Sonntag, 4. März 2012

[Themen-Challenge: Kindheit] 18.) Der geheime Garten (1911)

The Secret Garden von Francis Hodgson
Burnett,  Einband der Originalsausgabe
von 1911 (Quelle)
"The animals tell me all their secrets."
"He wouldn´t tell you my secret, would he?"
"About what, Miss Mary?"
"A garden. I´ve stolen a garden. But it may already be dead, I don´t know."

Dies ist mein dritter Beitrag zu Neyashas Themen-Challenge zu "Liebe, Tod und Ehre" und zwar zum Thema "Kindheit". Ausserdem steht das Werk auf der 100Buecher-Liste der "Best-loved Novels of all time" der BBC und zwar auf Platz 51.

Hach ist das eine schöööne Geschichte. Mal wieder freu ich mir einen Keks über die Idee mit den 100 Büchern!

Zur Story
Die kleine Mary Lennox, von ihren reichen englischen Eltern völlig vernachlässigt, wächst in Indien hauptsächlich unter der Obhut einheimischer Nannys auf, die sie von Geburt an verziehen. Mary wird zu einem kleinen Biest, dass sich nicht nur als etwas besseres fühlt, sondern alle um sie herum auch dementsprechend behandelt. Als eine Choleraepidemie ausbricht, sterben alle Bewohner des Hauses, Marys Eltern und ihr Kindermädchen inbegriffen. Weil das Kind in Indien nun keine Verwandtschaft mehr hat, wird sie zu ihrem Onkel nach England geschickt, der nicht nur wenig Interesse an ihr zeigt, sondern ihr auch keinerlei Spielsachen besorgt hat. Gelangweilt vom Drinhocken und irritiert davon, dass das kesse junge Dienstmädchen Martha so gar nicht nach ihrer Pfeife tanzt, bleibt Mary nur, draußen im Freien zu spielen. Die frische Luft und Bewegung verändern das kränkliche, freudlose Kind und bald findet es sogar einen Freund; Marthas Bruder Dickon, der jeden Winkel der umliegenden Natur kennt und mit Tieren sprechen kann. Als Mary hinter einem versteckten und zugewucherten Tor einen geheimen Garten entdeckt, den ihr Onkel nach dem Tod seiner geliebten Frau abgesperrt und verwildern lassen hat, machen sie und Dickon sich mit Feuereifer daran, den Garten heimlich wieder auf Vordermann zu bringen. Doch es warten noch mehr Geheimnisse auf sie. Eines Nachmittags, als Mary wegen eines Regenschauers im Haus herumstromert, hört sie ein unterdrücktes Weinen. Dem Geräusch nachgehend, gerät sie in ein Kinderzimmer mit einem Bett, in dem ein deprimierter Junge liegt, der seit seiner Geburt durch eine Krankheit ans Bett gefesselt und schrecklich selbstsüchtig und tyrannisch ist. Er ist fest davon überzeugt, dass er bald sterben wird, denn schließlich hört er das jeden Tag, eigentlich seit er sich erinnern kann. Nur Mary ist sich da nicht so sicher...

Meine Meinung

"One of the strange things about living in the world is that it is only now and then one is sure one is going to live forever and ever and ever!" Noch Fragen? Das Buch ist einfach so schön, dass ich mich nach der letzten Seite gefühlt habe, ich hätte eine kleine Wärmflasche verschluckt.

Mary, zu Beginn ein tyrannisches kleines Ekelpaket, ist total überfordert, als sie in England ankommt und sich auf einmal niemand mehr etwas von ihr gefallen lässt. 
"Who is going to dress me?"
"Can´t you dress yourself?"
"Of course not, my Ayah dressed me."
"What did they do with you in India? Carry you around in a basket?"
"How dare you speak to me with such disrespect!"
Mit diesem Ton ist sie bei dem schnippischen Dienstmädchen Martha aber an der falschen Adresse und Mary ist total ratlos, wie sie mit jemandem umgehen soll, der sie nicht mit Unterwürfigkeit oder Desinteresse, sondern manchmal sogar mit Herzlichkeit behandelt. Mit anzusehen wie das kleine Mädchen nach und nach immer zutraulicher wird und sich schließlich mitunter sogar wie ein normales Kind benimmt, hat ein bisschen was von einem Sonnenaufgang. Die Charaktere der Geschichte sind durchweg liebenswert, auch wenn Collin eher der Typ Kind ist, das Erwachsene dazu bringt zu murmeln "Wenn das mein Sohn wäre, also dann würde hier...". Aber was will man denn schließlich von einem Kind erwarten, dass sein ganzes Leben lang nur erzählt bekommt, wie schwach und krank es ist und das es ein Wunder ist, dass es überhaupt noch lebt? Die einzige, von der Collin nicht mit Samthandschuhen angefasst wird, ist Mary, denn die ist viel zu egoistisch, um sich lange mit Collins Befindlichkeiten auseinanderzusetzen. So treffen also zwei kleine Dickköpfe aneinander und beide profitieren davon, dass ihnen endlich jemand ihre Grenzen aufzeigt.
"Will you stay with me Mary, please?"
"Well, since you said please. But if you scream once more, I´ll smother you with the pillow!"

"Where you tend a rose my lad, a thistle cannot grow."
Der große Zauber des Buches liegt in der kindlichen Freude, mit der Frances Hodgson Burnett ihre Charaktere erschaffen hat. Meine Lieblingscharaktere, Martha und ihr Bruder Dickon, sind beide frei heraus und herzlich, sprechen aber einen herrlichen Yorkshire Dialekt, mit dem Nicht-Muttersprachler wahrscheinlich zu Anfang ein bisschen überfordert sein werden. Gerade wegen dieses Dialekts lohnt es sich aber, das Buch in der Originalsprache zu lesen. Die Geschichte ist so geschrieben, dass sie es möglich macht, in die Gedankenwelt eines Kindes einzutauchen, ohne dabei in der Ich-Form geschrieben zu sein. Der Erzählstil ist, es gibt kein besseres Wort, zauberhaft! Poetisch, unkitschig, wunderschön. Der Leser freut sich über jede Knospe, die den Winter im geheimen Garten überstanden hat, über jeden Sonnenstrahl. Selbst wenn man das Buch, wie ich, an einem nieselkalten, trübgrauen Winterwochenende liest, bringt das Umblättern jeder Seite einen Hauch von Frühling mit sich. Ein zentrales Thema des Buches ist die Macht positiver Gedanken und umgekehrt die Zerstörungskraft negativer. Wer dieses Buch weglegt und keine positiven Gedanken hat, dem kann ich auch nicht weiterhelfen!

"I´m going to die."
"From what?"
"Everything."
"I hate the way you talk about dying."
"Everyone  thinks I´ll die."
"If everyone thought that about me, I wouldn´t do it!"

Fazit:
Macht gute Laune und regt zum Nachdenken an. Für alle, die sich noch daran erinnern, wie es war ein Kind zu sein: Lesen. Und für die, die es vergessen haben: Unbedingt lesen!



13 Kommentare:

  1. Das ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher, welches ich schon mehrmals gelesen habe. Dickon ist einfach ein wunderbarer Charakter. Ich sollte das Buch bei Gelegenheit wieder einmal zur Hand nehmen. Aus dieser Geschichte kann man einfach so viel mitnehmen. Liebe Grüße, Julia

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    1. Das stimmt! Auch wenn sie eigentlich echt kurz ist. Ich werd das Buch auf jeden Fall auch noch ein zweites mal lesen :)

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  2. Oh, von dem Buch kenn ich nur eine (sehr schöne) Verfilmung. Vielleicht sollte ich das auch endlich mal lesen. Überhaupt denk ich mir mehr und mehr, dass ich diese 100 Bücher auch mal angehen sollte (also halt die, die ich noch nicht gelesen habe) ...

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    1. Jaaaaaaaaaa! ich will endlich wen zum gleichzeitig lesen :)Alle anderen lesen ihre Bücher auch immer gleichzeitig wenn gerade mal wieder ein Verlag großzügig war!

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    2. Na, mal sehen. Irgendwie sind ja schon so einige Bücher auf der Liste, die ich eigentlich nicht lesen möchte.
      Aber vielleicht könnten wir mal ein "Schuld und Sühne"-Lesen gemeinsam starten? Das hätte ich eigentlich noch für irgendwann in diesem Jahr geplant.

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    3. Wie, da sind "einige" die du nicht lesen willst und dann willst du ausgerechnet mit Dostoyevsky anfangen? Uiiiuff. Also ich habs hier wohl im Regal stehen... (aber immer geschickt daneben gegriffen, wenn ich ein neues Buch angefangen hab)
      Meinst du, das ist gut? Weiß nicht warum, aber irgendwie stell ich mir das total langweilig vor. Allerdings ist das wirklich eine völlig aus der Luft gegriffene Meinung, denn ich hab eigentlich noch nie irgendwas dazu gelesen.
      Naja okay, lassen wir uns mal drauf ein. Aber erst nach meiner Klausurenphase im April :p

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    4. *lol*
      Also ich hab halt "Schuld und Sühne" seit Jahren ungelesen zuhause liegen, daher will ich es endlich mal in Angriff nehmen. Viele andere Bücher müsste ich ja erst mal kaufen.
      Aber die Betonung liegt auf "irgendwann in diesem Jahr". ;-) Und angeblich ist der Roman recht spannend, aber das gaube ich auch erst, wenn ich ihn selbst lese.

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  3. Ich liebe die Geschichte auch - wobei ich nur die deutsche Variante kenne, wo der Dialekt nicht so durchkommt. Aber deine Rezi hat mir Lust auf das Original gemacht! :)

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    1. Würde ich dri auf jeden Fall sehr empfehlen! Der Dialekt spielt eigentlich nämlich ne große Rolle in dem Buch, weil der ja eigentlich eher für die Dienstmädchenklasse stand und hier so charmant ist :)

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    2. Dann halte ich das mal für die English-Challenge im Hinterkopf. ;)

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    3. -> Facebook gestört. Ich hab grad den "Like"-Button auf meinem Blog gesucht... Aber find ich gut! :P

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  4. Hach, da hast du ja wieder einen Glückgriff gemacht. Ich muss mich auch endlich an die 100 Bücher machen. Bin aber umzugstechnisch noch etwas "unkoordiniert", aber so langsam komme ich wieder zum Lesen. Weiß aber gar nicht so recht, welches Buch ich als erstes in Angriff nehmen soll. Vielleicht einfach nach der Reihe? Mal sehen...

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  5. Also, so langsam scheint mir, auf dieser Liste sind im Gegensatz zu der deutschen vom ZDF wirklich viele lesenswerte Bücher drauf. Das hier merke ich mir auch gleich mal vor, kenne ich nämlich auch noch nicht.
    Ob ich doch ... Ich glaube, ich suche mir zumindest mal die Bücher raus, die mich interessieren. Einige reizen mich halt auch so gar nicht ... *grübel*

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