Sonntag, 3. Februar 2013

Der Fluch der unvollendeten Reihen

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Ayer volvì de golpe a la realidad. In unserer nächsten Lektion “Spanisch lernen mit Harry Potter warden wir lernen, dass das in etwa bedeutet “Gestern fiel ich schmerzhaft aus allen Wolken”. (Ich hoffe ich habe das richtig konjugiert!) Warum tat ich das? Warum fiel ich? Und warum war es so schmerzhaft?
Ich werde es euch erzählen.
Seit  über einem Monat – abgesehen von einem kleinen Abstecher in die Welt Jane Austens – habe ich nichts anderes mehr gelesen als „Ein Lied von Eis und Feuer“. Und zwar in buchstäblich jeder freien Minute. In der Ubahn. In der Badewanne. In der Mittagspause. Dabei kann ich nicht mal sagen, das mir das Buch super gut gefällt. George R.R. Martins Fantasy Epos ist grausam, deprimierend, desillusionierend, nicht selten Brechreiz erzeugend brutal und dank der ständigen Perspektivenwechsel auch noch oft verwirrend. Jedes mal, wenn man sich gerade an eine Erzählperspektive gewöhnt hat, wechselt sie. Das hat mich wahnsinnig gemacht. Noch viel schlimmer fand ich es, hier zum ersten mal in meinem Leben einem Autor über den Weg zu laufen, der ohne mit der Wimper zu zucken seine Hauptcharaktere meuchelt. Mehrere Male saß ich in den letzten Wochen mauloffen vor einem der Bücher und dachte „Das hat er jetzt nicht gemacht!“ und hätte das Buch am liebsten gegen die Wand geklatscht.
Noch dazu muss man mit der Lupe suchen, um nur einen Schuss Sonnenschein in dieser Serie zu finden. Alles ist schrecklich pessimistisch und es gibt meiner Meinung nach eine deutlich zu große Anzahl an heftigen Psychopathen unter den Charakteren, vor allem im Vergleich zu denjenigen Charakteren, die wenigstens einigermaßen liebenswert sind. Wirklich „gute“ Charaktere sind fast nicht vorhanden, da Martin es meisterhaft versteht, seine Charaktere in allen Charakterschattierungen zu zeichnen – schwarz und weiß sind seine Sache nicht. So wurde nun im Laufe der Zeit doch tatsächlich Jaime Lannister zu einer meiner Lieblingsfiguren – Wer hätt`s gedacht. Furchtbar erschrocken war ich dagegen über die Auflösung zu Shae – muss das denn sein?! Aber genug dazu, man kann zu der Reihe eigentlich nichts inhaltliches schreiben, ohne zu spoilern, deshalb lasse ich es.
Also nun zum eigentlichen Grund meines Posts. Obwohl ich noch nicht viel positives über das Lied von Eis und Feuer gesagt habe, ist es zweifellos eins der besten Fantasy Werke aller Zeiten. Die Charaktere sind ausgefeilt und tiefgründig, die Storyline ist der Wahnsinn und die Idee letztendlich die Bücher aufzusplitten und nur noch bestimmte Charaktere in einem Buch zu behandeln, fand ich auch gut (Obwohl ich am liebsten jedes Mal alle Stellen überblättert hätte, an denen Stannis auftaucht – Brutal langweilig der Mann.) Aber ein ganzes Buch mit fast ungeteilter Aufmerksamkeit auf den goldenen Zwillingen Jaime und Cersei war ganz nach meinem Geschmack. Klasse. Die Geschichte an sich, aus welchem Grund auch immer, macht hochgradig süchtig. Ich hatte oft gar keine Lust mehr weiter zu lesen und war schon richtig schlecht gelaunt von der hundertsten Plot-Twist Idee des Autors, aber ich konnte nicht aufhören!
So las ich und las – und las auf einmal die letzte Seite von „A dance with dragons“. (Bzw. auf deutsch den zehnten Band „Ein Tanz mit Drachen“.
- By the way: über die furchtbare „Eindeutschung“ der Eigennamen muss ich wohl nichts sagen, oder? Als ich den vierten Band auf Deutsch angefangen habe, wusste ich erst überhaupt nicht, wo die waren. „Königsmund“?! Ernsthaft? „King’s Landing“ klingt meiner Meinung nach hundert mal königlicher, aber das ist wohl Geschmackssache und ein Freund hat mich durchaus korrekt darauf hingewiesen, dass ein Fantasyort schließlich nicht in England liegen muss. Die anderen Namen allerdings, die der Charaktere… das tut schon weh. Den Namen „Lannister“ mit „Lennister“ zu übersetzen, damit die dummen Deutschen auch bloß erkennen, wie man es ausspricht, ist ja schon schlimm genug – aber einen Jungen, der im englischen flott „Hot Pastry“ genannt wird, nun ernsthaft mit „Heiße Pastete“ ansprechen zu müssen, macht mir wirklich Bauchschmerzen. „Heiße Pastete zog seinen Dolch“. Aaaah ja.)
Da war ich also gestern atemlos auf der letzten Seite des fünften Bandes angekommen und wollte mir gerade den sechsten Teil bestellen… Und was sagt Wikipedia? Erscheint voraussichtlich in zwei bis drei Jahren“. Waaaaaas???? Ich hab das nie nachgeguckt, ich Idiot! Ich wusste zwar, dass die Reihe noch nicht vollendet ist, aber ich dachte, es fehlt nur noch der letzte Teil. Jetzt sitz ich hier, mit dem miesesten Cliffhanger aller Zeiten, und soll noch zwei bis drei JAHRE auf die Fortsetzung warten?! Ich lese NIE WIEDER unvollendete Reihen! Echt, Harry Potter war damals schlimm genug. Moooooaaaah wie fies ist das denn? Hilfe!

9 Kommentare:

  1. A song of Ice and Fire ist wirklich manchmal schlimm. Ich habe alle englischen Bände bereits hier und wollte eigentlich letztes Jahr mit dem vierten durch sein, wenn der fünfte rauskommt...dann habe ich aber irgendwie auch erfahren, wie lange es bis zum 6. dauert und, weil mich der dritte Band sowieso sehr genervt hat (es treten ja Ewigkeiten alle auf der Stelle) habe ich ihn zur Seite gelegt und seitdem nicht weitergelesen.
    Leider liest es sich eben auch ziemlich in die Länge gezogen und ich habe manchmal das Gefühl, dass der Autor gar nicht weiß, wo er mit seinen Figuren hin will. Wahrscheinlich dauert das Schreiben deswegen so lange. Er hat sich irgendwie verrannt...

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    1. Nicht zu vergessen: Er ist schon Mitte 60. Also in dem Tempo, in dem er die letzten beiden veröffentlicht hat, sollte er vielleicht nicht weiterschreiben...
      Ich lese jedenfalls erst weiter, wenn mich mal wieder die Motivation packt. Habe ja Zeit...

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    2. Ja das Gefühl das er nicht wusste, wie weiter hatte ich auch manchmal, vor allem so wie du im dritten Band. Im vierten Band wird das dann aber besser und im fünften weiss Martin dann für meinen Geschmack ein wenig zu gut, wohin mit seinen Figuren... :/ aber ich sag nichts. Finde es bei der Serie auch durchaus legitim auf die Verfilmung. Bzw die Serie zu Warten. Da spart man sich einiges an Zeit, aber meiner Meinung nach nicht an Qualität! Und die dritte Staffel kommt ja bald. :)

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  2. Oh ja, unvollendete Reihen finde ich auch furchtbar! da liest man und plötzlich geht es nicht mehr weiter und man muss JAHRE auf den nächsten Band warten. Prädestinierte Beispiele sind unter anderen "Die Highland-Saga" von Diana Gabaldon (hier warte ich seit über 3 Jahren), Der "Dämonen-Zyklus" von Peter v. Brett (hier warte ich seit 2,5 Jahren, aber im März gehts endlich weiter!!!) und natürlich Patrick Rothfuß mit seinen Kingkiller Chronicles (Königsmörder-Chroniken), den ich auf Englisch lese, damits schneller geht. Auf Deutsch lese ich ihn dann auch immer nochmal, wenn das nächste Buch kurz bevor steht. Man vergisst ja dann auch Vieles bei so langen Abständen zwischen den einzelnen Bänden der Reihen.

    Das sind meine drei am meisten ersehnten Fortsetzungen, auf die ich aktuell warte.

    LG
    Kathi

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    1. Wow ist der letzte Jamie und Claire Teil schon so lange her? Irre! Ich liebe die Serie ja auch wie verrückt, muss aber sagen dass mich von den letzten drei Bänden nur der letzte wirklich begeistern konnte. Bis dahin hab ich nur mehr aus alter Treue mitgelesen, aber der war dann endlich wieder richtig spannend. :) kanns auch kaum erwarten, bis da der nächste kommt. Kennst du eigentlich den Blog von Diana Gabaldon? Da schreibt sie oft wie sie mit dem Buch voran kommt. :)

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  3. "A Song of Ice and Fire" ist für mich auch wirklich das schlimmste Beispiel einer unvollendeten Reihe - nicht nur, weil die Warterei zwischen dem 4. und 5. Band wirklich eeeewig war, sondern auch, weil ich bisher noch keine Serie gelesen hatte, in der dermaßen viele offene Fragen sich wirklich bändelang durchziehen und ein Cliffhanger nach dem anderen auftaucht. Und dann kommt noch dazu, dass man mit sovielen Handlungssträngen und Figuren jonglieren muss, dass man sich nach ein paar Jahren Wartezeit kaum noch zurechtfindet. Ich habe mir schon ein paarmal gewünscht, ich hätte die Serie nie angefangen oder sie zumindest erst nach dem Abschluss entdeckt.

    Aber nun ja, jetzt haben wir uns halt die Suppe eingebrockt und müssen sie auslöffeln (sei froh, dass du wenigstens nicht schon 6 Jahre auf "A Dance with Dragons" gewartet hast *buärg*).
    Die Serie macht halt nun mal hochgradig süchtig, wobei ich auch Momente hatte, in denen ich kaum weiterlesen wollte - sei es aus Angst vor Grausamkeiten oder weil der eine oder andere Handlungsstrang sich zog. Gerade im 5. Band hatte ich äußerst stark das Gefühl, dass Martin sich 1. verzettelt hat, 2. vieles künstlich in die Länge zieht (Tyrions Sightseeingtour durch Essos und Daenerys' schier endlos zähe Kapitel in Meereen) und 3. teilweise nicht mehr so recht weiß, wo er genau hinwill. Trotzdem: Ich bin immer noch hochgradig süchtig.
    Jaime ist übrigens auch einer meiner Lieblinge geworden. Wer hätte das bei Band 1 gedacht. *g*

    Und du hast dir echt die Übersetzung angetan? Irks.

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    1. du hast 6 JAHRE gewartet??? Ach du meine Güte, dann kommt der nächste Teil bestimmt nicht so schnell. herrje. und ja... Ich hab mir leider Gottes die Übersetzung angetan. Ich hatte die letzten beiden Bücher in der APP auf dem Handy auf deutsch und hab sie morgens immer auf dem Weg zur Arbeit gelesen - die richtigen Bücher wären so unhandlich gewesen. und in der APP gabs die leider nur auf deutsch.Aber ich hab zwischenzeitlich auch immer wieder die Hand auf dem Bestellbutton für die Papier Ausgabe gehabt - Purer Geiz, dass ich sie dann doch nicht bestellt habe :p

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  4. Hihi, ich hab mein letztes Jahr mit George Martin verbracht - hab von Februar bis September an der Serien gelesen, allerdings auf Deutsch und mit Unterbrechungen. Und ich bin so froh, dass ich erst mit der neuen Übersetzung eingestiegen bin (Heiße Pastete stört nicht so, wenn man keine Alternative kennt).
    Mich hat allerdings die Serie nie so gefesselt, dass ich jetzt seeehhnsüchtigst auf den nächsten Band warte, es geht einfach schon viel zu lang :)
    Ganz anders allerding bei der Königsmörder-Reihe von Rothfuss. Daran denke ich fast jeden Tag... :D

    LG Barbara

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  5. Hast Recht, wenn ich mir ein bisschen Zeit gelassen hätte beim Lesen, wär der Übergang wahrscheinlich wesentlich weniger schmerzhaft gelesen!

    oh fiiies die Königsmörder Reihe will ich auch so gern lesen. Aber ich hab meine Lektion gelernt - da warte ich jetzt wirklich ab, bis sie fertig geschrieben ist!

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