Ha! Hab mir Internet von meinen Nachbarn geschnorrt. Jetzt sitze ich also in meinem frisch eingerichteten Wohnzimmer, an meinem frisch bei Ebay Kleinanzeigen geschnäppcheten Massivholz-Esstisch und genieße die zwei freien Tage, die mir bis zu meinem ersten Arbeitstag im neuen Job noch bleiben.
Und da dachte ich mir, zeig ich euch doch mal ein paar Bilder von meiner Abschiedsfeier in Rotterdam. Ich hatte ein paar Freunde aus Rotterdam eingeladen (also im Original eigentlich aus Italien, Südafrika, Deutschland, Griechenland, Schottland und allen Teilen Hollands) und ein paar Herbstschätze aufgedeckt. In den letzten beiden Jahren war ich, zuerst in Spanien und dann in den Niederlanden, jeweils zu einem kanadischen und einem amerikanischen Thanksgiving-Dinner eingeladen. Und weil ich jedes mal todtraurig war, dass wir dieses Fest in Deutschland nicht haben, habe ich kurzentschlossen das seit meiner Kindheit vergessene "Erntedankfest" wieder eingeführt.
Ich lebe zwar jetzt in Berlin, aber in meinem Herzen bin ich ein fürchterliches Landei. Ich liebe alles, was irgendwie Farmhaus mäßig aussieht und hab dementsprechend den Tisch mit viel frischen bunten Blättern und rot-weißen Karos dekoriert. Da meine Großeltern einen Bauernhof ihr Eigen nennen, gab es als Hauptbestandteil des Essens, ganz nach Thanksgiving Tradition, einen großen gebratenen Vogel. Zufällig hatte mein Opa nämlich genau zu meinem Besuch ein paar Hühner schlachten lassen und eins davon durfte dann gleich mit mir im Zug nach Rotterdam fahren. Zwei Tage vorher noch putzmunter, zog das Riesenviech dann in meinen Kühlschrank ein um dort sage und schreibe 30 Stunden lang (!) abzutauen. Und wenn ich riesig sage, meine ich riesig. Wir sind mit 10 Leuten davon satt geworden. Dazu hat meine Oma mir frisch gepflückte Äpfel und Wallnüsse èn masse eingepackt. Als ich Rotterdam ankam, hatte ich ungefähr zwei Kilo Armmuskeln zugelegt.
Da ich seit ein paar Wochen stolze Besitzerin einer Saftpresse bin, wurden die Äpfel unter Zunahme von drei Packungen Karotten und Kiloweise Orangen zu Apfel-Orangen-Karottensaft verarbeitet. Der Saft ist so lecker, dass ich im Nachhinein leider immer nur noch den Geschmack im Kopf habe und vergesse was für eine abartige Sauerei die blöde Presse veranstaltet. Ein Großteil der Küche, meine Haare und das Küchenhandtuch das ich schlauerweise vor mein neues T-Shirt gebunden hatte waren hinterher ganz zauberhaft orange gesprenkelt. Außerdem werden aus ca. 15 Kilo Obst und Gemüse im Endeffekt ca 3 Liter Saft, was ja irgendwie nicht so ganz wirtschaftlich ist. Leider gibt es frischen Karottensaft nicht so leicht zu kaufen. Falls jemand einen Tip haben sollte (sowohl zum intelligenteren Bedienen einer Saftpresse als auch zu Karottensaft-Bezugsquellen) gerne her damit! Aus dem Rest der Äpfel habe ich ein Apple-Crumble gemacht. Geht super einfach, Äpfel klein schneiden, Haferflocken mit Butter, Zucker und Zimt mischen, drüber crumblen und ab in den Ofen.
Zum Vogel gab es traditionelle Thanksgiving Beilagen: Kürbis (Einfach mit Olivenöl, Kräutern und Knoblauch gemischt in den Ofen) und Rosenkohl (In Sahne gekocht mit Bacon). Dazu sehr amerikanisch eine riesige Portion "Stuffing", also traditionelle Truthahn Füllung. Ich hab mir aber von einem Amerikaner sagen lassen, dass das Risiko einer Salmonellen-Vergiftung deutlich zunimmt, wenn man den Vogel vorm Backen stopft ohne irgendeine Ahnung, was man da macht. Deswegen hab ich Vogel und Stuffing vorsichtshalber separat gemacht. Für das Stuffing habe ich ein klassisches Betty Crocker Rezept genommen: Zwiebeln, Sellerie und eine Packung Butter mit Salz, Pfeffer, Salbei (und ich hab noch Petersilie dazu getan) so lange köcheln lassen, bis die Zwiebeln gar sind, dann zwei Packungen Weißbrot in kleine Stücke reißen und darin schwenken. Mega einfach, megalecker.
Trotz einiger Skepsis habe ich den Rat meiner Oma befolgt und das Huhn einfach nur gepfeffert und gesalzen in den Ofen gepackt. "Das ist so fett, da musst du sonst nichts dran machen!". Recht hatte sie. (Haben Omas ja schließlich immer.) Hat tatsächlich gereicht und das erste Brathähnchen meines Lebens hat mich belehrt wie schnell und einfach eigentlich so ein imposant aussehendes Huhn gekocht wird.
Insgesamt ein wunderschöner Abend. Und ich hab mir vorgenommen, das Erntedankfest zu einer Herbst-Tradition bei uns zu machen! (Allerdings ohne frischgepressten Saft!)
Ganz viele herbstliche Grüße aus Berlin (wo es heute Nacht unter Null hatte und deswegen den Namen "Herbst" wohl nicht mehr lange halten kann). Ich hoffe ihr habt jetzt alle Lust bekommen Erntedankfest/Thanksgiving zu feiern. Am besten in Berlin... Ich komme gerne zum Essen vorbei!
Ps: Schon wieder ein Abschied von lieben Freunden. Ich hasse Abschiede!