Donnerstag, 27. März 2014

London - wo kulinarische Köstlichkeiten und bauchfreie Grausamkeit aufeinandertreffen.

"Natürlich! Ausführlich! In allen Details!"

Ihr wolltet einen London Bericht, ihr kriegt einen London Bericht.



Brownie mit Vanillesahne und Karamellpopcorn.
Applecrumble mit Cranberries und Vanilleeis.
Espresso Profiteroles mit heißer Schokoladensoße.
Tiramisu.

Auf EINEM Teller.

Dafür erstmal eine Wiese voller Osterblumen in Greenwich, bevor ihr vor Fressneid tot umfallt.

Ist es ein Auszug aus Charlie und die Schokoladenfabrik? Nein, es ist Jamie Oliver. 
All das oben aufgezählte (und noch ein fünftes Dessert, das mir beim besten Willen nicht mehr einfällt) bekommt man, wenn man nach London fliegt, in eins von Jamie Oliver's grandiosen Restaurants "Jamie's Italian" geht und das "Dessert Medley" bestellt. 

Ich kann mich nicht erinnern, schonmal irgendwo in Großbritannien so gut gegessen zu haben, wie bei Jamie's Italian. Wir waren 4 Tage da, und davon tatsächlich am Ende drei mal in verschiedenen Jamie Oliver Restaurants, weil wir unbedingt so viel wie möglich von der Karte probieren wollten. Das Essen ist superhammeroberlecker, macht Spaß und ist sehr liebevoll zubereitet. Und der Service ist einfach sympathisch. Das unglaubliche an der ganzen Geschichte ist, dass das Essen bezahlbar ist! Und das in London. In einem wirklich gemütlich eingerichteten Lokal. Hätt ich's nicht selbst gesehen, ich würd's nicht glauben!

Also falls ihr mal in London seid: Hin da! Mir hat am Besten das Jamie's Italien in Greenwich gefallen, aber es gibt auch eins direkt um die Ecke vom Picadilly Circus, das sich ausgezeichnet mit einem Vintage-Shopping Trip durch Soho verbinden lässt. Hier könnt ihr schon mal auf die Karte schauen und euch auf euren nächsten Städte-Trip freuen: Jamie's Italian Website 

Das ist nicht Jamie's Italian, aber ein süßes altes Minihaus mitten in einem Neubauviertel.

Meine perfekte London Lektüre

London ist eine der großartigsten Städte der Welt. Ich bin da aber auch voreingenommen, denn eins meiner liebsten, seit meiner Jugend meistgelesenen Bücher spielt in dieser Stadt: Ken Follet's Die Pfeiler der Macht (A Dangerous Fortune). Die intrigenreiche, romantische und wirklich sauspannende Geschichte um eine Bankiersfamilie im viktorianischen England hätte mich damals um ein Haar dazu gebracht, nach dem Abi eine Banklehre anzufangen. Da bin ich, dem Himmel sei Dank, gerade noch so davon davon gekommen - aber das Buch ist immer noch eins meiner Favoriten. 

Wie die Damen des 19. Jahrhunderts mit den schwingenden Röcken des Nachmittags im Hyde Park umherwandeln oder sich mit der Kutsche am Picadilly Circus zum Plaudern treffen - ich hab immer die Szenen aus dem Buch vor Augen, wenn ich dann selbst an diesen Plätzen bin. Wobei man zugeben muss, dass die Kombination von Pferdekutsche und Picadilly heute schon eher was für lebensmüde Zeitgenossen wäre.


Apropos schwingende Röcke: Im Albert and Victoria Museum, das übrigens - wie grandioserweise fast alle Museen in London - umsonst ist, gibt es fünf Stockwerke voller wirklich guter Ausstellungen. Eine davon ist "Mode über die Zeiten" und es gab da dieses eine Kleid aus dem Jahr 1755, von dem ich einfach nicht losgekommen bin. "Diese Mode war in den 1750ern eigentlich schon altmodisch, aber zu königlichen Empfängen musste sie weiterhin getragen werden. Man brauchte schon Übung um in einem solchen Kleid durch Türen und Gänge zu navigieren und trotzdem noch elegant auszusehen." (Steht auf der Tafel)

Glaub ich sofort, das Ding ist mindestens 3 Meter breit!


"Gut, dass die Mode heute nicht mehr so kompliziert ist." So mag sich nun die ein oder andere freuen. Doch ach - ihr Unwissenden! Ein sonniger Tag an der Themse und was hätte ich nicht für ein bisschen 1750er Palast-Mode gegeben.

Ich war gerade mal fünf Minuten am Tourimagneten London Eye herumgelaufen, als mir zum ersten Mal undeutlich ein unfeiner Gedanke durch den Kopf ging: "Warum sehen die denn hier alle so bescheuert aus?" Ungefähr so wie ich in den tiefsten 90ern: Leggings, bauchfrei und Plateuschuhe (!), die sogar noch hässlicher waren, als alles, was ich in meinen schlimmsten Buffalo-Zeiten fabriziert habe. Am Anfang dachte ich noch, ich hätte schief geguckt - aber da kamen immer mehr Geschöpfe von der Sorte vorbei. Bis ich irgendwann akzeptieren musste, dass die das freiwillig tragen!

Warum bloß?

Abends beim Schaufensterbummel über die Oxford Street ging mir ein Licht auf: Die armen Mädels hatten gar keine andere Wahl, als so rumzulaufen. Es gibt in London gar nichts anderes mehr zu kaufen.

Die Schaufenster sehen da alle so aus. Das linke mit den Nadelstreifen und dem offensichtlich ernstgemeinten Bustiertop darunter hat mich schon ungläubig erstarren lassen - aber die Sonnenblume???

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wollte Ihnen so gerne zurufen: TUT ES NICHT! ALLE DIE IN DEN 90ERN SO RUMGELAUFEN SIND, HABEN ES FÜR IMMER UND EWIG BEREUT! Aber jede Generation muss ihre eigenen Fehler machen.

Ich fühle mich weise. 
Und schrecklich alt. 
Aber wenigstens geht mein T-Shirt bis zur Hüfte.


8 Kommentare:

  1. Sehr amüsanter Bericht. :D
    Teilweise entdeckt man auch in deutschen H&M-Filialen aufgewärmtes aus den 90ern. Da bin ich manchmal wirklich schockiert und frage mich: Wer zur Hölle zieht sowas an? Die Londoner scheinen da etwas mutiger zu sein. :)

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    1. Wir zur Hölle haben sowas in den 90ern angezogen!!! ;-DDDD

      LG
      Kathi

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  2. Ohhhh, jetzt habe ich Lust auf Nachspeisen ... ganz viele leckere süße Nachspeisen ... Das kommt davon, wenn man sich einen detaillierten Bericht wünscht! :D

    Bei dem Rock musste ich schmunzeln und an einige Szenen aus diversen Historicals denken. Die Hofgarderobe wird da zu dieser Zeit gern als sehr kostspielig und sehr gewöhnungsbedürftig beschrieben und natürlich benötigte man jemanden, der einem zeigte, wie man damit umging. Hach, gut geschriebene Romane können einem so viel Bildung zukommen lassen - wenn auch in der Regel in Bereichen, die im Alltag erschreckend wenig praktischen Nutzen haben. ;D

    Was die Kleidung angeht, so frage ich mich schon lange nicht mehr, wieso jeder Modetorheit nachgegangen werden muss. Die Sonnenblume sieht wenigstens ... sonnig aus. *kicher*

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  3. Ich musste bei dem ausladenden Kleid ja an die Szene aus "North and South" denken, der Fernsehserie - weiß nicht mehr, ob das im Buch auch vorkam - als Fanny Thornton mit ihrem ausladenden, wenn auch nicht ganz so schlimm ausladenden Kleid zu den Hales kommt und Margaret zu ihrer Mutter sagt: "Where do we put them, Mama? I don't think the two of them will fit in here!" ;D

    Ich bin momentan ja schockiert über die Muster - die erinnern mich alle frappierend an die Kittelschürzen, die meine Oma immer angehabt hat ... Aber die Schaufenster-Mode ist auch ohne das sehr - speziell. ;D

    Jedenfalls ein sehr amüsanter Bericht, danke dafür!

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  4. *rotfl* Was für ein toller Bericht! Da kann ich mich ja schon auf unsere London-Woche im Mai freuen. :-)

    Was Engländerinnen und Mode betrifft, bin ich allerdings etwas abgehärtet. 9 Monate England haben mich gelehrt, dass Kleidung immer vollkommen unabhängig vom Wetter und der eigenen Figur getragen wird. Ich erinnere mich schaudernd an den Christmas Ball der Uni, zu dem die Engländerinnen zum Teil zu Fuß in Riemchensandalen und ohne Strümpfe kamen. Dabei war das an einem der wenigen Tage, wo wirklich Schnee lag. Und bauch-, schulter- und was-auch-immer-frei waren sie natürlich auch gern und oft.

    Ich gräme mich über das 80er- und 90er-Revival in der Mode auch schon seit Längerem und frage mich, ob jede Generation durch diese Peinlichkeiten durch muss. Ich fürchte, so ist es. Aber dass man es dann während seines Lebens noch ein paar Mal bei den anderen mit ansehen muss, ist schon schlimm und weckt jedes Mal wieder böse Erinnerungen. :-(

    Gut, dass ich Pfingsten wieder nach Leipzig fahre - da gibt's dann fürs Stil- und Farbempfinden wieder einen kräftigen Reset. ;-)

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  5. Tolle Bilder und ein sehr schöm geschriebener Beitrag; danke! Ich muss auch unbedingt mal wieder nach London... Aber heute backe ich erst mal als Ersatz Scones!

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  6. Den Tipp mit Jamie muss ich mir unbedingt merken. ;)

    Und die Klamotten - uäh. Das ist einfach nur hässlich. Ich mag auch lieber Shirts bis zur Hüfte. ;)

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  7. Habe sehr gelacht beim lesen - London ist auch eine meiner Lieblingsstädte (nur leider so teuer...). Das Kleid ist der Wahnsinn - da kann man ja wunderbar Raum einnehmen und eine richtige Schneise durch die Menge "schlagen"... vll um eine größere Entenfamilie im eigenen Windschatten mitlaufen zu lassen? Man kann nur träumen ;)

    Lg, Antonia

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