austen`sche Genialität? Oder Faulheit?

Ich weiss es echt nicht genau, ihr dürft mir gerne die Meinung sagen!

Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass ich die Geschichte sshr genossen habe. Es macht naemlich eifach Spass, sich ueber Emma zu aergern, was wohl daran deutlich wird, dass ich noch NIEMALS vorher so viele Posts zu einem einzigen Buch geschrieben habe.

Samstag, 19. Januar 2013

Jane Austen muss meine Kueche putzen! (Emma, Part III)

Da sitze ich nichtsahnend, an meinem Tee schluerfend am Fruehstueckstisch, eben noch voller Mitleid mit Emma (jaja, ihr wusstet es alle schon vorher...) und ploetzlich ueberschlagen sich hier die Ereignisse! Da nehme ich sogar das nervige Handytippen auf mich, aber ich muss mir mal kurz Luft machen. Jetzt hat Miss Austen es doch noch geschafft, mich zu ueberraschen!

Um euch kurz auf meinen Lesestand zu bringen: Sie waren gerade alle auf diesem schrecklich peinlichen Ausflug, auf dem Emma es irgendwie geschafft hat, die arme Miss Bates mit einem einzigen Kommentar so zu verletzen, dass es ihr auf der ganzen Rueckfahrt hundeelend geht. Da mir sowas dank angeborener grosser Klappe auch schon einige Male passiert ist, kann ich sehr gut verstehen, wie Emma sich nun fuehlt. Und hier nur Respekt fuer Emma, sie versucht das vorbildlich wieder gerade zu biegen. (Sie hat sich zwar nicht offen entschuldigt, aber das haette die Situation wahrscheinlich nur noch schlimmer gemacht.)

 Dann kommt das, was alle totaaaal ueberrascht, ich aber schon voraus gesagt habe (BAZINGA!!!) Jane Fairfaxx und der Weston Sohn (ich hab den Namen grad noch gewusst... )haben was miteinander. Das macht ihn dank seiner Handlungen im Nachhinein zwar nicht unbedingt sympathisch, aber naja, wir waren ja alle mal jung, ne? (Sprach sie in ihrer unendlichen 25jaehrigen Weisheit). ABER DANN KOMMTS:

Emma ist voellig zerknirscht, weil sie doch denkt, dass Harriet in den Weston Sohn und so... und ich sitz hier und reib mir kichernd die Haende weil Harriet ja gleich sagen wird, dass sie doch die ganze Zeit ihren Mister Martin meinte und nicht den Frank (Ach genau, Frank Churchill) und dann heiraten sie und kriegen Kinder und haaach Happy End... UND WAS MACHT HARRIET?! 

 Harriet verknallt sich in Mr. Knightley!!! Whoooot? 

Das geht aber doch nicht, Harriet, der soll doch Emma heiraten! Und was passiert denn jetzt mit meinem armen Mister Martin? 

Ich muss weiterlesen.

Gruesse von einer noch vor dem Fruehstueck nervlich vollkommen geschafften Mila, die gerade vor lauter Ueberraschung Tee durch die ganze Kueche geprustet hat. Liebe Jane Austen, wie willst du denn dieses Chaos nun wieder entwirren? (Und ich meine das Emma-Harriet Chaos, nicht meine Kueche).

Dienstag, 15. Januar 2013

Wie Emma wahrscheinlich endet (meine Prophezeiungen)


Ich schlug soeben die Seite um, deren letzter Satz da war: „Happy the man who changes Emma for Harriet“. Mit ehrlicher Verehrung der Naivität ihrer Freundin und getrieben von schweren Gewissensbissen, philosophiert da also unsere Promqueen vor sich hin, wie sehr Harriet ihr moralisch überlegen ist. Sie scheint ernsthaft bereit an sich zu arbeiten, die Emma. Mal schauen was da noch kommt. Vorher werde ich nun aber, da ich nun ca. bei der Hälfte des Buches angekommen bin, mal kurz einen Tipp abgeben, wie die Geschichte meiner Meinung nach enden wird. Einfach um hinterher sagen zu können: HA! Ich wusste alles schon vorher und nur EMMA hatte KEINE AHNUNG! Mwaahahaha!

[Achso: Wer der Geschichte noch vor sich hat, liest nun nicht mehr weiter, denn alles was in der ersten Hälfte des Buches passiert wird nun natürlich gnadenlos gespoilert!]

Das würde mir durchaus Genugtuung bereiten, denn von eurem groß angekündigten Charakterwechsel hat sich mir noch nicht sooo viel erschlossen. Emma ist zwar in der Lage einzusehen, wenn sie den Menschen die sie liebt weh getan hat, aber das ändert nichts daran, dass sie ein gnadenloser Snob ist. Und jetzt kommt mir nicht mit ihrer (V)erziehung, denn ihr Vater ist, soweit ich sehe, überhaupt nicht arrogant und versnobt. Diese Charaktermacke hat Emma sich also ganz allein zuzuschreiben. Soeben plante unsere High-School Prinzessin, eine Einladung nur deswegen nicht anzunehmen, weil die Leute die sie ausgesprochen hatten, einen sehr viel niedrigeren Stand haben als sie. Und wie können die es schließlich wagen? Da hätte sie dann natürlich schon einfach aus Prinzip abgelehnt, dann würden diese Neureichen schon sehen, was sie davon hatten, die hochgeborene Miss Emma einzuladen! (Sie ist dann doch hingegangen, alle ihre Freunde hatten nämlich schon angenommen. Da frage ich mich – woher hat Emma überhaupt so viele Freunde?!) Jaaaa… sie hat auch schon ein paar nette Seiten gezeigt: Sie liebt ihre Familie, ihre Gouvernante, ihr Dummchen und hilft den Armen. Außerdem ist sie zerknirscht, dass ihre Freundin wegen ihr nun ein gebrochenes Herz hat.
Mehr positive Sachen fallen mir nicht ein.

Auch hat sie die viel gepriesene Emma’sche Cleverness noch nicht übermäßig eingesetzt. Sie denkt immer noch, sie wüsste alles und hat aber eigentlich keine Ahnung. Zum jetzigen Zeitpunkt bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, ob in diesem Jane Austen Roman nur Emma so nichtsahnend ist, oder ob Jane Austen nicht auch ein kleines bisschen ihre Leser in die falsche Richtung lenkt und am Ende was ganz anderes passiert, als man vermutet. Ersteres ist aber meiner Meinung nach deutlich wahrscheinlicher, deswegen prognostiziere ich nun einfach mal die folgenden Entwicklungen:

  • ·       Harriet heiratet doch noch den guten Mr. Martin (Das ist mir wichtig! Ich liebe die Szenen wenn die beiden sich treffen und alles so richtig schön peinlich ist, so wie in der sechsten Klasse nachdem man im Liebesbrief „nein“ angekreuzt hat. Die sind irgendwie so süß dabei.) Sie hat ihn zwar nicht verdient, aber er liebt sie so sehr und sie ist bestimmt eine gute Ehefrau, wenn sie sich erst mal drauf eingestellt hat. Wahrscheinlich wird er dann irgendwann intellektuell unterfordert sein, aber da ist das Buch ja schon längst zu Ende, also muss ich mich damit nicht mehr auseinandersetzen
  • ·       Der Sohn von Mr. Weston (Mist, Namen vergessen!) heiratet die Jane Fairfax. Ist doch klaaaar, dass er nicht nach London geritten ist, um sich die Haare zu schneiden. Der hat ihr da den Flügel besorgt. (Oh, ich hoffe das hab ich richtig kombiniert, ich fühl mich nämlich echt clever deswegen!) Also die beiden haben sich ineinander verliebt, als sie sich da auf diesem Bootsausflug getroffen haben. Die Geschichte mit Jane Fairfax und dem Mann ihrer Freundin existiert nur in Emmas Fantasie und ist nie geschehen. Jane Fairfax kann ich noch nicht einschätzen, aber der Mr. Weston Sohn ist eigentlich ein oberflächlicher Charmeur, der andere Menschen nur danach einsetzt, was für ihn am besten ist. Deswegen ist er auch nicht vorher zu seinem Vater gekommen – für den er sich eh nicht interessiert – sondern erst als die Jane auch da war. (Und für Emma interessiert er sich eigentlich kein bisschen, sondern macht ihr nur scheinbar den Hof, um davon abzulenken, was zwischen ihn und Jane läuft. Und um Jane eifersüchtig zu machen?)
  • ·     Emma heiratet Mr. Knightley. Hallo? Der einzige Mann mit Verstand, der einzige Mann, der Emmas Fehler erkennt und ihr die Meinung sagt? NATÜRLICH heiraten die! Und dann ist da ja noch dieses unbestimmte schlechte Gefühl, das Emma jedes Mal hat, wenn jemand ihr sagt, dass Mr. Knightley in Jane verliebt ist. Natürlich nur, weil der kleine Knightley dann sein Erbe verliert. (Ich bin noch nicht durchgestiegen, wessen Kind das eigentlich ist.)

Ja. Das sind meine Tipps. Mir ist gerade mal aufgefallen, dass sie nur darin bestehen, wer letztendlich wen heiratet, aber darum geht es hier ja schließlich auch, richtig? Selbstverständlich dürft ihr mir nicht verraten, ob meine Vorhersagen richtig sind!

Ich lese dann mal weiter und warte gespannt auf den Charakterwechsel. Übrigens, nur dass wir uns nicht falsch verstehen: Ich finde, Emma ist ein großartiger Charakter! Ich liebe Jane Austens Ironie, ihren trockenen Humor und all die unfreiwillig komischen Momente, die Emma mit ihrer totalen Ahnungslosigkeit heraufbeschwört. Ich liebe Jane Austen und bewundere ihr Talent und sehe sie als großes Vorbild.

Das ändert aber nichts daran, dass Emma nervt wie verrückt.

PS: Heute ist der letzte Tag um euch für die "Bücher, die man gelesen haben muss"-Challenge anzumelden! Weitere Infos findet ihr unter dem Challenge Reiter. Und mein Computer ist immer noch kaputt, also seid mir nicht böse, wenn ich euch nicht gleich verlinke, ich sehe euch auf jeden Fall und freu mich total, dass schon so viele mitmachen!

Freitag, 11. Januar 2013

Emma - die Promqueen des 19. Jahrhunderts.

Kennt jemand von euch den Film "Miss Austen regrets"? Ich hab mir den letzte Woche fuer 5 Euro bei Thalia im Ausverkauf gekauft und war auch ganz begeistert.  Ich mag ja Kostuemfilme  und von der BBC sowieso. Es handelt sich um eine BBC Verfilmung der letzten Jahre von Jane Austens Leben und basiert auf ihren Briefen und Tagebuechern. Jane Austen ist mir richtig ans Herz gewachsen und die Briefe die sie an ihre Schwester geschrieben hat sind mindestens so liebevoll und ironisch wie ihr Schreibstil in Stolz und Vorurteil. Da sie in dem Film gerade dabei ist, Emma zu schreiben, war meine erste Challenge-Wahl quasi vorprogrammiert. So weit, so gut...

Aber jetzt mal Tacheles: Als ich Stolz und Vorurteil gelesen habe, gab es EINIGE von euch, dir mir wärmstens Jane Austens "Emma" ans Herz gelegt haben. Und zwar nicht als lehrreichen Roman, sondern als Lieblingsfigur! Ich bin jetzt in Kapitel zehn (ca Seite 40)... und schwelge in absolutem Unverständnis! Alles was ich bis jetzt ueber Emma erfahren habe, ist folgendes: Emma ist...

  • eine offenbar grandios schöne, aber unglaublich verhätschelte Tochter aus gutem Hause, 
  • furchtbar arrogant in ihrer Haltung "niederen" Ständen gegenüber, 
  • gnadenlos überzeugt von ihrer eigenen Meinung, 
  • zu faul um in irgend etwas richtig gut zu sein (obwohl sie natürlich keinen Job hat) und 
  • trotz ihrer immer wieder beschriebenen Cleverness zu blind um zu erkennen, dass sich der reiche Schönlingstypi von nebenan nicht für ihre hohle Freundin interessiert, sondern für sie selbst (das hab ich doch richtig erkannst, oder?)
  • Ausserdem hat sie allem Anschein nach gerade alle Chancen ihrer so genannten "Freundin" auf eine glueckliche Ehe zerstoert, ganz zu schweigen von dem armen Tropf der das Pech hatte, den Antrag zu machen, obwohl er ja schliesslich nur ein Bauer ist! 
Habe ich alles?

Ja, ich glaube das ist erstmal genug fuer die ersten 40 Seiten. Nicht nur, dass ich Emma nicht leiden kann, sie macht mich auch noch richtig agressiv, wenn sie Klein-Dummchen einredet was für ein furchtbarer Loser der Mann ist, den ihre Freundin eigentlich ziemlich toll fand:

"He is very plain, undoubtedly - remarkably plain:- but that is nothing compared with his entire want of gentility. I had no right to expect much, and I did not expect much; but I had no idea that he could be so very clownish, so totally without air."

Ernsthaft Emma? Das ist der Kommentar den du ueber den Mann machen möchtest, mit dem deine neue beste Freundin gerade einen sehr glücklichen Sommer verbracht hat? Wow.

Ich werde erstmal nichts mehr weiter sagen, sondern mich darauf verlassen, dass unsere Emma noch gründlich den Kopf gewaschen bekommt, im Laufe der Geschichte.

Aber ganz ehrlich: wenn das hier 2013 in den USA spielen würde, dann wäre Emma ja wohl die Promqueen. Superreich, superhübsch, nichts als Manipulation im Kopf und immer mit dabei, wenn es darum geht, dem Computernerd, der sich gerade aller Schüchternheit zum Trotz getraut hat, ihre Freundin zu einem Date einzuladen, vor der kompletten Clique lächerlich zu machen! Jemand Mean Girls gesehen?

Ihr seid natürlich ganz herzlich dazu eingeladen eure Heldin nach Herzenslust zu verteidigen - ABER WEHE EINER SPOILERT!!!

Hier geht es zu Teil 2, Teil 3 und Teil 4 dieser Rezension.

Freitag, 2. November 2012

Antrag die zweite: Wir probieren das nochmal, Mr. Darcy. [Stolz und Vorurteil - Rezension Teil III]



"My affections and feelings are unchanged.
But one word of you will silence me forever."

°Oo... plopp. °

Das war ich.
Ich bin geschmolzen. (Also soo Luftblasenmäßig, mit Plopp am Ende.)
Nachdem sich unser weltliebster Rentierpulli ja in seinem ersten Heiratsantrag gnadenlos vergaloppiert hatte und seiner künftigen Braut, anstatt ihre Lieblichkeit zu preisen, verbale Ohrfeigen verabreicht hat, sah ich schon schwarz für Mr. Darcy und Lizzy. 

Aber dann kommt ja diese Szene in Darcies Landhaus, in der Lizzy, nach einem herzzereißend liebevollen Bericht der Haushälterin über ihren Mr. Darcy - und einer gefühlten Stunde Anstarren seines Portraits - auf einmal dem Mann ihrer heimlichen Tagträume in Fleisch und Blut gegenüber steht. Ich musste mir die Szene eben BBC technisch nochmal zu Gemüte führen, damit mir die eifrig-tapsig-verlegene Stimmung unter den beiden nicht verloren geht. Allerdings hätte ich die Szene fast nicht gefunden, denn unter Youtube wird sie unter folgendem Namen gehandelt: "The Lake Scene (Colin Firth Strips Off)." Äh - hä?
Versteht mich nicht falsch, ich bin die letzte die ein Problem damit hat, einen jungen Colin Firth naggisch in die Fluten sinken zu sehen - wobei das leider schon zu viel versprochen ist. Schade - aber irgendwie kann ich mich beim Besten Willen nicht dran erinnern, das Mr. Darcy im Buch das selbe tut. Oder war ich so in den Dialog versunken, dass mir nicht aufgefallen ist, dass Mr. Darcy bei dem Gespräch tropfnass war?
Sollte die Szene im Film dazu erfunden worden sein, hätte man den Colin ja aber wenigstens das T-Shirt ausziehen lassen können, oder? Na gut, aber das ist ja auch garnicht Thema der Sache. (Das Video verlink ich euch aber trotzdem!)



Das eigentlich Thema ist ja: Haaaaaach.
ER KRIEGT SIE!!!
Wie im ersten Video zu sehen gibt es zwar weder einen Kuss, noch eine auch nur sekundenweise leidenschaftliche Annäherung der beiden, aber wir befinden uns schließlich auch im alten England, der Hochburg der Prüderie. So verspricht man sich also Gegenseitig seine Zuneigung "my dearest, loveliest Elizabeth" und geht dann nebeneinander (natürlich ohne sich anzusehen!) in einen romantischen Weichzeichnungsfilter Sonnenuntergang.

Aber das ist ja gar nicht das eigentlich Romantische. Der große Clou der Geschichte ist ja Darcy's rührende Bereitschaft seinen Freund Bingley vor allem Unheil zu bewahren. Und erst als Darcy sich ganz sicher ist, dass sein Freund auch wirklich von der Frau seiner Träume geliebt wird, bringt er ihn dazu, nun doch zu ihr zurückzukehren. Und während Mr. Darcy sich mehr und mehr zum romantischen Helden mausert, wünscht man der lieben Jane, dass ihr zukünftiger Ehemann sich nach der Trauung etwas weniger beeinflussen lässt. ...Und versucht zu ignorieren, dass Mr Darcies Verhalten ja schon ein bisschen übel nach Kontrollfreak riecht, aber das sage ich nicht, weil mich das gesammelte Team Darcy hier wahrscheinlich sonst teert und federt.

Mein Fazit zu Stolz und Vorurteil ist jedenfalls das Folgende:
Ein grandioses Buch mit subtilem Witz, liebenswerten Charakteren und beißender Gesellschaftssatire.
Unbedingt Lesen. Und nach dem Lesen unbedingt mal die "Lizzie Benett Diaries" auf Youtube gucken, die mir unter meinem letzten Post zum Thema empfohlen wurden. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich kapiert habe um was es eigentlich geht, aber die Videos sind wirklich klasse. Auf den Punkt und witzig!

Montag, 8. Oktober 2012

Und täglich grüßt der Rentierpulli... [Stolz und Vorurteil: Rezension Teil II ]

[Vorsicht Spoiler! Nichtkenner der Geschichte lesen bitte Teil eins der Rezension.]

Wir erinnern uns... vor knapp einer Woche musste ich dem jungen Herrn Darcy dabei zusehen, wie er unserer Heldin Elizabeth Bennett den uncharmantesten Heiratsantrag machte, den die Welt je gesehen hat. Lizzy, die das auch fand, machte ihrer Empörung lautstark Luft, und diese Luft war umso aufgeladener, als diverse andere Verfehlungen des Mister Darcy ja noch ungeklärt herumschwirrten. Darcy, speziell getroffen von Lizzys Bemängelung seiner fehlenden Gentleman Qualitäten, ist daraufhin tief getroffen und nicht wenig verwirrt, denn schließlich hat ihm gerade eine Dame ihre Hand verwehrt, die er seiner eigentlich als unwürdig erachtet (wenn sie nicht so schöne Augen und so...). Darcy, ganz der Turboschreiber (was kann der eigentlich nicht?!), schafft es daraufhin, ihr am nächsten Morgen ein 'Briefchen' zuzustecken, dessen Inhalt selbst in der Minischrift meines Buches fast fünf Seiten einnimmt. 

(Ich stoppe hier mal kurz und werfe meiner Computer Tastatur mal wieder einen liebevollen Blick zu. Ich hab in letzter Zeit schon oft überlegt wie furchtbar es wäre, meine Masterarbeit ohne Internet schrieben zu müssen. Aber von Hand??!)

 Der Brief ist, bis auf den kleinen Schönheitsfehler dass er mit einer Beleidigung von Lizzys Familie beginnt, hervorragend dazu geeignet alle negativen Gerüchte um Darcy auszuräumen. Außerdem vertraut er Lizzy ein Geheimnis an, von dem niemand anders weiß - und jetzt mal ehrlich, bei welcher Frau funktioniert das nicht? Lizzy findet sich also wenig später zunehmend in Gedanken versunken. In der Hauptrolle: Mr Darcy!

Sorry ich konnte nicht anders. Mit diesem Bridget Jones Casting haben sie es geschafft, das Mr. Darcy in meinen Gedanken IMMER einen grünen Rentierpulli trägt! (via)
Äh - sorry, 200 Jahre zu spät dran. Wir versuchen das nochmal.

Lizzy findet sich also wenig später zunehmend in Gedanken versunken. In der Hauptrolle: Mr Darcy!

...aka: der Rollkragenmann! (via)
Und so nach und nach muss sie einsehen, dass der gute Mann ja ziemlich Recht hat, mit allem was er sagt. Lizzys Familie ist nämlich, bis auf Jane, tatsächlich eher von der Sorte die auf potenzielle Verehrer eher abschreckend wirkt. Und hier kommt eine Stelle im Buch, in der für mich das eigentliche Drama der Geschichte liegt. Lizzys Vater, der dem Leser von Anfang an positiv auffällt, muss nun in Lizzys Gedanken zum ersten mal auch einen Teil der Verantwortung dafür übernehmen, dass in der Familie was schief läuft. Gefangen in einer Ehe mit einer Frau, an der er schon sehr bald nach der Hochzeit das Interesse verloren hat, hat Vater Benett sich mit einem Leben abgefunden das von sechs Frauen bestimmt wird. Von diesen sechs Frauen ist die Mehrheit leider Intelligenzmäßig nicht wirklich zufriedenstellend ausgestattet und Mister Benett macht sich sein Leben dadurch erträglich, dass er die weiblichen Dummheitstiraden mit Humor nimmt und seine beiden älteren Töchter zu Komplizen ernennt. 
"Elizabeth, however, had never been blind to the impropriety of her father's behavior as a husband. She had always seen it with pain; but respecting his abilities, and grateful for his affectionate treatment of herself, she endeavored to forget what she could not overlook, and to banish from her thoughts that continual breach of conjugal obligation and decorum which, in exposing his wife to the contempt of her own children, was so highly reprehensible. But she had never felt so strongly as now the disadvantages which must attend the children of so unsuitable a marriage."
An dieser Stelle macht Jane Austen einen Sprung von der Ironie überzeichneter Charaktere zu wirklich herzzereißender Alltagsdramatik. Neben der Tragik dieser unglücklichen Ehe, in der sich der Vater damit abgefunden hat sich in die Bibliothek zu verkriechen wenn er mal Ruhe haben will und die Kinder sich damit abgefunden haben, eine dumme Mutter zu haben, die vom Vater auch so eingeschätzt wird - daneben sehen Lizzys romantische Probleme meiner Meinung nach ziemlich alt aus. Sie ist vor allem in der glücklichen Position zu wissen, wie sie es auf keinen Fall machen sollte! Und bevor es dementsprechend wieder zurück zu unserem Herzbuben geht, möchte ich hier nochmal einen kurzen Schlenker zu Lizzys Freundin Charlotte machen, die ernsthaft den schleimigen, arroganten, "ich-will-dir-mit-Stöckelschuhen-auf-die-Hand-treten"-Gefühl auslösenden Mr. Collins geheiratet hat. 

Uaaaaaaaaaah! Mädels, ich bin so froh, dass wir nicht im 19. Jahrhundert leben! Einer Frau die nicht mit allen Vorzügen der Natur ausgestattet war, konnte es ernsthaft passieren, das sie, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben, einen Mr. Collins heiraten musste. Wobei Charlotte ja hier eigentlich eine Wahl hat. Lizzy ist zwar geschockt von der Entscheidung ihrer Freundin, besucht das jungvermählte Paar aber trotzdem, wobei Mister Collins mal wieder mit Würgereiz erzeugender Dumpfbackigkeit glänzt. 
"[Elizabeth] looked with wonder at her friend that she could have so cheerful an air with such a companion. When Mr. Collins said anything of which his wife might reasonably be ashamed, which certainly was not unseldom, she involuntarily turned her eye on Charlotte. Once or twice she could discern a faint blush; but in general Charlotte wisely did not hear."
Und gerade dadurch, dass zwischen den beiden Freundinnen so viel unausgesprochen bleibt, finde ich das die Geschichte in diesem Teil einen Grad an Dunkelheit annimmt, der wirklich ziemlich beklemmend ist. Wenn ich mir überlege, wie Charlottes restliches Leben mit Schleimi Schlotterbacke aussieht, wird mir ganz anders.

"Und dies ist mein Ehemann. Hübsch ist er nicht, aber dafür auch nicht schlau!" (via)

Jetzt hab ich soviel zur Tragik der Geschichte gesagt (die mich tatsächlich ziemlich beschäftigt hat), das ich zu unseren beiden Turteltauben gar nicht mehr gekommen bin. Das tut mir sehr leid, denn ich habe ja an den Kommentaren zu meinem letzten Stolz und Vorurteil Beitrag erkannt, das sich meine werte Leserinnenschaft in einem generellen Darcylirium befindet! Ich verspreche, dass ich ihm nächstes mal mehr Aufmerksamkeit zukommen lasse. (Unerwarteterweise wird es also noch einen dritten Teil der Rezension zu Stolz und Vorurteil geben. Eigentlich hatte ich geplant, was ganz anderes zu schreiben, als letztendlich nun dabei rausgekommen ist. Der Schock über Charlottes Hochzeit scheint echt tief zu sitzen.)

Von daher bis zum nächsten mal in unserer neuen Sendereihe 'Täglich grüßt der Rentierpulli'!

Und träumt schön...
"...wir werden uns wiedersehen... in deinen  Träumen! jihihihiiii." (via)

Ps: Ich hab heute meine Masterarbeit abgegeben!!! In zwei Wochen ist noch mündliche Verteidgung und danach hab ich dann auch endlich wieder ein Leben!


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