Freitag, 11. Januar 2013

Emma - die Promqueen des 19. Jahrhunderts.

Kennt jemand von euch den Film "Miss Austen regrets"? Ich hab mir den letzte Woche fuer 5 Euro bei Thalia im Ausverkauf gekauft und war auch ganz begeistert.  Ich mag ja Kostuemfilme  und von der BBC sowieso. Es handelt sich um eine BBC Verfilmung der letzten Jahre von Jane Austens Leben und basiert auf ihren Briefen und Tagebuechern. Jane Austen ist mir richtig ans Herz gewachsen und die Briefe die sie an ihre Schwester geschrieben hat sind mindestens so liebevoll und ironisch wie ihr Schreibstil in Stolz und Vorurteil. Da sie in dem Film gerade dabei ist, Emma zu schreiben, war meine erste Challenge-Wahl quasi vorprogrammiert. So weit, so gut...

Aber jetzt mal Tacheles: Als ich Stolz und Vorurteil gelesen habe, gab es EINIGE von euch, dir mir wärmstens Jane Austens "Emma" ans Herz gelegt haben. Und zwar nicht als lehrreichen Roman, sondern als Lieblingsfigur! Ich bin jetzt in Kapitel zehn (ca Seite 40)... und schwelge in absolutem Unverständnis! Alles was ich bis jetzt ueber Emma erfahren habe, ist folgendes: Emma ist...

  • eine offenbar grandios schöne, aber unglaublich verhätschelte Tochter aus gutem Hause, 
  • furchtbar arrogant in ihrer Haltung "niederen" Ständen gegenüber, 
  • gnadenlos überzeugt von ihrer eigenen Meinung, 
  • zu faul um in irgend etwas richtig gut zu sein (obwohl sie natürlich keinen Job hat) und 
  • trotz ihrer immer wieder beschriebenen Cleverness zu blind um zu erkennen, dass sich der reiche Schönlingstypi von nebenan nicht für ihre hohle Freundin interessiert, sondern für sie selbst (das hab ich doch richtig erkannst, oder?)
  • Ausserdem hat sie allem Anschein nach gerade alle Chancen ihrer so genannten "Freundin" auf eine glueckliche Ehe zerstoert, ganz zu schweigen von dem armen Tropf der das Pech hatte, den Antrag zu machen, obwohl er ja schliesslich nur ein Bauer ist! 
Habe ich alles?

Ja, ich glaube das ist erstmal genug fuer die ersten 40 Seiten. Nicht nur, dass ich Emma nicht leiden kann, sie macht mich auch noch richtig agressiv, wenn sie Klein-Dummchen einredet was für ein furchtbarer Loser der Mann ist, den ihre Freundin eigentlich ziemlich toll fand:

"He is very plain, undoubtedly - remarkably plain:- but that is nothing compared with his entire want of gentility. I had no right to expect much, and I did not expect much; but I had no idea that he could be so very clownish, so totally without air."

Ernsthaft Emma? Das ist der Kommentar den du ueber den Mann machen möchtest, mit dem deine neue beste Freundin gerade einen sehr glücklichen Sommer verbracht hat? Wow.

Ich werde erstmal nichts mehr weiter sagen, sondern mich darauf verlassen, dass unsere Emma noch gründlich den Kopf gewaschen bekommt, im Laufe der Geschichte.

Aber ganz ehrlich: wenn das hier 2013 in den USA spielen würde, dann wäre Emma ja wohl die Promqueen. Superreich, superhübsch, nichts als Manipulation im Kopf und immer mit dabei, wenn es darum geht, dem Computernerd, der sich gerade aller Schüchternheit zum Trotz getraut hat, ihre Freundin zu einem Date einzuladen, vor der kompletten Clique lächerlich zu machen! Jemand Mean Girls gesehen?

Ihr seid natürlich ganz herzlich dazu eingeladen eure Heldin nach Herzenslust zu verteidigen - ABER WEHE EINER SPOILERT!!!

Hier geht es zu Teil 2, Teil 3 und Teil 4 dieser Rezension.

13 Kommentare:

  1. Haha, das soll ja auch so sein, dass man Emma anfangs nicht leiden kann ;) Ging mir auch so :D Ich habe zuerst die Verfilmung mit Gwyneth Paltrow gesehen, bevor ich das Buch gelesen habe und ich meinte die ganze Zeit zu meiner Schwester: "Ah, die Frau (Emma) regt mich auf, ich kann den Film keine Sekunde länger ertragen." Mittlerweile habe ich Emma ins Herz geschlossen.
    Aber Jane Austen sagte ja selber über dieses Buch: "Mit Emma werde ich einen Hauptcharakter schaffen, den außer mir vermutlich niemand leiden kann" (frei übersetzt).

    Also halte durch ;)

    Liebe Grüße, KQ

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    1. Als ich eben beim Cover suchen ueber Miss Paltrow gestolpert bin, hab ich mich nur gefragt, wie man eine so sanftmuetige Schauspielerin fuer die Rolle nehmen kann. Spielt sie gut?

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    2. Ich mag Gwyneth Paltrow in der Rolle der Emma, aber auch Kate Beckinsale ist sehr gut. Sie beide interpretieren die Rolle unterschiedlich, daher kann man sie schlecht vergleichen. Ich habe die Paltrow-Verfilmung zuerst gesehen, daher mag ich sie ein bisschen lieber. Außerdem sieht in dieser Version Mr Knightley einfach ungemein gut aus :D
      Liebe Grüße, KQ

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  2. Keine Spoiler, versprochen - nur ein ganz kleiner Appell: Gib ihr noch eine Chance! :)

    @Kaugummiqueen: Ich glaube auch, dass es Jane Austen totalen Spaß gemacht hat, eine Figur wie Emma zu erschaffen!

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    1. Na wenn ihr alle so auf ihrer Seite seid, bleibt mir ja nichts anderes ueber. :p ich bin echt gespannt!

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  3. Hehe, ich muss sagen, ich habe es geliebt, mich über Emma zu ärgern. Irgendwie kann ich das nur schwer beschreiben, aber ich hab so unglaublich gern über diese Figur gelesen, obwohl oder weil sie so unmöglich ist.
    Und natürlich ist es auch schön zu beobachten, wie sie sich letztendlich weiterentwickelt.

    Emma 2013 gibt es zwar nicht, aber Emma an der High School 1995, oder anders gesagt: Kennst du "Clueless"? Ist eine ziemlich ironische Neuinterpretation von Emma.

    Falls dir mal nach einer tatsächlichen, zeitgemäßen Verfilmung ist, dann kann ich dir übrigens die BBC-Miniserie mit Romola Garai von 2009 empfehlen, die finde ich toll. Die Version mit Gwyneth Paltrow hingegen ... na, darüber würde ich ja eher den Mantel des Schweigens breiten. %-)

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    1. Clueless hab ich noch nie gesehen und hatte ueber den Hintergrund keine Ahnung! Ist die Serie gut? Da muss jetzt ja echt noch eine ganze Menge mit Emma passieren, wenn ihr alle so ueberzeugt auf ihrer Seite steht... Ehrlich gesagt wundert es mich, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt im Buch ueberhaupt irgendwelche Freunde hat^^

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    2. Nein nein, nicht die Serie, der Film. Ich finde ihn herrlich überzeichnet, mit einem ironischen Augenzwinkern in Richtung diverser Highschool-Filme.

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  4. Nein, nein, liebe Mila, Emma ist TOLL... 2013 wäre sie nicht die Prom-Queen sondern Autorin. Als Verfilmung lasse ich nur "Emma" von 1996 mit Kate Beckinsale gelten. Sie ist so herrliche snobistisch...
    "Austen regrets" mochte ich SEHR. Dieser Blick Janes, wenn ihr geliebter Doktor mit der jungen Nichte flirtet, der geht ins Herz. LG Mila

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    1. Oooh ich hab so mitgelitten... :( Allerdings hab ich mich neben Jane auch gleich im ihre Nichte verliebt, also konnte ich nicht mal wem boese sein. (Ausser dem Mann natuerlich, aber das ist ja schliesslich auch Jane Austens Welt :p Wobei ich sagen muss, dass Emma mich wesentlich heftiger aergert als Mr. Darcy. Und ich kann mir uum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen, dass sie da nur halb so gut wieder rauskommt wie er!)

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  5. Emma ist anstrengend ... aber gleichzeitig wird ja auch früh deutlich, wie sehr sie an ihrem Vater hängt, insofern werden da ja auch positive Seiten deutlich.
    Halt durch ;)

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  6. Um den Film bin ich neulich auch rumgeschlichen. Gut zu wissen, dass sich der Kauf lohnt. =) Vielleicht ist ja auch "Becoming Jane" etwas für dich - falls du ihn noch nicht kennst. Soll auch eine Verfilmung von Jane Austens Leben sein, obwohl (sehr) vieles aus der Geschichte von Pride & Prejudice einfach nur umgemünzt wurde. Trotzdem ein sehr schöner Film!

    Und wegen Emma schließe ich mich den anderen an: Gib ihr noch eine Chance und dann wirst du sie am Schluss auch ins Herz schließen :)

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  7. Mir geht es wie den anderen hier, ich liebe Emma - gib ihr eine Chance!
    Abgesehen davon: Mit guten Figuren muss man nicht unbedingt im wahren Leben einen Kaffee trinken wollen (wäre ich bei Emma nicht so scharf drauf!), gute Figuren können auch Leute sein, die eigentlich einigermaßen ätzend sind - solange sie eine glaubwürdige Motivation bzw. Hintergrundgeschichte (Emma WURDE total verzogen) und auch gute Seiten haben (und die hat Emma unbedingt, wart's nur ab), und sich im Laufe der Geschichte weiterentwickeln. :-)

    Ich mag übrigens auch die Kate-Beckinsale-Verfilmung am liebsten, aber auch die mit Romola Garai ist klasse. Nur die Hollywood-Version lass besser bleiben. *grusel* Gwyneth Paltrow war OK, aber der Rest … Nee.

    "Miss Austen regrets" wollte ich auch schon immer mal gucken - hm, vielleicht finde ich ihn ja noch bei Thalia? Oder ich gucke ihn einfach auf Youtube. Auf Youtube gibt es schließlich ALLES, bis der jeweilige Kanal wegen Urheberrechtsverletzung gesperrt wird. *flöt*

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