Dies ist mein erster Beitrag zu Neyashas Themen-Challenge zu "Liebe, Tod und Ehre" und zwar zum Thema "Rache". Ausserdem steht das Werk natuerlich auf der 100Buecher-Liste der "Best-loved Novels of all time" der BBC und zwar auf Platz 44.
Zur Story
Wir begegnen im Frankreich des fruehen 19. Jahrhunderts einem vielversprechenden jungen Mann, huebsch, erfolgreich, verliebt und beliebt. Sein Name ist Edmont Dantés und er ist kurz davor seine Traumfrau zu heiraten und trotz seiner jungen Jahre Kapitaen eines Schiffs zu werden. Doch dann geraet er unverschuldet in einen Komplott um die Rueckkehr Napoleons, angezetteltvon Maennern, die sich seine Freunde nennen, ihn aber aus Neid ins Gefaengnis bringen. Am Tage seiner Hochzeit, kurz vor dem Ja-Wort, wird er festgenommen und im "Chateu d'Ilf" in den tiefsten Kerker geworfen. Er weiss nicht, dass Jahre vergehen werden, bis er wieder das Tageslicht erblickt. Im Gefaengnis vertraut ihm ein Freund eine Schatzkarte an, sie planen auszubrechen und reich zu werden. Doch bevor es so weit kommen kann, stirbt der Freund. Edward gelingt eine spektakulaere Flucht und bald hat die Pariser Oberklasse ein neues Mitglied: Den geheimnisvollen Grafen von Monte Cristo, der so reich ist, dass niemand sich traut zu fragen, woher er eigentlich kommt. Edmond wird ohne Vorbehalt in die Reihe seiner alten Feinde aufgenommen, von denen niemand ahnt, dass er auf Rache schwoert.
Meine Meinung
Gestandene 900 Seiten hat das Ding. Die ersten 200 lesen sich auch schnuckelig weg, genauso wie letzten ca. 400. Allerdings sieht, wer rechnen kann, dass dazwischen 300 Seiten Zaehigkeit liegen, in die Dumas, aus einem sich mir nicht ganz leicht erschliessbaren Grund, eine Story gepackt hat, deren Charaktere kaum was mit der Geschichte zu tun haben. Laut Fachmann aus dem Vorwort handelt es sich hierbei um den "Italienischen Teil", der wohl nicht nur bei mir seine Wirkung verfehlt hat. Wer aber Lust auf Intrigen, Liebesschwuere und Abenteur zur Zeit Napoleons hat, der bekommt in diesem Buch (fast) alles, auf was er hoffen kann:
- ein tugenhaftes Maedchen, arm aber wunderschoen
- einen hinterhaeltigen Bankier, der die Seitenspruenge seiner Frau ignoriert, solange er gut daran verdient
- noch ein tugendhaftes Maedchen, diesmal reich und wunderschoen
- eine Hoehle, gefuellt mit Diamanten und den feinsten Delikatessen die man sich vorstellen kann. Und danach ein bisschen was zum Kiffen
- eine Prinzessin aus dem Orient, in der Kindheit an Sklaven verkauft
- eine Giftmischerin, die fuer ihren Sohn mordet
- ein Sohn der fuer Geld seine Mutter ermordert
- eine verbotene Liebe, die im Grab endet
- ein drittes Maedchen, auch reich und wunderschoen, aber diesmal nicht ganz so tugendhaft
- die Lebensgeschichte des Meisters der Diebe, von der kein Schwein weiss, was sie eigentlich in dem Buch zu suchen hat
Alles in allem hat mir das Buch, mal abgesehen von dem Kaugummi-Mittelteil, sehr gut gefallen. Edmond Dantés ist ein liebenswerter Hauptcharakter und es ist ein Jammer zu verfolgen, wie sich ueber ihm das Unheil zusammenbraut, ohne dass er etwas davon ahnt. Nach Jahren im Gefaengnis ist von dem charmanten jungen Mann von einst nichts mehr uebrig und der Verlust dieses Charakters ist fuer den Leser fast physisch zu spueren. Der Graf von Monte Cristo laesst sich nicht hinter die Karten blicken und sein Charakter ist so viel dunkler, dass er kaum noch zu erkennen ist. Dumas hat den Dreh der Geschichte meisterlich hinbekommen, indem wir Edmond quasi von hinten ueber die Schulter blicken, den Graf dann aber nur noch durch fremde Augen (die anderer Charaktere) zu sehen bekommen. Am Ende steht Edmond vor der Gewissensfrage, ob die Kinder seiner Feinde die Schuld ihrer Vaeter zu tragen haben und dieser Gewissenskonflikt zerbricht ihn fast. Meiner Meinung nach wird dieser Konflikt am Ende etwas ungeschickt und simpel geloest, aber wir sind schliesslich auch 200 Jahre vor unserer Zeit, als Rache noch ein verstaendlicher Instinkt war. Genauso wie Ehre uebrigens. Der gemeine junge Franzose der Oberklasse konnte es, geht es nach diesem Buch, anscheinend gar nicht erwarten, ehrenhaft im Duell zu sterben. Waehrend die junge Edeldame, tugendhaft und bleich, damit beschaeftigt war sich von ihren Eltern verheiraten oder wahlweise von der Stiefmutter vergiften zu lassen. Natuerlich wie sich das gehoert, ohne ein Wort der Klage. Emanzipation kann man Dumas eher nicht so nachsagen.
Fazit
Ich als Geschichtsfan habe die Hintergruende genossen, etwa wie Dumas nebenbei erwaehnt, dass es zu seiner Zeit ueblich war, in die Oper nur zum Tratschen zu kommen und deshalb erst nach dem ersten Akt. Politik interessiert mich nicht, daher hat mich der Hintergrund um Napoleon eher genervt, aber als elementaren Teil der Geschichte sollte man davon mindestens ein bisschen Ahnung haben. Und ich habe mitgefiebert mit diesem unglueklichen, verlorenen, sinisteren Grafen von Monte Cristo, damit sich endlich wieder eine Spur Edmond zeigt. Ich wurde nicht enttauescht! Lesen. 300 Seiten ueberspringen. Weiterlesen!
Ich als Geschichtsfan habe die Hintergruende genossen, etwa wie Dumas nebenbei erwaehnt, dass es zu seiner Zeit ueblich war, in die Oper nur zum Tratschen zu kommen und deshalb erst nach dem ersten Akt. Politik interessiert mich nicht, daher hat mich der Hintergrund um Napoleon eher genervt, aber als elementaren Teil der Geschichte sollte man davon mindestens ein bisschen Ahnung haben. Und ich habe mitgefiebert mit diesem unglueklichen, verlorenen, sinisteren Grafen von Monte Cristo, damit sich endlich wieder eine Spur Edmond zeigt. Ich wurde nicht enttauescht! Lesen. 300 Seiten ueberspringen. Weiterlesen!
Ps: Ich habe vergeblich nach einem Cover gesucht, auf dem der Graf einigermassen so aussieht, wie ich ihn mir vorstelle... allerdings habe ich immer nur im Wechsel Antonio Banderas und Gerard Depardieu bekommen. Weiss nicht - da halt ichs lieber mit Babyface da oben.
Wow, bist du schnell mit dem ersten Buch für die Challenge! Ich schwanke gerade immer beim Lesen und denke dann, dass ich im Laufe des Jahres bestimmt einen passenderen Titel finde. ;)
AntwortenLöschenWas den Grafen angeht, so habe ich anscheinend mal eine gekürzte Ausgabe gelesen, denn an den Kaugummi-Mittelteil kann ich mich gar nicht erinnern. Oder meine Erinnerung hat den einfach gnädig ausgefiltert. :) Und Babyface passt doch ganz gut zu den historischen Gemälden, die man in diversen Adelssitzen bestaunen darf ... *g*
Oh, das wär ja auch mein geplanter Roman für "Rache", zumal der auch schon seit Jahren auf meinem SuB liegt.
AntwortenLöschenKlingt ja - bis auf die 300 Seiten im Mittelteil recht vielversprechend. Mal sehen, ob ich mich demnächst dazu aufraffen kann. ;-)
Hallo, sehr netter blog hier!
AntwortenLöschenToll dass einer solcher Buchblogs auch mal Klassiker bespricht! Wir haben den Grafen von Monte Cristo auch zu hause stehen ^^ ein welzer! Habe mich noch nicht drüber gewagt ... Soll aber gut sein!
LG
Beth
http://beautiful-magic.blogspot.com
Ich bin jetzt stolze Besitzerin eines Kindle und haben mir den Graf von Monte Christo gleich mal drauf geladen. Aber 900 Seiten huijuijui, das ist viel. Wenigstens habe ich die deutsche Ausgabe, das geht schneller :) Jetzt sollte ich aber mal langsam mit der Liste anfangen. Ständig kommen mir andere Bücher zuvor...
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