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Eins der neueren Cover (via) |
"Wouldn´t it be fun if all the castles in the air which we make could come true, and we could live in them?" said Jo, after a little pause. "I´ve made such quantities it would be hard to choose which I´d have.", said laurie, lying flat, and throwing cones and the squirrel who had betrayed him.
Als ich anfange zu lesen, weiß ich von der Geschichte nichts anderes, als dass mich vor einigen Jahren die Verfilmung mal dermaßen gelangweilt hat, dass ich sie nach einer Viertelstunde wieder ausgemacht habe. Tendenziell ja erstmal ein weniger gutes Zeichen. Und auch bei der Romanvorlage habe ich anfangs so meine Schwierigkeiten. Nachdem ich das erste Kapitel zwar ganz nett aber nicht berauschend finde, landet das Buch erstmal wochenlang auf meinem Nachttisch. Bis mir meine Freundin Giulia aus Italien erzählt, dass die Uni mal wieder so nervt, dass sie zum Abreagieren gerade zum x-ten mal Little Women liest. "I loooove that book." Ich werde hellhörig und erzähle, dass ich mir das auch momentan vorgenommen habe. Begeisterte Guilia Antwort "Uuuund, welche bist du?"
Ich: "Hä?".
Guilia: "Ja, welche von den vier Schwestern aus dem Buch bist du?"
Ich: "Öhm, weiß nicht, so weit bin ich noch nicht. Ich glaub, ich bin wahrscheinlich Jo."
Guilia: "Hab ich mir schon gedacht, alle Coolen sind Jo!"
Ihr versteht, dass ich das Buch an diesem Abend ganz fix wieder aus dem Regal geholt habe...?
Zur Story:
Im Amerika des frühen 19. Jahrhunderts leben die vier Schwestern der Familie March mit ihrer Mutter in verarmten aber sehr harmonischen Verhältnissen. Mit 16 Jahren ist die traditionsbewusste Meg die älteste der Schwestern, gefolgt von ihrer fünfzehnjährigen Schwester Josephine, die aufgrund ihres jungenhaften und unkonventionellen Benehmens aber nur "Jo genannt wird (... und anscheinend "alle Coolen" verkörpert). Bei den beiden kleinen Schwestern handelt es sich um Beth, die mit ihren 13 Jahren die zerbrechlichste und schüchternste der Familie ist und die 12-Jährige Amy, von der schon jetzt klar ist, dass sie mal zu einer Schönheit heranwachsen wird. Im Verlauf des Buches verfolgen wir das weitere Schicksal der March Mädels, die, während sie darauf warten, dass ihr Vater aus dem Krieg wiederkehrt, von Kinden zu jungen Frauen (Little Women) werden.
Meine Meinung:
Während die Geschichte am Anfang eher langsam dahintröpfelt und die Familie sich so harmonisch verhält, dass es einen Tick unglaubwürdig ist, zeichnet Louisa May Alcott ein authentisches Bild der Familienverhältnisse des amerkanischen Mittelschichtlebens im 19. Jahrhundert. Obwohl das Buch scheinbar zu den feministischeren Werken seiner Zeit gerechnet wird, unterschied sich das Rollenverständnis natürlich trotzdem deutlich von der heutigen Zeit und Mutter March wünscht sich für ihre Mädchen in erster Linie ein glückliches Leben an der Seite eines verständnisvollen Ehemannes. Während die älteste und die jüngste ihrer Töchter da ganz nach ihr geraten, ist die unbändige Jo aber überhaupt nicht damenhaft und hat auch nicht vor, sich jemals zu verlieben (!). Insgesamt sind aber alle "Miss Marches" ausgesprochen tugendhaft und würden im Leben nicht darauf kommen, herumzuflirten wie andere junge Damen des gehobenen Standes es auch damals durchaus schon getan haben. Das Buch vertritt einen sehr eindeutigen Standpunkt darüber, welche Handlungen als tugendhaft bezeichnet werden können und welche nicht und wirkt bei mir aus heutiger Sicht nicht nur ein Quäntchen indoktrinierend.
Junge Damen rennen nicht und Vater ist ein Held
In dieser Hinsicht ist mir neben den einfließenden Anstandsregeln - "ein anständiges Mädchen rennt nicht und tobt nicht" (Jo aber wohl!) - und der unhinterfragten Gottesfürchtigkeit der Familie March vor allem eine Sache besonders aufgefallen: Die Besondere Betonung auf der ehrenvollen Rolle des Vaters March, der trotz seiner vier Töchter freiwillig für sein Vaterland in den Krieg zieht. Obwohl Mutter March nämlich von Morgens bis Abends schwer schuftet um die ganze Familie zu ernähren, ist Vater March der unangefochtene Held der Familie. Besonders deutlich wird das in einer Szene, in der die Mutter ihren Mädchen Abends von einem Treffen mit einem Mann erzählt, der alle seine Söhne im Krieg verloren hat: "He spoke so cheerfully, looked so sincere and seemed so glad to give his all, that I was ashamed of myself. I´d given one man, and thought it too much, while he gave four without grudging them!" Gerade mit jungen Mädchen als Zielgruppe sollte man die Beeinflussungskraft solcher Szenen nicht zu unterschätzen. Klar ist unsere Sicht der Dinge im Bezug auf Kriege heute eine andere (zumindest in Europa...) aber das wissen kleine Mädchen ja nicht.
"Und nun wirst du die Zitronendrops einen nach dem Anderen aus dem Fenster schmeißen!"
Abgesehen von diesen Punkten ist das Buch aber eine harmlose und durchaus bezaubernde Kinderlektüre. Die kleinen Haushaltsplagen und Segen der Familie March sind so liebevoll beschrieben und vor allem so eindeutig mit einem guten Verständnis von Kindern, dass sich bestimmt jedes kleine Mädchen in einem der March Mädels wiederfinden kann. Besonders gefallen haben mir die Szenen, in denen Jo mit ihrem besten Freund Laurie allerlei Quatsch anrichtet oder als die kleine Amy in der Schule ihre hartverdienten Zitronendrops aus dem Fenster schmeißen muss, weil sie im Unterricht verboten sind. Entsprechend der damaligen Gepflogenheiten gibt es danach noch was mit dem Rohrstock, eine Strafe die Amy zutiefst kränkt, nicht nur wegen der Bonbons. Sie gibt aber keinen Ton von sich. Gut gemacht Amy, mein Kinderherz weint mit! Sowas fieses.
Geld macht nicht glücklich!
Insgesamt ist die ganze Geschichte ein hingebungsvolles Plädoyer dafür, dass Familienzusammenhalt wichtiger ist als alles Geld der Welt - denn auch wenn die Schwestern sich viel weniger leisten können als andere Mädchen in ihrem Alter und auch manchmal darunter leiden, ist die Familie March die glücklichste kleine Truppe die man sich vorstellen kann. Manchmal vielleicht ein bisschen viel der Harmonie für meinen Geschmack, aber ganz sicher eine wundervolle Geschichte für kleine Mädchen, die bald zu "kleinen Frauen" werden.
Mein Fazit:
Eine Wohfühl-Geschichte für kleine und große Mädchen, die zum Ende des Buches deutlich an Tempo aufnimmt. Und ein spannender Einblick in das amerikanische Rollen- und Familienverständnis vor 150 Jahren.
Edit: Es geht hier NUR um Buch eins, ich hab den zweiten Teil noch nicht gelesen.
Hört ihr wohl auf mich zu bespoilern! Plus: Der Film scheint beide Buecher zusammenzufassen und allein der Trailer spoilert schon so herrlich, dass ich dann jetzt auch weiss, wer im zweiten Buch wen heiratet.
Gnarf.
Edit II:
Hier geht es zur Besprechung des zweiten Teils. ("Good Wives" - Der ist sooo schön!)